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Urlauber genießen Sonne und Ostsee in Scharbeutz.
  • Urlauber genießen Sonne und Ostsee in Scharbeutz.
  • Foto: Georg Wendt/dpa

Einheimische gegen Urlauber? Ärger um Touris in beliebtem Ostsee-Badeort

Touris sind in Scharbeutz eine treibende Kraft der Wirtschaft. Doch wie eine Tourismusakzeptanz-Studie zeigte, sind die Bürger:innen nicht mit allem einverstanden. Vor allem Wohnungen, die leer stehen, Staus und überfüllte Strände sorgen für Ärger in der Gemeinde.

Die Studie wurde 2022 von der Gemeindeverwaltung beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT, Kiel) in Auftrag gegeben. Nachdem die Ergebnisse Ende des vergangenen Jahres vorlagen, wollte die Gemeinde die Scharbeutzer weiter involvieren – und organisierte eine Online-Befragung, den „Scharbeutzer Dialog“. Dort konnten die Bürgerinnen und Bürger der Verwaltung mitteilen, wo der Schuh drückt. Dabei ging es unter anderem um Themen wie Mobilität, Lebensqualität sowie Kinder und Jugendliche.

Wohnungsproblem: Zu viele Immobilien für Touristen

Wie der NDR zuerst berichtete, kamen mehr als 650 Beiträge zusammen. Am häufigsten haben sich die Einwohnerinnen und Einwohner über die vielen Ferienwohnungen und Zweitwohnsitze in Scharbeutz beklagt. „Bei den Zweitwohnungen kommt es vor allem auf das Maß an. Wenn zu viele Wohnungen nicht dauerhaft bewohnt sind, zu viele Rollläden unten sind, dann macht das etwas mit der Stimmung des Ortes“, erklärte Doris Wilmer-Huperz, Referentin PR & Kommunikation der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht, der MOPO.

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Fast 80 Prozent waren in der Studie der Meinung, dass zu viele Wohnungen für Touris gebaut werden. „Die Bedenken werden ernst genommen“, äußerte sich laut NDR die Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos). Von den rund 7500 Wohnungen in Scharbeutz seien rund 5000 Ferien- und Zweitwohnsitze. Allerdings könne sie nicht immer einschreiten, da manche Investoren sich mit Blick auf bereits existierende Ferienwohnungen beschwerten oder sogar klagten. Auf Sylt herrscht bereits ein Verbot, neue Ferienwohnungen zu bauen. Ob dies auch für Scharbeutz eingeführt werden kann, sei noch unklar.

Kritik: Strände zu überfüllt, zu viel Verkehr in der Gemeinde

Auch das Thema überfüllte Strände schlug bei den Bürger:innen hohe Wellen: Mehr als 60 Prozent nannten in der Befragung, dass zu viele Touristen in der Gemeinde Scharbeutz unterwegs seien. Als Lösung nennt Wilmer-Huperz unter anderem den Strandticker: „Eigentlich wurde der Strandticker zu Corona-Zeiten eingeführt, um genügend Abstand halten zu können. Auch heute wird er noch benutzt, um anzuzeigen, wie voll die einzelnen Strandabschnitte sind und wo noch ausreichend Platz ist.“ Davon könnten sowohl die Touristen als auch die Anwohner profitieren und das wirke sich auch auf den Verkehr aus.

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Der starke Verkehr, insbesondere durch die vielen Tagesgäste im Sommer, ist den Scharbeutzern ebenfalls ein Dorn im Auge. Viele von ihnen wünschen sich mehr Tempolimits und einen besser ausgebauten ÖPNV. Doch Geschwindigkeitsbeschränkungen seien nur sehr schwer durchsetzbar und der Nahverkehr Aufgabe des Kreises, sagte Christiane Ehrlicher, die Leiterin des Scharbeutzer Ordnungsamtes, gegenüber NDR.

Besonders häufig wurden von Bürgerinnen und Bürgern außerdem folgende Punkte genannt: Zu wenig Angebote für Jugendliche, unsichere Schul- und Radwege, Probleme mit freilaufenden Hunden und Hundekot, Lärm durch Verkehr und Musik am Strand und in Restaurants.

Viele sehen im Tourismus aber auch positive Effekte

Aber: „Viele Bürgerinnen und Bürger wissen, was sie an dem Tourismus haben und scheren nicht alles über einen Kamm“, so Wilmer-Huperz. Denn die meisten (74 Prozent) sehen laut Studie im Tourismus auch positive Effekte für die Ortschaft, unter anderem die Förderung der lokalen Wirtschaft, ein vielfältigeres Angebot an Gastronomie und die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen. (mp)

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