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Hackfleisch liegt im Kühlfach eines Supermarktes
  • Billig-Hackfleisch der Haltungsform 1 soll es bei Aldi künftig nicht mehr geben
  • Foto: (c) dpa

Aldi schmeißt Billig-Fleisch aus dem Regal

1,99 Euro für 600 Gramm Nackensteak: Angebote wie diese gab es bei Aldi immer wieder. Nun soll damit Schluss sein: Der Discounter hat angekündigt, künftig kein Billig-Fleisch mehr zu verkaufen. Was bedeutet das?

Die Ankündigung sorgte am Freitag für mächtig Wirbel: Aldi verbannt Billig-Fleisch aus den Regalen. Spätestens ab 2030 wolle man nur noch Frischfleisch von Tieren aus höherwertigen Haltungsformen verkaufen, teilten Aldi Nord und Aldi Süd mit. „Wir meinen es ernst“, sagte ein Sprecher. Aldi sei sich seiner Verantwortung und der „Macht der Marke“ bewusst. Man wolle für die Gesellschaft, die Landwirte und vor allem für das Tier etwas ändern. 

Wie viel tiefer wir in die Tasche greifen müssen, ist noch offen

Aldi und andere große Lebensmittelhändler hatten 2019 ein vierstufiges System der Haltungskennzeichnung eingeführt. Die erste Stufe „Stallhaltung“ entspricht lediglich den gesetzlichen Anforderungen. In der Stufe 2 „Stallhaltung plus“ gibt es für die Tiere unter anderem mehr Platz und zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Stufe 3 „Außenklima“ garantiert noch mehr Platz und Frischluft-Kontakt, bei Stufe 4 „Premium“ gibt es außerdem Auslaufmöglichkeiten im Freien.

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In einem ersten Schritt will Aldi noch dieses Jahr den Anteil von Stufe 3-Fleisch am Umsatz von zwölf auf 15 Prozent erhöhen. Bis 2025 sollen dann zunächst Produkte der Stufe 1 komplett aus den Regalen fliegen, bis 2030 dann auch solche der Stufe 2. Wie viel Kund:innen künftig mehr für Fleisch bezahlen müssen, ließ Aldi zunächst offen. Die Umstellung könne „natürlich nicht auf dem Preisniveau von Haltungsstufe 1 und 2“ erfolgen, so der  Sprecher.

Die Ankündigung bringt Bewegung in den Markt

Die Pläne sind eine Revolution: Nach eigenen Angaben verkaufen Aldi Süd und Aldi Nord derzeit rund 24 Prozent des SB-Fleisches in Deutschland. Die Umstellung sei daher ein „Meilenstein, der der ganzen Branche zeigt, wo es hingehen muss“, kommentierte Stephanie Töwe von Greenpeace. Dem schloss sich der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, an. Entscheidend sei aber, so Schröder, dass andere dem Schritt folgten. Das hofft auch Aldi selbst: „Allein werden wir es nicht schaffen“, so der Sprecher. 

Tatsächlich kommt nun Bewegung in den Markt: Rewe teilte noch am Freitag mit, man strebe an, in den Supermärkten und bei der Discount-Tochter Penny bis Ende 2030 „im gesamten Eigenmarken-Frischfleischsortiment ausschließlich Haltungsformstufe 3 und 4 anzubieten“. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka plant, „kurzfristig auf die Haltungsstufe 1 und längerfristig auf die Haltungsstufe 2 bei Frischfleisch zu verzichten“. Konkrete Ziele wollten die Hamburger „aus Wettbewerbsgründen noch nicht nennen“.

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Und was sagen die Landwirte? Der Deutsche Bauernverband reagierte zunächst zurückhaltend. „Die Haltungsstufen 3 und 4 sind aktuell eine absolute Marktnische“, sagte Präsident Joachim Ruckwied. Grund sind auch finanzielle und bürokratische Hürden: Landwirte müssen viel Geld in den Um- und Neubau von Ställen investieren und klagen über lange Genehmigungsverfahren. Immerhin, so Ruckwied: Offensichtlich sei der Lebensmitteleinzelhandel nun bereit, „im Einkauf erhebliche Summen aufzuwenden, um mehr Tierwohl angemessen zu honorieren“. 

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