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  • Übertragungswagen stehen vor dem Landeshaus in Kiel.
  • Foto: Carsten Rehder/dpa

„Hofberichterstattung“: NDR gerät nach neuen Vorwürfen weiter unter Druck

Die Vorwürfe gegen den NDR in Kiel zu politisch motivierter Berichterstattung verschärfen sich. Nachdem zunächst der „Business Insider“ berichtet, wurden jetzt weitere Fälle durch „Stern“-Recherchen belegt.

Darin sprechen einige NDR-Mitarbeiter:innen von „Hofberichterstattung“: Sie erhoben schwerwiegende Vorwürfe gegen den öffentlich-rechtlichen Sender und bestätigten zudem die ursprünglichen Aussagen des internen Untersuchungsberichts aus dem NDR in Kiel, über den zuerst „Business Insider“ berichtete.

Vorwürfe gegen NDR in Kiel verschärfen sich nach „Stern“-Recherchen

Ein Redaktionsmitglied sprach etwa über eine einseitige Berichterstattung: „Auffällig ist, dass ständig die Regierung befragt und gesendet wird. Keine Stimme von der Opposition, keine kritische Stimme von Verbänden“. Verantwortlich dafür wird in erster Linie die Leitung der Politikredaktion gemacht: „Man hat den Eindruck, Inhalte werden gefiltert, die Redaktionsspitze ist nicht mehr objektiv.“

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Eine zweite Person sprach von einem „vorauseilendem Gehorsam“: „Redaktions- und Funkhausspitze wollen ihre gut dotierten Verträge behalten oder weiter vorankommen. Und deswegen wollen sie niemandem auf die Füße treten. Aber so ist kritischer Journalismus nicht möglich.“ Gerade negative Berichte würden durch vorgeschobene Gründe wie nicht ausreichend belegter Vorwürfe oder auch nicht ausreichender Recherche gezielt verhindert. „Selbst bei einer eindeutigen Beleglage wird die Berichterstattung abgeschwächt oder sogar ganz verhindert, wenn sie nicht erwünscht ist.“

Beispielsweise hatte der NDR nicht über eine Alkoholfahrt mit Unfallfolgen von Hans-Jörn Arp, des einstigen CDU-Parlamentariers und engen Vertrauten von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) berichtet. In anderen Medien des Bundeslandes war das Thema groß berichtet worden, der NDR schwieg es jedoch tot. „Die Nicht-Berichterstattung über den Vorfall rund um den Abgeordneten Arp bewerten wir rückblickend als Versäumnis“, meint jetzt ein Redaktionsausschuss des NDR dazu auf „Stern“-Nachfrage.

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Ein zweiter Fall bezieht sich auf den Bauerntag in Schleswig-Holstein, der von der Leiterin der Politikredaktion, Julia Stein, moderiert wurde. Auf dem Podium saßen neben Verbandsfunktionären auch wichtige CDU-Politiker:innen, darunter auch Ministerpräsident Daniel Günther. Später wurde die Berichterstattung zu der Veranstaltung im Schleswig-Holstein Magazin von Julia Stein trotz vorangegangener Moderation verantwortet. Der NDR sagt jedoch, die Redaktionsleiterin hätte an dem Tag freigenommen. Im Abspann der Sendung wird Julia Stein jedoch als Verantwortliche für die aktuelle Berichterstattung genannt.

Wie gravierend die hausinterne Kritik ist, wissen die Autor:innen des Redaktionsausschusses genau. In dem Bericht heißt es, „der Schaden für den NDR wäre immens, wenn dieser Vorgang in der Öffentlichkeit diskutiert würde“. Genau das gelte es jetzt zu verhindern. (mp)

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