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Ein Hausarzt sitzt während einer Videosprechstunde in seiner Praxis vor einem Laptop
  • In Niedersachsen sind ungewöhnlich viele Menschen krank. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten am Limit und fordern, ihre Arbeit zu entbürokratisieren (Symbolfoto).
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Monika Skolimowska

Krankenstände in Kitas so hoch wie nie – doch es gibt Hoffnungsschimmer

Fiebernde Kinder, hustende Erwachsene: In Niedersachsen haben derzeit sehr viele Menschen Atemwegsinfekte und Grippe. Das spiegelt sich in den Proben von Patienten wider, die im Landesgesundheitsamt ausgewertet werden.

In Niedersachsen sind derzeit ungewöhnlich viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene krank. Vor allem Kinderarztpraxen und Kinderkliniken arbeiten am Limit, aber auch viele Hausärztinnen und Hausärzte kommen an ihre Grenzen. „Wir verzeichnen in Niedersachsen derzeit eine der schwersten Erkältungswellen der vergangenen Jahre“, sagte der Präsident des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA), Fabian Feil, am Dienstag der dpa. „Seit Beginn unserer Datenerhebung zu Atemwegserkrankungen im Jahr 2007 haben wir nie so hohe Krankenstände in den Kindertageseinrichtungen gesehen.“

In den niedersächsischen Kitas war in der vergangenen Woche fast jedes dritte Kind erkrankt. Dies war ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorwoche, wie aus dem jeden Dienstag erscheinenden Wochenbericht des NLGA hervorgeht. Die aktuellen Auswertungen deuteten darauf hin, dass bei den besonders für Kinder gefährlichen RS-Viren der Höhepunkt überschritten sei, sagte Feil.

In Niedersachsen werden aber weiterhin steigende Grippezahlen registriert, auch wenn sich der Anstieg laut Landesgesundheitsamt verlangsamt hat. In der vergangenen Woche lag die Influenza-Positivrate der von Arztpraxen eingesandten Proben bei 56 Prozent. Seit Anfang Oktober wurden demnach 9702 laborbestätigte Influenzafälle übermittelt, davon allein 3497 in der vergangenen Woche. Zudem wurden insgesamt zehn Grippe-Todesfälle registriert.

Infektwelle auf hohem Niveau

Für den Wochenbericht senden ausgewählte niedersächsische Praxen Proben ihrer Patienten ein. Sind mehr als 20 Prozent der Proben Influenza-positiv, wird das als Beginn einer Grippewelle gewertet.

„Die Infektwelle ist auf einem stabil hohen Niveau“, sagte Tanja Brunnert, niedersächsische Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der dpa. Die meisten länger fiebernden Kinder hätten Influenza A, die jüngeren nach wie vor RSV. Die Praxen seien weiterhin sehr voll, die telefonische Erreichbarkeit allerorts schwierig. Der Krankenstand beim Personal auch in den Praxen sei hoch. Die Weihnachtstage könnten laut Brunnert eine gewisse Entspannung bringen, wenn viele Menschen für ein bis zwei Wochen weniger soziale Kontakte haben. Aber danach werde es wohl weitergehen. „Die längerfristige Isolation ist in unseren Augen auch keine Lösung, denn damit verschieben wir das Problem nur weiter“, sagte die Kinderärztin aus Göttingen.

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Unterdessen soll angesichts der heftigen Infektwelle und der enormen Belastung von Kinderkliniken die digitale Vernetzung der Krankenhäuser ausgebaut werden. „Ganz konkret bauen wir zurzeit mit Unterstützung der Region ein digitales Netzwerk der niedersächsischen Kinderkliniken aus“, sagte die ärztliche Leiterin der Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Gesine Hansen, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Dies ermöglicht es jeder Kinderklinik, mit einem Klick eine schnelle Übersicht über die Klinikbetten in Niedersachsen zu bekommen, die aktuell zur Verfügung stehen.“

Arbeit von Pflegepersonal und Ärzten entbürokratisieren

Die Welle der Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), das für Babys gefährlich sein kann, sei in diesem Jahr drei- bis viermal so hoch wie in den Vorjahren, sagte Hansen. „Und nun folgt – viel früher als sonst – eine schwere Influenzawelle. Eine solche Situation bringt die medizinische Versorgung für kranke Kinder, die schon seit Langem extrem angespannt ist, an die Grenzen des Machbaren.“ Eine so starke Infektwelle bedeute, „dass wir bei beschränkten Ressourcen viele geplante und auch sehr wichtige Untersuchungen und Operationen verschieben müssen“. Sie kritisierte, die Kindermedizin leide seit 20 Jahren an Unterfinanzierung.

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Hansen betonte: „Ganz praktisch würde es auch sehr helfen, die Arbeit des Pflegepersonals und des ärztlichen Personals zu entbürokratisieren. Mindestens 30 Prozent der Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte und Ärzte mit Dokumentations- und Organisationsaufgaben.“ (dpa)

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