Ein Feuerwehrmann bekämpft einen Waldbrand in Veiga das Meas im Nordwesten Spaniens.

Im Nordwesten Spaniens herrschen besonders schwere Waldbrände. Foto: picture alliance/dpa/AP | Lalo R. Villar

Feuer-„Tsunami“ wütet in Spanien: Doppelte Fläche Hamburgs abgebrannt

kommentar icon
arrow down

Teile Spaniens stehen in Flammen: Tausende Retter kämpfen unermüdlich gegen die Brände. Ein Einsatzleiter spricht von einem „Tsunami“, der kaum zu stoppen sei. Inzwischen ist deutsche Hilfe im Anmarsch.

Wegen der schweren Wald- und Vegetationsbrände im Nordwesten Spaniens hat Ministerpräsident Pedro Sánchez seinen Sommerurlaub unterbrochen. Der sozialistische Politiker besuchte am Nachmittag die besonders betroffenen Provinzen Ourense und León und sicherte umfassende Unterstützung zu.

Man werde alle Einsatzkräfte des Zentralstaates den Regionen zur Verfügung stellen, sagte Sánchez im Koordinationszentrum für den Feuerwehreinsatz in Ourense. „Es liegen schwierige Tage vor uns“, betonte er. Zugleich warb Sánchez für einen „großen Staatsvertrag zur Abmilderung der Klimakrise“, der parteipolitische Auseinandersetzungen außen vor lassen solle.

20 Brände der höchsten Gefahrenstufe


MOPO

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:

Mieten-Irrsinn: 1400 Euro für 18 Quadratmeter
Aus Rache geoutet: Ein bisexueller Pastor erzählt
Urlaub im Bezirk Mitte: Fünfter Teil unserer Ferien-Serie
Wilhelmsburg: Ein Projekt hilft älteren Menschen, Jobs zu finden
Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
20 Seiten Sport: St. Paulis Transfer-Endspurt: Welche Baustellen noch offen sind
20 Seiten Plan7: Neues Burlesque-Festival in Hamburg

In den vergangenen knapp zwei Wochen zerstörten die Flammen nach offiziellen Angaben bereits rund 1150 Quadratkilometer – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie der Bodensee. Tausende Menschen mussten aus ihren Häusern geholt werden. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

Am Sonntag registrierte Spanien insgesamt 20 Brände der höchsten Gefahrenstufe zwei, erklärte die Generaldirektorin des Zivilschutzes, Virginia Barcones, im Interview des staatlichen TV-Senders RTVE. 

Hilfskonvoi aus Deutschland unterwegs

Die Lage sei besorgniserregend und werde durch die andauernde Trockenheit und Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad verschärft. Der Wetterdienst Aemet warnt vor erhöhtem Brandrisiko in mehreren Regionen des Landes bis Montag.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez ist in die von den Waldbränden in Ourense und Leon betroffenen Gebiete gereist. picture alliance/dpa/EUROPA PRESS | Carlos Castro
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez spricht während seines Besuchs im Operativen Koordinationszentrum gegen Waldbrände in Ourense.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez ist in die von den Waldbränden in Ourense und Leon betroffenen Gebiete gereist.

Im Rahmen des Katastrophenschutzmechanismus hatte Spanien bei den EU-Partnern Unterstützung erbeten. Laut Barcones wurden am Sonntag zwei Löschflugzeuge aus den Niederlanden erwartet. 

Das könnte Sie auch interessieren: Lebensgefährlicher Blindflug: Rennradfahrer spricht über seinen Horror-Crash am Deich

Aus Bonn sollte sich ein Hilfskonvoi von mehr als 20 Feuerwehrfahrzeugen Richtung Spanien in Bewegung setzen. 67 Feuerwehrleute seien dabei, sagte der Deutschen Presse-Agentur ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums.

Mehrere Festnahmen wegen Brandstiftung

Zuletzt waren in den sogenannten Autonomen Gemeinschaften Galicien, Kastilien und León sowie auch in Extremadura und Asturien insgesamt 13 Landstraßen gesperrt. In Galicien war auch eine Bahnverbindung unterbrochen. In einigen Dörfern und kleineren Gemeinden galt ein Ausgehverbot.

Bisher wurden vor allem dünn besiedelte Gebiete in Mitleidenschaft gezogen. Dabei wurden auch große Teile von Naturschutzgebieten zerstört. Das Dorf Palacios de Jamuz in León wurde teilweise zerstört, wie ein Video zeigte. Mehrere Menschen wurden unter dem Vorwurf der Brandstiftung festgenommen.

Blick auf den Waldbrand in Casar de Cáceres in der Autonomen Gemeinschaft Extremadura picture alliance/dpa/EUROPA PRESS | Carlos Criado
Blick auf den Waldbrand in Casar de Cáceres
Blick auf den Waldbrand in Casar de Cáceres in der Autonomen Gemeinschaft Extremadura

Tausende Angehörige der Feuerwehr, der militärischen Nothilfeeinheit UME, des Zivilschutzes und der Polizei bekämpfen seit Tagen die Flammen. Sie werden von Dutzenden Hubschraubern und Löschflugzeugen unterstützt.

Feuerwehrleute berichten von extremer Hitze, Rauch und schwer zugänglichen Einsatzgebieten. „Es ist, als wollte man einen Tsunami stoppen“, zitierte die Zeitung „El País“ einen Einsatzleiter in Ourense.

2025 eines der schlimmsten Brandjahre

Laut aktuellen Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) wurden in Spanien seit Jahresbeginn (bis 16. August) mehr als 1570 Quadratkilometer (157.000 Hektar) Wald und Vegetation durch Brände zerstört – das entspricht der doppelten Fläche von Hamburg (755 Quadratkilometer).

Damit ist 2025 nach nur acht Monaten schon das drittschlimmste Brandjahr der vergangenen zwei Jahrzehnte, übertroffen nur von 2022 (rund 306.000 Hektar) und 2012 (knapp 190.000 Hektar).

Das könnte Sie auch interessieren: Flammen an Hamburger Einrichtung: Großeinsatz mitten in der Nacht

Auch im Nachbarland Portugal brennt es derzeit so heftig wie seit Jahren nicht mehr. Mehr als 3200 Einsatzkräfte bekämpften am Sonntag neun größere Brände. Kritisch war die Lage laut Zivilschutz vor allem in Arganil im Bezirk Coimbra sowie in Sátão im Bezirk Viseu im Zentrum des Landes. Auch Lissabon bat um EU-Hilfe und erwartet zwei Löschflugzeuge aus Schweden.

Landflucht spielt auch eine Rolle

Die im Zuge des Klimawandels häufigeren und längeren Trockenperioden sind in Spanien laut Experten nicht der alleinige Grund für die zunehmende Brandgefahr. Forst- und Buschlandflächen haben dort in den vergangenen 50 Jahren von zwölf Millionen auf 27 Millionen Hektar zugenommen. Viele dieser Wälder in Gebieten mit Landflucht werden kaum noch genutzt, sodass sich enorme Mengen brennbaren Materials ansammeln, berichtete RTVE. (dpa)

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test