50.000 Euro, keine Stundenpläne: So lernen die Kinder der Reichen und Berühmten
Mitten in der schleswig-holsteinischen Provinz lebt und lernt im Luxus-Internat Louisenlund die Oberschicht von morgen. Unter anderem eine der Töchter von Til Schweiger war hier Schülerin. Der Jahresbeitrag beträgt hier bis zu 51.000 Euro – Stundenpläne und Klassenräume gibt es keine. Wie lernt es sich dort? Ein Blick hinter die elitären Mauern der Nobel-Schule.
Mitten in der schleswig-holsteinischen Provinz lebt und lernt im Luxus-Internat Louisenlund die Oberschicht von morgen. Unter anderem eine der Töchter von Til Schweiger war hier Schülerin. Der Jahresbeitrag beträgt bis zu 51.000 Euro – Stundenpläne und Klassenräume gibt es keine. Wie lernt es sich dort? Ein Blick hinter die elitären Mauern der Nobel-Schule.
Die Landschaft ist flach, links und rechts sind weite Felder, vereinzelte Dörfer mit den Namen Fleckeby, Weseby und Güby. Eine Abfahrt an der Landstraße, dann ist man da: Das Internat Louisenlund thront mit seinem weißen Herrenhaus über einem Ausläufer der Schlei. Nein, an eine Schule erinnert dieser Ort nicht.
Auf dem Gelände befinden sich eine private Grundschule sowie ein privates Gymnasium mit Internat. Im Herrenhaus, dem sogenannten „Schloss“, wohnt und lernt die Oberstufe, auf dem „Hof“, rund 800 Meter vom Schloss entfernt, die Jüngeren.
Luxus-Internat Louisenlund: Ein Schuljahr kostet bis zu 51.000 Euro
Nach Louisenlund kommt nur eine ganz spezielle Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Das Schulgeld fürs Gymnasium beträgt für ein Jahr nämlich bis zu 21.500 Euro und für das Internat bis zu 51.000 Euro. Eine Schule für Adlige, Unternehmer- und Promikinder. Unter anderem Lilli, die Tochter von Regisseur Til Schweiger, war Schülerin auf Louisenlund. Zudem kommen drei bis vier Schüler pro Jahrgang aus der Region, durch ein Stipendium. Rund 300 Schüler leben insgesamt im Internat.
Einer von ihnen: Friedrich, Präsident der Schülervertretung. Nachnamen werden nie an die Öffentlichkeit getragen. Der 17-jährige Berliner geht in die 11. Klasse. Friedrich ist bereits der Vierte in seiner Familie, der nach Louisenlund geht. Seit einem guten Jahr ist er hier. „Man lebt schon in einer ,Bubble‘“ sagt er in Bezug auf seinen Kontakt zur „Außenwelt“. Alle zwei Wochen können die Kinder und Jugendlichen nach Hause.

Gelernt wird in Louisenlund ganz anders. „Wir müssen das Klassenmodell über Bord werfen“, sagt Schulleiter Peter Rösner im Gespräch mit der MOPO. „Das Klassenmodell ignoriert, dass jeder einzelne Schüler unterschiedlich lernt.“
Es gibt so wenig Frontalunterricht wie möglich – stattdessen werden die Inhalte in sogenannten Seminaren gebündelt vermittelt. Lehrer – die hier „Mentoren“ genannt werden – betreuen nur vier bis acht Schüler. „Dadurch ist die pädagogische Bindung viel intensiver“, sagt Lehrerin Georgia Hennschen.
Das im Januar eingeweihte Schulgebäude wurde nur für diese Pädagogik entwickelt – Baukosten: 30 Millionen Euro. Klassenräume gibt es hier keine – dafür offene Lernflächen, in denen sich die Schüler allein oder in Gruppen den Stoff aneignen. Auf einer digitalen Plattform werden alle Inhalte bereitgestellt, so dass die Schüler jederzeit Zugriff darauf haben.

Bisher werden lediglich die Klausuren alle gleichzeitig geschrieben – aber auch das soll in Zukunft individueller gestaltet werden. Da es keine feste Klassenstruktur gibt, fehlt auch die „Gefahr“ des Sitzenbleibens: „Die Schüler brauchen für ihren Abschluss halt so lange, wie sie brauchen“, sagt Rösner.
Ihr Abitur können sie auf Deutsch, aber auch auf Englisch machen. Das heißt „International Baccalaureat“ (IB), kostet nochmal extra, ermöglicht dann aber auch ein Studium an einer Uni im Ausland. Zudem fördert Louisenlund besonders begabte Schüler im naturwissenschaftlichen Bereich. „Hier kommen die Top-Talente zusammen“, sagt Rösner.

Die Ungerechtigkeit, dass nur eine sehr kleine Gruppe Zugang zu dieser Art des Lernens hat, sieht Rösner bei der Gesamtgesellschaft: „Wir haben das Problem, dass wir in Deutschland keine Grundsatzdebatte über die Bildung von morgen führen. Schule muss sich verändern – doch Veränderungen im Schulsystem durchzusetzen, ist beinahe unmöglich.“ Hier hätten die privaten Schulen den Auftrag im gesetzlichen Rahmen, diese Veränderungen auszutesten.
Bald soll das neue Schulgebäude ausgebaut werden, so dass es noch mehr Platz für die Lernräume gibt. Durch ein neues Wohngebäude können in den kommenden Jahren dann bis zu 600 Schüler auf das Internat gehen.
Auch das Freizeitprogramm ist in Louisenlund besonders: In sogenannten „Gilden“ kommen die Schüler unter anderem zusammen, um Altgriechisch zu lernen, auf Englisch zu debattieren oder Golf zu spielen.
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Frederike geht gerne mit der Segel-Gilde aufs Wasser – die Schule hat eine eigene Flotte. Die Umstellung von ihrer alten Schule in Bonn auf die Louisenlunder Pädagogik sei schon groß gewesen, doch mittlerweile fühle sie sich sehr wohl.
Frederike erzählt, dass sie es sehr inspirierend findet, wenn ehemalige Louisenlunder Absolventen in die Schule kommen und von ihrer Karriere erzählen. Einer von ihnen beeindruckte sie besonders: Er startete seinen Weg in der Elite-Schule in der Provinz und schaffte es als Designer bis in die schillernde Modewelt Mailands.