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Heiligenhafen: Blick auf Ferienhäuser
  • Immer mehr Tourismusorte in Schleswig-Holstein begrenzen die Zahl von Ferienwohnungen – auch Heiligenhafen. (Archivbild)
  • Foto: Christophe Gateau/dpa

Zu viel Tourismus? Ostsee-Urlaubsorte begrenzen Zahl der Ferienwohnungen

Die Zahl der Ferienwohnungen durch Bauleitpläne begrenzen? Einige Kommunen an der Ostsee greifen bereits zu diesem Mittel. „Wir wollen miteinander, nicht gegeneinander leben“, sagt die Bürgermeisterin von Scharbeutz. Für viele Einheimische ist es schwierig geworden, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

So will die Hansestadt Lübeck für mehrere Baugebiete im Ostseebad Travemünde durch Bebauungspläne ausschließen, dass bestehende Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt oder neue gebaut werden. Darüber wird in der Hansestadt seit längerem diskutiert. Voraussichtlich im Januar soll nun die Bürgerschaft über die Bebauungspläne entscheiden.

Kommunen in Ostholstein begrenzen Ferienwohnungen

Auch andere Kommunen wie Heiligenhafen, Scharbeutz oder Timmendorfer Strand (alle im Kreis Ostholstein) begrenzen die Zahl der Ferienwohnungen. Hintergrund ist, dass es für Einheimische in vielen Tourismusorten immer schwieriger wird, bezahlbare Wohnungen zu finden. Die vorhandenen Ferienwohnungen sollten nicht verdrängt werden, aber das Verhältnis zwischen Dauer- und Ferienwohnungen müsse stimmen, sagte die Bürgermeisterin von Scharbeutz, Bettina Schäfer.


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„Wir haben aktuell rund 5000 Zweit- und Nebenwohnungen in der Gemeinde“, sagte die Bürgermeisterin der Gemeinde mit rund 11.000 Einwohnern. „Aber wir benötigen dringend bezahlbaren Wohnraum für unsere Bürgerinnen und Bürger.“

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Deshalb würden gerade alle Bauleitpläne dahingehend geprüft, wo reines Wohnen sinnvoll sei, wo es eine gesunde Mischung geben solle und wo Sondergebiete für Tourismus ausgewiesen werden könnten, sagte Schäfer. „Wir alle wollen miteinander, nicht gegeneinander leben“, sagte sie.

Martin Scheel von der Gemeinde Timmendorfer Strand sieht das ähnlich. „In den vergangenen Jahren ist entlang der Ostseeküste geradezu ein Boom an Ferienwohnungsvermietungen entstanden. Dadurch wird es für die einheimische Bevölkerung zunehmend schwierig, bezahlbaren Dauerwohnraum zu finden“, sagte er. „Wir arbeiten deshalb an einem Konzept für eine ausgewogene Mischung von Ferienwohnungen und Dauerwohnungen.“

Tourismus erschwert Suche nach bezahlbarem Wohnraum

Danach sollen Ferienwohnungen vorrangig auf die strandnahen Bereiche konzentriert werden, in entfernteren Ortslagen soll dagegen das Dauerwohnen vorherrschen. „Die dort vereinzelt bestehenden Ferienwohnungen sollen aber bestehen bleiben.“

Auch andere Orte an der Ostseeküste wollen einen Wildwuchs bei den Ferienwohnungen durch Bauleitpläne begrenzen und erhalten dafür in den sozialen Medien viel Zuspruch. Negatives Beispiel ist für viele die Nordseeinsel Sylt, wo Beschäftigte seit Jahren zum Pendeln aufs Festland gezwungen sind, weil sie auf der Insel keine bezahlbare Wohnung finden.

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Das wolle man für Fehmarn unbedingt vermeiden, sagte ein Sprecher der Gemeinde Fehmarn, die mit 16.000 Betten in der touristischen Vermarktung zu den bettenstärksten nach Sylt (mehr als 40.000 Betten) und Grömitz (20.000 Betten) zählt.

Beim Umgang mit Ferienwohnungen stecken Gemeinden oft in einer Zwickmühle. Einerseits sind Ferienhäuser und -wohnungen gerade bei Gästen sehr beliebt. „Im Jahr 2020 wurden rund 2,13 Millionen Urlaubsreisen von mindestens fünf Tagen in Ferienhäuser und Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein unternommen“, sagt Bente Grimm vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT).

Lärm, Müll, Verkehr: Tourismus bei Anwohnern weniger beliebt

Außerdem ist die Vermietung von Ferienwohnungen für die Kommunen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. „Bei allen Problemen ist der Tourismus für viele Gemeinden die einzige Einnahmequelle“, sagte Grimm.

Andererseits scheint die Ablehnung des Tourismus bei vielen Bewohnern zu wachsen. Bürger beklagen die Belastung durch Lärm, Müll und den zunehmenden Verkehr. „Das ist ein vielschichtiges Thema“, sagte Grimm. „Auch Menschen, die mit dem Tourismus ihren Lebensunterhalt verdienen, fühlen sich durch bestimmte Aspekte, wie zum Beispiel die Verkehrsbelastung, gestört“, sagte sie.

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Für die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein, Catrin Homp, ist die Akzeptanz des Tourismus vor Ort entscheidend für den Erfolg. „Orte und Regionen stehen vor der Herausforderung, ihre touristischen Entwicklungskonzepte in Einklang mit den Wünschen und Anforderungen der einheimischen Bevölkerung zu entwickeln“, sagte Homp.

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