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  • Foto: HamburgNews Christoph Seemann

Trotz Corona: Straßenpartys in Hamburg: Das sagen Polizei, Politik und Anwohner

Die einen haben Angst vor einer zweiten Welle, die anderen machen weiter, als hätte es Corona nie gegeben: Dicht an dicht tummelten sich am Wochenende Feierwütige in der Schanze, Musikbeschallung aus Kofferräumen inklusive. Partymassen strömten auch über den Kiez, wo die Polizei sogar zwei Mal eine Straße sperren musste. Die Politik ist besorgt, der Stadtteilbeirat fordert ein komplettes Alkoholverbot für die Schanze.

Am Schulterblatt war es in der Nacht zu Sonntag so voll wie schon lange nicht mehr, berichtet ein MOPO-Reporter. Von Abstand war zwischen den Menschenansammlungen eher nichts zu sehen. Es wirkte eher wie eine große Freilicht-Party mit Musikbeschallung aus den SUV-Kofferräumen am Straßenrand. Ohne einen anderen Menschen zu berühren, war kein Durchkommen.

Masken wurden weder in der Schanze noch auf dem Kiez Masken getragen, wie MOPO-Reporter feststellten – im Freien und unter Einhaltung der Abstandsregeln ist dies nach der Hamburger Verordnung allerdings auch nicht nötig.

Hamburg: Trotz geschlossener Clubs strömt das Partyvolk auf den Kiez

Trotz geschlossener Clubs tummelten sich auch auf dem Kiez Tausende Partyfreudige, sogar Junggesellenabschiede werden wieder wie eh und je gefeiert. Die Polizei musste in der Nacht zu Sonntag den Zugang zur beliebten Partymeile „Große Freiheit“ gleich zwei Mal kurzzeitig sperren – zwischen 1.31 Uhr bis 2.16 Uhr und 3.28 Uhr bis 3.59 Uhr war kein Durchkommen. Die Abstandsregeln hätten sonst nicht mehr eingehalten werden können, so eine Polizeisprecherin am Sonntag.

Menschenmassen in der Schanze in Hamburg

Menschenmassen in der Schanze.

Foto:

Röer

Auf MOPO-Nachfrage bestätigte die Polizei ein erhöhtes Besucheraufkommen in der Schanze und auf dem Kiez. Die Lokale, gerade in den Außenbereichen, waren sehr gut besucht. Insgesamt sei das Verhalten aber regelkonform gewesen, sagt die Polizeisprecherin. Die Zahl der Ordnungswidrigkeiten war gering. Allerdings ließen die Beamten die Massen größtenteils gewähren.

Hamburg: Mit steigendem Pegel werden weniger Corona-Regeln beachtet

Mit steigendem Alkoholkonsum sinkt die Bereitschaft, sich weiterhin an die Corona-Regeln zu halten, deutlich ab. In der Nacht zu Sonnabend schlossen die Beamten bereits kurzerhand mehrere Kioske aufgrund der hohen Anzahl Angetrunkener in der Schanze. „Die Polizei zeigte Präsenz“, sagte die Polizeisprecherin.

Von Mindestabstand konnte hier keine Rede sein.

Partystimmung auf dem Schulterblatt in Hamburg am Samstagabend (18. Juli): Von Mindestabstand konnte hier keine Rede sein.

Foto:

Röer

Regelrecht wütend reagierten die Hamburger Christdemokraten am Sonntag auf die Bilder der vergangenen Nacht. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Einzelne die Regeln konsequent ignorieren und alle anderen dafür am Ende wohlmöglich die Konsequenzen tragen müssen“, so Fraktionschef Dennis Thering.

„Sollten die Infektionszahlen wieder unkontrolliert ansteigen, müssten mühsam erarbeitete Öffnungen ggf. wieder zurückgenommen werden und das wäre eine Katastrophe für unser gesellschaftliches Zusammenleben und natürlich auch für unsere Wirtschaft.“ Er forderte den Senat zu umgehendem Handeln auf. „Corona ist noch nicht vorbei – der Senat muss die Einhaltung der Abstandsregeln in der ganzen Stadt sicherstellen!“

Auf Mallorca gilt jetzt eine generelle Maskenpflicht im Freien

Andernorts in Europa haben Partyexzesse deutlich heftigere Folgen. Nach den Megapartys auf Mallorca gilt seit einer Woche auf allen Balearen Inseln eine verschärfte Maskenpflicht, auch im Freien muss jetzt grundsätzlich eine Maske getragen werden. Die Regionalregierung will so einen weiteren Ausbruch des Virus verhindern – bloß kein zweites Ischgl, heißt es. Die Regierung hofft, dass so auch die Exzesse der vergangenen Wochenenden zukünftig unterbunden werden können. Auch in Frankreich wurde eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen eingeführt, in Lübeck wird dies nach mehreren Partynächten geprüft.

Mit solch einer extremen Maßnahme ist in Hamburg wohl erstmal nicht zu rechnen. In der Schanze gibt es aber andere Forderungen. Der Stadtteilbeirat möchte die Feiermeile trocken legen, zumindest „von Donnerstag bis Sonntag ab jeweils 20 Uhr“, heißt es in einem offenen Brief an den Senat. Dies müsse sowohl die Gastronomie als auch den Einzelhandel umfassen.

Hamburg: Das Problem der Freiluft-Partys bestand schon vor Corona

Das Problem der Freiluft-Partys in der Schanze ist allerdings nicht erst durch die Pandemie entstanden. Vor allem am Wochenende haben sich die Menschen an den Kiosken mit Schnaps und Bier eindeckt, um es sich dann lautstark an den Straßenrändern und Plätzen bequem zu machen. Die Forderung des Alkoholverbotes weitet sich auch auf andere Bereiche der Stadt aus, in ganz Altona gäbe es steigendes Problem mit cornernden Menschen vor den Kiosken.

Etwas ratlos bleibt man angesichts der Feierenden auf der einen und den stabil niedrigen Corona-Zahlen auf der anderen Seite aber doch zurück. Am vergangenen Samstag wurden drei weitere Corona-Infektionen gemeldet, am Sonntag gab es keinen neuen Fall. In den gesamten letzten Wochen hielten sich die Meldungen für Hamburg im einstelligen Bereich.

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