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Zoff im Vorstand: Streit bei „Sportspaß“ schaukelt sich immer weiter hoch

St. Georg –

In Hamburgs größtem Freizeitsportverein „Sportspaß“ mit 61.000 Mitgliedern ist derzeit gar nichts mehr spaßig: Ein Streit in der Vereinsführung schaukelt sich immer weiter hoch. Gegen den zweiten Vorsitzenden Stefan Friz haben zwei Vorstandskollegen gar ein Hausverbot für alle Sportcenter des Vereins verhängt, weil er gegen Corona-Auflagen verstoßen haben soll. Friz, selbst Anwalt, wehrt sich dagegen vor dem Amtsgericht St. Georg.

„In dem Schreiben zum Hausverbot wird mir unter anderem übergriffiges Verhalten gegenüber weiblichen Rezeptionskräften vorgeworfen und ich soll mich im Sport-Center nicht an die Corona-Regeln gehalten haben. Dabei war ich an einigen dieser Daten, die genannt wurden, nicht mal vor Ort“, so Friz zur MOPO. Laut Hausverbot soll er sich am 15. und 22. Juni geweigert haben, im Center City Nord einen Mundschutz zu tragen.

Hamburg: Wird im „Sportspaß“-Vorstand gemobbt?

Friz argwöhnt, die anderen beiden Vorsitzenden Michael Weidmann und Alexander Kramer wollen ihn ausbooten. Seine Tätigkeit als Vorstand könne er wegen des Hausverbots derzeit nicht ausüben. Woher diese Anschuldigungen gegen ihn kommen?

Der Anwalt erklärt es sich so: „Es gab vor einem Jahr einmal einen Vorfall, wo sich eine Mitarbeiterin belästigt fühlte. Das war aber ein Missverständnis. Ich hatte ihr ein paar private Fragen gestellt und sie wusste damals nicht, dass ich aus meinem Interesse als zweiter Vorsitzender heraus gefragt hatte. Dieser Vorfall wird nun gegen mich verwendet.“

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Hausverbot und Polizei im Sport-Center

Friz habe sich beim Beschwerdeausschuss des Vereins gegen das Hausverbot gewehrt und tatsächlich habe der Ausschuss das Verbot am 14. Juli aufgehoben. Als er am Tag darauf das „Sportspaß“ Center City Nord betrat, hätten die Mitarbeiter an der Rezeption ihn aber nicht einchecken wollen. Vorstandsmitglied Kramer habe sogar die Polizei gerufen, um Friz rauswerfen zu lassen. Grund: Der Beschwerdeausschuss sei gar nicht zuständig.

„Sportspaß“-Zoff: Das sagt der erste Vorsitzende 

Die MOPO fragt auch den ersten Vorsitzenden Michael Weidmann, was es mit dem Hausverbot auf sich hat. „Ich kann über kein Mitglied etwas sagen. Es hat auf jeden Fall nichts zu tun mit irgendwelchen Vorstandsbesetzungen“, sagt Weidmann. „Wenn irgendjemand bei „Sportspaß“ etwas tut, was nicht in Ordnung ist, dann müssen wir dem nachgehen.“

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„Sportspaß“: Um diese Personalien geht es 

Der Verein „Sportspaß“ bietet verschiedenste Sportkurse in sieben eigenen Centern und mehreren Schulhallen an.

Normalerweise besteht der Vorstand aus einem Geschäftsführer, einem Schatzmeister und drei Vorsitzenden. Aktuell gibt es aber nur die drei Vorsitzenden: Michael Weidmann (1.), Stefan Friz  (2.) und Alexander Kramer (3.). Weidmann und Kramer übernehmen aktuell die Geschäftsführung, da die derzeitige Geschäftsführerin in Elternzeit ist. Stefan Friz sagt, er dürfe nicht mehr mitreden.

So fing alles an: Vorstandswahl in Marathon-Sitzung

Der Zoff begann im Januar dieses Jahres: Michael Weidmann, bisher einfaches Mitglied bei „Sportspaß“, wird nach einer kräftezehrenden Marathonsitzung zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt. „Am 10. Januar ging es auch darum, dass die Veranstaltungen in Schulsporthallen letztes Jahr eingestellt wurden. Herr Weidmann hat versprochen, diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen“, erinnert sich Stefan Friz.

„Nach einer etwa siebenstündigen Sitzung waren die verbliebenen Mitglieder nach meinem Empfinden nicht mehr an einer Debatte interessiert. Am Ende wurde dann Herr Weidmann zum ersten Vorsitzenden gewählt.“

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Hamburger Vereine: Weidmann ist kein Unbekannter

Michael Weidmann war lange Jahre Präses des Zentralausschusses der Hamburger Bürgervereine, geriet damals unter den Verdacht der Untreue. Wie die Staatsanwaltschaft Hamburg auf MOPO-Nachfrage bestätigt, wurde im Juli 2015 Anklage gegen Michael Weidmann erhoben wegen gewerbsmäßiger Untreue in 92 Fällen. Das Verfahren wurde Ende Dezember 2016 gegen eine Zahlungsauflage in Höhe von 2.000 Euro an die Staatskasse eingestellt.

Ob der Streit im Vorstand beigelegt werden kann, muss nun vor Gericht geklärt werden. Am 30. Juli soll vor dem Amtsgericht St. Georg eine Entscheidung gefällt werden.

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