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Gedenken in Bergen-Belsen
  • Gedenken in Bergen-Belsen an die Opfer des Nationalsozialismus.
  • Foto: dpa

Hölle von Bergen-Belsen: Überlebende gedenken Holocaust-Opfern

„Das Grauen bleibt“, sagte Claudia Roth (Grüne) vor ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Die Kulturstaatsministerin dankte den Überlebenden für ihre Ausdauer und ihren Mut. Dies sei eine Verpflichtung für nachfolgende Generationen.

Holocaust-Überlebende und ihre Angehörige aus 16 Ländern haben sich in Bergen-Belsen zu einer Gedenkveranstaltung getroffen. Sie legten Blumen nieder in Erinnerung an die mehr als 52.000 Menschen, die in dem Lager in der Lüneburger Heide starben.

Roth: „Endstation der deutschen Vernichtungsmaschinerie“

„Wie schwer die Last ist, an der die Überlebenden der Hölle von Bergen-Belsen tragen, können wir, die das Grauen dieses Lagers nicht erlebt haben, kaum ermessen“, sagte Claudia Roth am Sonntag. „Bergen-Belsen war die Endstation der deutschen Vernichtungsmaschinerie.“ 

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei ihrer Rede zum Gedenktag in Bergen-Belsen. dpa
Claudia Roth
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei ihrer Rede zum Gedenktag in Bergen-Belsen.

Menschen hätten diese Verbrechen begangen, keine Bestien. Als die Briten das Lager am 15. April 1945 befreiten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. „Überall lagen Leichen“, sagte Esther-Alice Weiszfeiler kurz vor Beginn der Veranstaltung. Die heute 89-Jährige erlebte die Befreiung als Elfjährige.

Bergen-Belsen: Misshandlungen und Tod

Wie die Menschen im Lager vom KZ-Personal misshandelt wurden, könne sie nicht vergessen, sagte Weiszfeiler, die in Mähren geboren wurde und heute in Israel lebt. Sie hätten in den Baracken auf den nacktem Boden liegen müssen – ihre kranke Mutter sei am Tag der Befreiung nicht mehr bei Bewusstsein gewesen.

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Die Briten hätten dann sofort ein Spital eingerichtet. Esther-Alice Weiszfeilers Mutter starb kurz nach der Befreiung. Bis heute sei es für sie ein Trost, dass ihre Mutter in einem richtigen Bett mit einem weißen Laken gestorben sei, erzählte die zierliche 89-Jährige, die von ihrem Sohn begleitet wurde.

Anne Frank starb im KZ Bergen-Belsen

Knapp 60 ehemalige Insassen kamen zusammen, sie trauerten um von den Nazis ermordete Verwandte. Bergen-Belsen ist nicht nur Gedenkstätte, sondern auch ein großer Friedhof.

Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung in Bergen-Belesen waren auch knapp 60 ehemalige Insassen. dpa
Bergen-Belsen
Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung in Bergen-Belesen waren auch knapp 60 ehemalige Insassen.

Tausende sind hier in Massengräbern bestattet, darunter die 15-jährige Anne Frank, die nach ihrem Tod mit ihren Tagebüchern weltbekannt wurde. Für die Überlebenden war es nach Angaben der Gedenkstätte ein besonderes Anliegen, sich nach der langen Corona-Pause wieder persönlich zu treffen.

Bergen-Belsen war „Gefrierpunkt der Menschheitsgeschichte“

Claudia Roth dankte den Überlebenden für ihre Ausdauer und ihren Mut, immer wieder Zeugnis von den nationalsozialistischen Verbrechen abzulegen. „Ihre Zeitzeugenschaft ist unser Antrieb“, sagte die Ministerin. „Dieses Erinnern ist Auftrag und Verpflichtung für uns.“

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow bei seiner Rede in Bergen-Belsen. dpa
Mark Dainow
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow bei seiner Rede in Bergen-Belsen.

Es gehe darum, gemeinsam gegen Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus in jeder Art aufzustehen. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow, sagte: „Belsen war der Schlusspunkt der Shoa, der absolute Gefrierpunkt der Menschheitsgeschichte.“

Sechs Millionen Juden ermordet

Sechs Millionen Juden, Hunderttausende Sinti und Roma sowie Millionen anderer Menschen seien im Nationalsozialismus ermordet worden. Dainow kritisierte, dass der Antisemitismus heute in Deutschland oft verharmlost oder heruntergespielt werde. 

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„Wir bilden uns den Antisemitismus nicht ein. Er ist echt. Wir sehen ihn Tag für Tag», sagte er.  Am Dienstag (6. September) wird Israels Staatspräsident Izchak Herzog gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gedenkstätte in der Nähe von Celle besuchen. Herzogs Vater war als Offizier der britischen Armee an der Lagerbefreiung beteiligt. (dpa/mp)

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