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Ein Luftfilter steht in einem Klassenraum an einer Grundschule.
  • Bei der Besorgung von Luftfiltern wurde die Verantwortung laut der Schulleiterin hin- und hergeschoben.
  • Foto: (c) dpa

Schulleiterin macht klare Ansage an die Politik

Maskenpflicht im Unterricht und tägliche Coronatests: Der Schulstart nach den Sommerferien bringt Schülerinnen und Schülern und auch den Lehrkräften in Niedersachsen neue Herausforderungen. Das gemeinsame Ziel müsse so viel Präsenzunterricht und gleichzeitig so viel Sicherheit wie möglich sein, sagte die Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, Andrea Kunkel. Es sei keine Alternative, „dass die Kinder über Jahre von zu Hause aus lernen“.

In ein paar Tagen beginnt das neue Schuljahr, gleichzeitig rollt die nächste Pandemiewelle an – sind Schulen und Schulpolitik diesmal besser vorbereitet?

Andrea Kunkel: Ich glaube, das können wir erst im Nachhinein sagen. Die 3G-Regeln, die täglichen Tests in den ersten sieben Schultagen und die Maskenpflicht in den Gebäuden, im Unterricht und am Platz – das ist etwas, was wir im vergangenen Jahr nach den Sommerferien nicht hatten. Und das wird hoffentlich so etwas wie einen Sicherheitskorridor bedeuten. Die Regeln kommen auch nicht ganz überraschend, weil sie in den letzten Wochen schon während der Ferien immer in der Diskussion waren. Auch sind wir in vielen Abläufen geübt und haben viele Erfahrungen in den vergangenen anderthalb Jahren sammeln können. Und im vergangenen Schuljahr haben die Kinder und die Lehrkräfte das gemeinsam toll gemeistert.

Wie bewerten Sie die Maskenpflicht in allen Altersstufen?

Man kann natürlich sagen, wir wünschten uns das anders. Aber unser gemeinsames Ziel muss sein, so viel Präsenzunterricht wie möglich und gleichzeitig so viel Sicherheit wie möglich zu gewährleisten. Und wenn wir das gemeinsam bewältigen wollen, dann sind die Masken schlicht ein Mosaikstein. Allerdings muss man nach einer gewissen Zeit sicher schauen, ob sich das bewährt. Wenn wir mit Maskenpflicht in den Unterricht starten, dann ist das natürlich weit von Normalität entfernt.

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Was bedeutet die Maskenpflicht für die Jüngsten, die Erstklässler?

Laute richtig zu hören und dann schreiben zu lernen wird sicher erschwert. Aber auch das hatten wir schon im vergangenen Schuljahr. Ich habe selbst in einer ersten Klasse Deutsch unterrichtet – und es gibt schließlich die Möglichkeit, die Maske für bestimmte Übungen abzunehmen. Klar erschwert es den Unterricht, aber die Frage ist: Was ist die Alternative?

Genügen die Regelungen aus Ihrer Sicht, um am Präsenzunterricht festhalten zu können?

Das kann ich noch nicht absehen. Wenn wir eines gelernt haben, dann das: Die Pandemie ist ein dynamisches Geschehen. Und das wirkt sich unmittelbar auf die Schulen aus. Aber die Erfahrungen zeigen, dass wir viele unterschiedliche Maßnahmen durchaus brauchen, man muss schauen, wie das zusammenwirkt. Bisher hatten wir zweimal wöchentlich Tests in den Schulen, künftig dreimal wöchentlich. Das ist natürlich eine zusätzliche Anforderung und es wird zu gegebener Zeit definitiv darüber zu reden sein, wie die Arbeitsbedingungen der Schulbeschäftigten sich verändern. Trotzdem ist es sinnvoll, das zu machen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Tests zu Hause stattfinden. Damit haben die Lehrkräfte viel an Sicherheit dazugewonnen – denn wenn ein positiver Test vorliegt, kommen die Schülerinnen und Schüler gar nicht erst in die Schule.

Andrea Kunkel (61) ist Vorsitzende des Schulleitungsverbandes Niedersachsen, sie unterrichtet an einer Grundschule in Langenhagen. (c) dpa
Andrea Kunkel (61) ist Vorsitzende des Schulleitungsverbandes Niedersachsen, sie unterrichtet an einer Grundschule in Langenhagen.
Andrea Kunkel (61) ist Vorsitzende des Schulleitungsverbandes Niedersachsen, sie unterrichtet an einer Grundschule in Langenhagen.

Was finden Sie positiv an den aktuellen Regelungen?

Ganz klar positiv finde ich die Abkehr vom Inzidenzwert als einzige Größe. Ebenso die 3G-Regelung – wie sich das in der Praxis bewährt, muss man dann sehen. Aber es wird sicher noch ein paar Herausforderungen geben: Wie ist das mit der Härtefallregelung bei der Befreiung vom Präsenzunterricht? Wie wird das sein mit geimpften und nicht geimpften Schülerinnen und Schüler? Das betrifft eher die weiterführenden Schulen und da muss man, glaube ich, sehr sensibel schauen, wie so ein Zusammenspiel aussehen kann.

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Gleichzeitig ist eine flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern an den niedersächsischen Schulen zunächst nicht zu erwarten. Wie bewerten Sie das?

Das wird ganz unterschiedlich gehandhabt, auch wurde die Verantwortung ein wenig hin und hergeschoben. Das ist aber nicht zielführend. Ich glaube, wir müssen zunächst abwarten, was sich wirklich in den einzelnen Kommunen und Landkreisen tut, wie der Fortschritt aussieht. Und es war schon vor den Ferien klar, dass die Luftfilter nicht am 2. September in den Klassenräumen stehen werden. Von daher ist es keine Überraschung, wenn das jetzt auch nicht passiert ist. Wichtig ist aber, dass das auf dem Weg ist, dass die Filter bestellt sind. Sie sind ein weiterer Mosaikstein – und wenn wir sie nach den Herbstferien hätten, wäre das schon perfekt.

Entscheidend bleibt für Sie aber auf jeden Fall der Präsenzunterricht?

Ja. Wenn Coronafälle an Schulen auftreten, werden die Gesundheitsämter aber ohnehin entsprechend reagieren, dann wird man zu unterschiedlichen Einschränkungen zurückkehren. Das wissen wir, das käme auch nicht überraschend. Aber wie soll es sonst gehen? Die Alternative kann nicht sein, dass die Kinder über Jahre von zu Hause aus lernen. Es ist nicht der Idealzustand, den wir uns wünschen. Aber wenn wir Präsenzunterricht wollen und sagen, wir brauchen das Lernen hier vor Ort und auch in der Gemeinschaft, dann müssen wir auf die Bedingungen eingehen. (mp/dpa)

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