x
x
x
  • Foto: Florian Quandt

Kampfsport in Corona-Zeiten: So kreativ löst ein Dojo in Hamburg das Kontaktverbot

Bahrenfeld –

Rechts, links, rechts, Deckung! Die schwarzen Boxhandschuhe erhoben vor dem Gesicht, die Augen fixiert auf den Gegner, bei jedem Schlag wirbelt der blonde Zopf um den Kopf. Das ist nicht einfach nur Fitness, die deutsche Vize-Meisterin im Kickboxen Tanja Paetsch (36) kann endlich wieder trainieren. Normalerweise steht sie im Training einer Kämpferin gegenüber – jetzt sieht der Gegner etwas anders.

Mitte März musste das Zanshin Dojo in Bahrenfeld schließen. Auf 2000 Quadratmetern in insgesamt sieben Hallen trainieren Hobbysportler und Profis unterschiedlicher Kampfsportarten. Darunter: Boxen, Kickboxen, Jiu Jitsu und Kravmaga. Das Dojo setzte während der Schließung nicht nur auf Onlinekurse, sondern tüftelte einen Plan aus, wie auch Kickboxerin Tanja Paetsch wieder vor Ort trainieren konnte.

Tim von Fintel ist einer der Inhaber des Zanshin Dojo in Bahrenfeld.

Tim von Fintel ist einer der Inhaber des Zanshin Dojo in Bahrenfeld.

Foto:

Florian Quandt

Hamburg: Kampfsport in Corona-Zeiten

Doch wie kann ein Training im Bereich Kontaktsport mit Kontaktverbot aussehen? Ganz einfach mit 60-Kilogramm Sandsäcken an einem stabilen Gerüst. Die starken Träger laufen wie ein Tipi zusammen: „Das Ganze muss bis zu 3000 Kilogramm abfedern“, sagt Tim von Fintel, der zusammen mit Finn Rathmann Gründer und Eigentümer des Dojo ist. Insgesamt hängen zehn Sandsäcke an dem Gerüst, dass kurzerhand auf dem Parkplatz des Dojo aufgebaut wurde. „Es wurde extra für uns gefertigt“, sagt Tim von Fintel. Zusammen mit einem Bekannten hat der 46-Jährige die Idee entwickelt.  

„Die erste Konstruktion viel beim ersten Schlag um“, erzählt er. Die Last des Sandsacks in Bewegung war zu hoch. Jetzt sorgen Querstreben für Stabilität. Eine Lösung, die auch Tanja Peatsch dankbar annimmt. Die Säcke sind mit einem großen Sicherheitsabstand, mehr als die vorgegebenen 2,5 Meter, angebracht. Während Studioleiter und Trainer Alex Littau Anweisungen gibt, kann sich Peatsch so voll und ganz auf den Sandsack-Gegner konzentrieren, ohne auf den Nebenmann achten zu müssen.

Hamburg: Umbau – So werden Corona-Regeln eingehalten

Seit vergangener Woche durften sie das Dojo wieder öffnen. Doch auch hier gab es einiges zu tun. Zwar gab es in einer der Trainingshallen bereits vor Corona Sandsäcke, nur leider reichte der 1,8 Meter Abstand nicht aus. „Ich habe dann selbst alles umgebaut“, sagt Tim von Fintel. „Um die Abstände zu vergrößern mussten neue Haken in die Decke“, sagt der gelernte Handwerker. Jetzt ist zwischen jedem Sandsack ein Abstand von vier Metern. „So können die Schüler auch mal einen Schritt zur Seite machen.“

Das könnte Sie auch interessieren:
Kontaktbeschränkungen, Bars und Freibad: Was jetzt in ihrem Bundesland passiert

Alle Bereiche wurden den Hygiene-Regeln angepasst. Im Fitnessbereich wurden Geräte gesperrt, jeder Gast bekommt eine kleine Desinfektionsflasche, mit der er die Geräte vor und nach der Nutzung säubern kann. „Auch die Nachverfolgung ist bei uns gewährleistet“, sagt Tim von Fintel. Alle Mitglieder haben ein Armband mit dem sie sich ein- und auschecken. „So wissen wir immer genau wer wie lange da war“, sagt er.

Hamburg: Trainingszeiten sind limitiert

Die Trainingszeiten sind limitiert. „Im Gerätebereich dürfen derzeit nur zehn Personen gleichzeitig trainieren“, sagt Tim von Fintel. Jeder muss sich online anmelden. Eingang und Ausgang sind voneinander getrennt. Umkleiden und Duschen gesperrt, die Toilette darf nur einzeln betreten werden.

Die Zeiten für Fitnessstudios und Sportanlagen sind hart, seit die Corona-Pandemie begonnen hat. Noch ist der 46-Jährige von einer Pleite weit entfernt. Sorgen hat er aber trotzdem. „Das Problem ist, dass wir keine Neuanmeldungen haben“, sagt er. Seit 22 Jahren gibt es das „Zanshin Dojo“ bereits – einige der Trainer haben als Kinder bei Tim von Fintel mit dem Kampfsport angefangen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp