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Die „Freie Dorfschule Lübeck“, eine weiße Villa
  • Die „Freie Dorfschule Lübeck“: Die Behörde schloss die Schule mit sofortiger Wirkung.
  • Foto: Lutz Roeßler

Teure Privatschule in Wirklichkeit Zuflucht für Schulverweigerer?

Eine Privatschule in einer weißen Villa vor den Toren Lübecks – und ein Schlupfloch für Familien, die die Schulpflicht ablehnen? Nachdem herausgekommen ist, dass regelmäßig kaum Schüler und Lehrer in der „Freien Dorfschule Lübeck“ anwesend waren, erhebt die schleswig-holsteinische Bildungsministerin nun schwere Vorwürfe.

Immer wieder hat das Schulamt Kontrollen an der „Freien Dorfschule Lübeck“ durchgeführt, teils auch unangekündigt – das Ergebnis: Regelmäßig waren deutlich weniger Schüler und Lehrer anwesend, als es eigentlich sein sollten.

Ministerium schließt die „Freie Dorfschule Lübeck“

Das Bildungsminsterium hat Konsequenzen gezogen: Die „Freie Dorfschule“ muss schließen. „Eine Häufung von Ungereimtheiten hat unser Ministerium veranlasst, die Genehmigung für die Schule zu widerrufen“, so Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

Die Bildungseinrichtung fühlt sich zu Unrecht beschuldigt und will sich gegen die Vorwürfe wehren. „Es handelt sich einfach um falsche Angaben“, entrüstet sich die Dorfschule in einem Statement auf der eigenen Internetseite. Dass so wenig Schüler anwesend waren, liege daran, dass in zwei Etappen unterrichtet werde. Nämlich morgens und am Nachmittag.

Karin Prien, schleswig-holsteinische Bildungsministerin picture alliance/dpa/Christoph Soeder
Karin Prien
Karin Prien, schleswig-holsteinische Bildungsministerin

Die Schule bestehe auf Präsenz ihrer Schüler, heißt es in der Erklärung, wobei die Anwesenheit aber nicht in der Schule, sondern auch online erfolgen könne. Die Verantwortlichen geben aber auch Versäumnisse zu: „Wir haben den Fehler gemacht, dass wir diese vielen Lernsettings der Kinder zu wenig dokumentiert haben.“

Wie viele Schüler und Lehrkräfte aber nun tatsächlich täglich im Schulgebäude lernen, dazu wollte sich die Dorfschule gegenüber der MOPO nicht äußern. „Wir bereiten gerichtliche Schritte vor“, hieß es lediglich.

Angemeldet und doch nie da: Sollte so die Schulpflicht umgangen werden?

Doch das Ministerium erhebt schwere Vorwürfe: „Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Eltern ihre Kinder an dieser Schule angemeldet haben, um die Schulpflicht zu umgehen“, so Karin Prien. Wie der NDR berichtet, sollen viele der gemeldeten Schüler unüblich weit weg gewohnt und sich außerhalb der zuständigen Schulämter befunden haben.

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Ein Schlupfloch für Eltern also, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken wollen? Anhänger der sogenannten „Freilernerei“ lehnen die Schulpflicht ab. Viele von ihnen ziehen ins Ausland; in anderen Ländern, beispielsweise in Teilen der Schweiz, gelten weniger strengere Regeln zum Schulbesuch.

Die Schulpflicht-Gegner sind oft gut untereinander verknüpft. Auf einer einschlägigen Internetseite heißt es: „Überall gibt es eine besonders große Community an Gleichgesinnten und zum Beispiel sehr gute Fernschulen, die es dir leichter machen. Es gibt immer Menschen, die das Gleiche wollen, denken und fühlen wie du!“ (elu)

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