Hamburg: Wohnen über Supermarkt-Parkplätzen? „Das wäre absurd“
Die Baufläche in Hamburg ist knapp, trotzdem will der Senat jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen genehmigen. Die CDU fordert deshalb mehr Kreativität und schlägt Wohnungen über Parkplätzen vor. Die MOPO hat mit Professor Bernd Dahlgrün von der HafenCity Universität (HCU) über diese ambitionierten Pläne gesprochen. Die Einschätzung des Ingenieurs fällt allerdings vernichtend aus.
In einem Antrag an die Bürgerschaft will die Fraktion Wohnraum schaffen, indem neue Wohnungen mithilfe von Stelzen über bereits bestehenden Parkplätzen gebaut werden. „Die Doppelnutzung der Flächen ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll und würde auch einen kleinen Beitrag zum Erhalt von Parkraumflächen darstellen“, heißt es dort.
Die Baufläche in Hamburg ist knapp, trotzdem will der Senat jedes Jahr 10.000 neue Wohnungen genehmigen. Die CDU fordert deshalb mehr Kreativität und schlägt Wohnungen über Parkplätzen vor. Die MOPO hat mit Professor Bernd Dahlgrün von der HafenCity Universität (HCU) über diese ambitionierten Pläne gesprochen. Die Einschätzung des Ingenieurs fällt allerdings vernichtend aus.
In einem Antrag an die Bürgerschaft will die Fraktion Wohnraum schaffen, indem neue Wohnungen mithilfe von Stelzen über bereits bestehenden Parkplätzen gebaut werden. „Die Doppelnutzung der Flächen ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll und würde auch einen kleinen Beitrag zum Erhalt von Parkraumflächen darstellen“, heißt es dort.
Hamburg: CDU fordert Wohnungen über Parkplätzen
Hintergrund ist das ehrgeizige Ziel des Senats, jedes Jahr 10.000 neue Baugenehmigungen zu erteilen. Es entstammt dem „Bündnis für das Wohnen“, einer Vereinbarung zwischen Senat, Verbänden der Wohnwirtschaft und dem städtischen Wohnungsbauunternehmen SAGA. Das Ziel ist, den Wohnungsmarkt langfristig zu entlasten. Das Problem: Wo sollen die ganze Baugrundfläche für all die Wohnungen herkommen?
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Vorbild könnte dabei die Stadt München sein: Dort hat die Baugesellschaft „Gewofag“ bereits 2017 ein Stelzenhaus über Parkplätzen realisiert. 100 Wohnungen wurden über 107 Parkplätzen errichtet.
HCU-Professor vom Wohnen über Parkplätzen nicht überzeugt
Könnte so das Wohnen der Zukunft aussehen? Professor Bernd Dahlgrün, Professor an der HafenCity Universität und spezialisiert auf Baukonstruktion, sieht in dem Vorschlag der CDU keine wirtschaftliche Grundlage. „Parkplätze sind wenig lukrativ und nehmen Platz weg. Es wäre absurd, das Erdgeschoss für Parkplätze vorzubehalten, wenn diese Ebene viel wirtschaftlicher von Wohnungen und Gewerbe genutzt werden könnte.“

Dazu kämen notwendige Einschränkungen. „Es ist baulich aufwendig und teuer, Wohnungen über Parkplätze zu bauen. Zum einen ist ein Parkhaus unten nicht beheizt und die Wohnungen oben drüber müssen extra gedämmt werden“, sagt Dahlgrün. Zudem brauche es zusätzliche Brandschutzmaßnahmen, wenn unter den Wohnungen Autos stünden. „Diese könnten abbrennen oder explodieren.“
Wohnen in Hamburg: Mietwohnungen lohnen sich nicht
Das Problem am Hamburger Wohnungsmarkt seien die explodieren Grundstückspreise. „Es lohnt sich für Eigentümer nicht mehr, Mietwohnungen bauen zu lassen sondern nur noch Eigentumswohnungen – und die gehen immer noch weg wie warme Semmeln.“ Ein Blick in die HafenCity: Im „Eleven Decks“ werden auf 21.000 Quadratmetern 306 Eigentumswohnungen realisiert, zu Preisen von bis zu 3,2 Millionen Euro. Abnehmer gibt es schon. Laut Dahlgrün gibt es derzeit allerdings keine Lösungen, wie Mietwohnungen wieder lukrativer werden können. „Eine Möglichkeit wären gesetzliche Auflagen, die verhindern, dass die Preise immer teurer werden.“
Was wäre aber mit einer Überbauung von Supermarktparkplätzen? Die sind groß und nehmen viel Platz weg. Auch das kann sich der HCU-Professor schwer vorstellen. „Im innerstädtischen Bereich haben die meisten Supermärkte gar keine großen Parkplätze mehr. Die großen Discounter mit den riesigen Parkplätzen befinden sich eher im Hamburger Speckgürtel.“ Zudem müsste dort auch der notwendige Abstand zur Grundstücksgrenze beachtet werden.
Wohnen über Aldi, Rewe, Budni und Co ist in Hamburger wiederum bereits Realität: Insgesamt 2200 Wohnungen sollen über Läden in der Hansestadt entstehen. Es gibt sie unter anderem in Lokstedt (Aldi Osterfeldstraße), Othmarschen (Rewe Behringstraße) und Neugraben (Rewe Neugraben).