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Westerland: Häuser und das Hotel Miramar, aufgenommen hinter den Dünen in der Abendsonne.
  • Trotz hoher Nachfrage ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen auf Sylt im Vergleich zum Vorjahr gesunken.
  • Foto: Lea Sarah Albert/dpa

Heftige Konsequenzen: Darum wird auf Sylt immer weniger gebaut

Die Nachfrage nach Wohnraum ist auf Sylt groß, doch die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken – wieder einmal. Makler und Branchenverbände beklagen hohe Kosten und strenge Auflagen.

Die Anzahl der Baugenehmigungen auf Sylt ist nach einem leichten Rückgang 2022 auch im vergangenen Jahr weiter gesunken. Das zuständige Kreisbauamt mit Sitz in Husum bewilligte den Bau von 194 Häusern und Wohnungen auf der größten deutschen Nordseeinsel, wie der Sprecher des Kreises Nordfriesland, Hans-Martin Slopianka sagte. Das sind 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2021 brach die Zahl sogar um rund 21 Prozent ein.

Sylt: Zahl der Baugenehmigungen geht erneut zurück

„Dieser Trend ist grundsätzlich eine gesunde Veränderung der Baustruktur auf Sylt, dadurch beruhigt sich der Markt“, sagte Peter Peters, Immobilienmakler auf Sylt. Dauerhaft müsse aber auch neu gebaut werden, wenn alte Gebäude marode sind.

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Hohe Baukosten und teures Material aufgrund der Inflation, gestiegene Zinsen für Immobilienkredite sowie steigende Energiestandards sorgen dafür, dass auf der Insel, wie auch auf dem Festland, weniger gebaut wird. Besonders im Wohnungsbau werden deswegen viele Vorhaben verschoben oder abgesagt.

Peters sieht hier den Staat in der Pflicht: Teures Bauen mit hohen Effizienzstandards, zum Beispiel bezüglich der Wärmedämmung und beim Schallschutz, an die Bauherren seien zu hoch und übertrieben. „Die Standards müssen runter, damit die Kosten sinken und wir die Wohnungsnot lindern können und auf Sylt bezahlbarer Dauerwohnraum für Einheimische geschaffen werden kann.“ Zum Beispiel sei es in Deutschland nicht unbedingt nötig, Fenster dreifach zu verglasen.

Viele Sylter ziehen inzwischen aufs Festland

Zudem könnten bestehende Gebäude eher saniert werden statt sie abzureißen und neu zu bauen, wenn die Vorschriften bei Wohnqualität und Extras herunterschraubt und gelockert werden, sagte Peters. Das sei besonders auf Sylt wichtig: „Wir müssen unsere DNA auf der Insel erhalten: Es tut mir in der Seele weh, wenn ortsbildprägende Bäderstil-Architektur sowie Friesen- und Kapitänshäuser abgerissen werden.“ Dass eine energieeffiziente Sanierung von Altbauten nach den aktuellen Standards des Bundes teilweise teurer ist als komplett neu zu bauen, schrecke demnach einige ab.

Sylt: Mangel an Neubauten treibt die Preise weiter in die Höhe

Der Mangel an Neubauten könnte durch die damit verbundene Verknappung des Angebots laut Peters zudem auch für steigende Preise auf dem Immobilienmarkt sorgen – sowohl bei Zweitwohnsitzen, Ferienwohnungen und Dauerwohnungen. Mit heftigen Konsequenzen auf Sylt, wo die Immobilienpreise ohnehin hoch sind und Wohnraum chronisch fehlt. Viele Sylter ziehen daher inzwischen auf das nahe Festland. 

Die Gemeinde Sylt will für zusätzlichen, bezahlbaren Dauerwohnraum sorgen. Das Kommunale Liegenschafts-Management (KLM) als Eigenbetrieb der Gemeinde Sylt bewirtschaftet mehr als 1200 eigene Dauerwohnungen, von denen laut Gemeinde rund zwei Drittel öffentlich gefördert sind. Die durchschnittliche monatliche Nettokaltmiete beträgt 7,28 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. „Derzeit befinden sich weitere 500 Wohnungen in der Planung und Umsetzung“, sagte Carsten Kerkamm (CDU), amtierender Bürgermeister der Gemeinde Sylt.

Bauverbände fordern Überprüfung der Standards

Mit dem Rückgang der Baugenehmigungen setzt sich auf der Urlaubsinsel ein Trend fort, der auch auf dem bundesdeutschen Festland zu beobachten ist. Im Januar 2024 war die Zahl der erteilten Baugenehmigungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Vergleich zum Vorjahr um 23,5 Prozent gesunken. Nach vorläufigen Daten der Behörde war die Zahl der Bewilligungen trotz starker Nachfrage nach Wohnraum in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken.

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Angesichts der dramatischen Krise im Wohnungsbau hatten sieben Wohnungsbauverbände am Donnerstag in Berlin die Politik aufgefordert, ihre Standards infrage zu stellen. Einfachere Wohnungen könnten aus Sicht der Baubranche den Wohnungsbau in Deutschland wieder in Schwung bringen. (dpa/mp)

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