Ein blumenumrahmtes Schild mit einem Foto von Esther Bejarano steht neben ihrem Grab.
  • Ein blumenumrahmtes Schild mit einem Foto von Esther Bejarano steht neben ihrem Grab.
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Jonas Walzberg

Trauer um Esther Bejarano: Freunde und Familie nehmen in Hamburg Abschied

Ob mit Musik oder Worten  bis ins hohe Alter kämpfte die KZ-Überlebende Esther Bejarano gegen Rechtsextremismus. Am 10. Juli starb die 96 Jahre alte Aktivistin in Hamburg. Hunderte wollten ihr am heutigen Sonntag die letzte Ehre erweisen. 

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben sich Familie, Freunde und Politiker am Sonntag in Hamburg von der KZ-Überlebenden Esther Bejarano verabschiedet. Die Musikerin und Aktivistin war am 10. Juli nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 96 Jahren in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben. In die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf konnten nur wenige Gäste. Darunter waren Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Bürgermeister Peter Tschentscher und die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (alle SPD). Hunderte verfolgten draußen eine Übertragung. 

Hamburg: Hunderte bei Trauerfeier für Esther Bejarano

Ein großes Foto erinnerte an die mutige Frau, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagierte. In der Kapelle stand der Sarg, umgeben von brennenden Kerzen und zahlreichen Kränzen. „Mit ihrem außergewöhnlichen Engagement hat Esther Bejarano über viele Jahrzehnte wichtige Impulse gegeben für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung in Deutschland“, sagte Tschentscher bei der Zeremonie. 

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„Wir werden ihr Andenken würdigen und uns dafür einsetzen, ihre Botschaft weiterzutragen.“ Veit betonte anlässlich der Trauerfeier: „Als Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück hat sie wichtigste Aufklärungsarbeit an Schulen und Universitäten geleistet.“ 

Bejarano in Hamburg unter Tränen beigesetzt

Unter Tränen erinnerte Schauspieler Rolf Becker an seine Freundin Bejarano. „Nicht zurückzuweichen – Esther hat es vorgelebt“, sagte der 86-Jährige. Bejarano hatte in ihrem Leben zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Zusammen mit ihrem Sohn Joram und ihrer Tochter Edna sang sie jüdische und antifaschistische Lieder, zuletzt tourten sie mit der Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia durch Deutschland. Im Mai dieses Jahres hatte sie noch mit einer Lesung an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten in Hamburg erinnert. 

Der mit einem Tuch bedeckte Sarg von Esther Bejarano steht vor Blumenkränzen und Trauergästen in der Kapelle. picture alliance/dpa/dpa-Pool | Jonas Walzberg
Der mit einem Tuch bedeckte Sarg von Esther Bejarano steht vor Blumenkränzen und Trauergästen in der Kapelle.
Der mit einem Tuch bedeckte Sarg von Esther Bejarano steht vor Blumenkränzen und Trauergästen in der Kapelle.

Bejarano war unter anderem Vorsitzende des Auschwitz-Komitees und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. „Dein Kampf geht weiter“, stand auf einem Kranz der Antifaschistischen Jugend. 

Bejarano überlebte Vernichtungslager in Auschwitz

Geboren wurde Bejarano am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Tochter eines jüdischen Oberkantors. 2014 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt gewählt. Ihre Eltern wurden 1941 von den Nazis in Litauen umgebracht. Bejarano wurde Anfang 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Als für das Mädchenorchester des Lagers eine Akkordeonspielerin gesucht wurde, meldete sie sich – ohne jemals ein solches Instrument in der Hand gehabt zu haben. Es gelang ihr trotzdem zu spielen. Das rettete ihr das Leben, wie sie in ihrem 2013 veröffentlichten Buch „Erinnerungen“ (Laika Verlag) berichtete. 

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In einem langen Trauerzug gingen die Gäste hinter dem Sarg zum Grab. Dort wurde Bejarano neben ihrem bereits 1999 gestorbenen Ehemann Nissim beigesetzt. Ihr Sohn Joram sprach das jüdische Totengebet Kaddisch. Bejarano hinterlässt zwei Kinder, zwei Enkelkinder und vier Urenkelkinder. 

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