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  • Die zwei mögen sich: Bundeskanzler Olaf Scholz und der kanadische Premier Justin Trudeau.
  • Foto: Kay Nietfeld/dpa

Wasserstoff, Gas, Kobalt: Scholz und Habeck auf Schatzsuche in Kanada

Schon die Begleitumstände zeigen: Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben Großes vor in Kanada. Der Regierungsflieger war voll wie nie. Kanzler und Vize plus etliche Wirtschaftsgrößen fliegen nicht alle Tage gemeinsam zu einem Antrittsbesuch. Als Scholz die USA erstmals besuchte, waren es anderthalb Tage, Kanada wird nun ganze drei Tage bereist. Neben politischen Themen wird es vor allem um eines gehen: Rohstoffe.

Wofür betreiben Scholz und Habeck also den ganzen Aufwand? Es gibt, wie gesagt, wirtschaftliche und politische Gründe dafür ..

Wirtschaftliche Gründe im Vordergrund:

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland, sich in seinen Wirtschaftsbeziehungen breiter aufzustellen. Das gilt ganz akut für den Energiebereich, in dem man sich von russischen Gaslieferungen unabhängig machen will. In der 13-köpfigen Wirtschafts-Delegation sind neben Industriepräsident Siegfried Rußwurm auch die Chefs von Volkswagen, Bayer, Siemens Energy und Uniper.

Kanada hat zwar Flüssiggas zu bieten, davon kann Deutschland aber erst mittelfristig profitieren, weil für den Transport über den Atlantik noch Pipelines und Terminals fehlen. Außerdem gibt es auch Umwelt-Bedenken. Die Regierung bemüht sich zwar um „grünen Wasserstoff.“ Unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt aber vor kanadischen Fracking-Projekten, aus denen ein Großteil des Gases kommen könnte.

Bei der Reise liegt der Fokus aber zunächst auf der Wasserstoffproduktion. Außerdem hat die deutsche Wirtschaft an kanadischen Mineralien und Metallen Interesse, unter anderem an Kobalt, Nickel, Lithium und Grafit, die für die Batterieproduktion wichtig sind.

Aber auch politische Gründe:

Kanada hat also im Prinzip wirtschaftlich das zu bieten, was Russland auch hat – aber das als „verlässliche Demokratie“, wie Scholz bei der Anreise Sonntagabend sagte. Das ist der zweite Grund, warum Scholz diese Reise so viel bedeutet. Der Kanzler hat sich offiziell auf die Fahnen geschrieben, die Zusammenarbeit der Demokratien zu stärken, um im Systemwettbewerb mit Autokratien wie China und Russland bestehen zu können.

Außerdem zeigt die Reise: Die transatlantischen Beziehungen sind mehr als nur ein guter Draht zu den USA. Auch Kanada ist ein wichtiger Partner in der G7 wirtschaftsstarker Demokratien und in der NATO. Mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau versteht Scholz sich jedenfalls schon mal blendend. Der 50-Jährige hat ihn bereits in Berlin besucht, die beiden haben sich auch beim G7-Gipfel in Elmau und beim NATO-Gipfel in Madrid sehr vertraut gezeigt.

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Bei dem Besuch wird Trudeau kaum von der Seite des Kanzlers weichen. In Montreal, wo er seinen Wahlkreis hat, führte der kanadische Premier gestern spät seine politischen Gespräche mit Scholz. Am Dienstag geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole Toronto und schließlich in das entlegene Stephenville, einen kleinen Ort im nur dünn besiedelten Neufundland.

Dort soll ein Abkommen zu einer künftigen Kooperation bei Herstellung und Transport von grünem Wasserstoff getroffen werden – entsprechende Transportwege vorausgesetzt. (km/dpa)

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