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Die Schulbehörde rechnet mit tausenden ukrainischen Schüler:innen, die in Hamburg unterrichtet werden sollen.
  • Die Schulbehörde rechnet mit tausenden ukrainischen Schüler:innen, die in Hamburg unterrichtet werden sollen.
  • Foto: dpa

Tausende ukrainische Schüler in Hamburg: Behörde will Unterricht starten

Die Schulbehörde stellt sich auf Tausende neue Schülerinnen und Schüler ein, die mit ihren Müttern vor Putins Krieg nach Hamburg geflüchtet sind. Die ersten Kinder und Jugendlichen sollen nach den Märzferien mit dem Unterricht anfangen. Die ukrainische Generalkonsulin hat sich indes kritisch zu den „Willkommensklassen“ geäußert und fordert, dass die Kinder nach ukrainischen Lehrplänen unterrichtet werden sollen.

Hamburgs Schulbehörde stellt sich nach den Märzferien auf Tausende aus der Ukraine geflüchtete Schülerinnen und Schüler ein. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass es sich bei rund einem Viertel aller geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer um Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter handelt“, sagte eine Sprecherin der Schulbehörde. Der größte Teil davon, etwa 80 Prozent, werde an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden, rund 20 Prozent an den berufsbildenden Schulen.

Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka hat in der jüngsten Kultusministerkonferenz angeregt, dass geflüchtete Kinder über Online-Plattformen von ukrainischen Lehrkräften und nach ukrainischen Rahmenplänen unterrichtet werden sollen. Begründung: Die Schülerinnen und Schüler seien nur vorübergehend in Deutschland .

Gerade zum Ende des Schuljahres sei nun Kontinuität wichtig, besonders für diejenigen, die vor einem Abschluss stehen. Der Unterricht in der Ukraine sei außerdem „intensiver, vollzieht sich in kürzerer Zeit als in Deutschland und hat höhere Anforderungen“, betonte Tybinka.

Darüberhinaus, so die Generalkonsulin, befürchte man von ukrainischer Seite, dass die nationale Identität Schaden nehmen könnte. 

Geflüchtete in Hamburg: Schon 14.000 Schutzsuchende angekommen

Nach Angaben der Innenbehörde sind seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine etwa 14.000 Kriegsflüchtlinge nach Hamburg gekommen. Gut 7000 seien in der zentralen Erstaufnahme vollständig registriert worden, wodurch die Daten der Kinder und Jugendlichen auch bei der Schulbehörde landeten. „Für alle geflüchteten Kinder besteht Schulpflicht“, betonte die Sprecherin. Deren Sorgeberechtigte sollen sich daher beim Schulinformationszentrum melden, um einschätzen zu können, in welche Jahrgangsstufe und welche Schule das Kind kommen soll.


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„Wir wollen gut vorbereitet sein und wenigstens so viele Flüchtlingskinder in den Schulen aufnehmen können wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015/16“, sagte die Sprecherin. Damals gab es den Angaben zufolge an Hamburgs Schulen 525 sogenannte internationale Vorbereitungsklassen und Basisklassen. Derzeit seien es noch 225. „Geplant ist, in den nächsten Wochen weitere 300 Vorbereitungsklassen einzurichten.“

Hamburger Schulen: 107 Vorbereitungsklassen sollen nach März-Ferien starten

Zum Schulstart nach den Ferien am Montag sollen 107 zusätzliche Vorbereitungsklassen an 41 Standorten startklar sein. Insgesamt gibt es in Hamburg etwa 470 allgemein- und berufsbildende Schulen mit rund 254.000 Schülerinnen und Schülern.

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Um ausreichend Lehrkräfte für die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler zu finden, seien bereits ehemalige Lehrkräfte sowie Lehrkräfte mit guten Deutschkenntnissen angeschrieben worden, deren Lehramt bisher noch nicht in Hamburg anerkannt worden sei. „Für den Unterricht geflüchteter Schülerinnen und Schüler, den herkunftssprachlichen Unterricht, Übersetzungstätigkeiten und zur Abnahme von Prüfungen werden auch ukrainische Lehrkräfte gesucht“, sagte die Sprecherin. Der Krisenstab der Schulbehörde habe den Ukrainischen Hilfsstab als Vertretung der Gemeinschaft bereits gebeten, dass sich ukrainische Deutschlehrkräfte, die in Hamburg ankommen und registriert werden, direkt bei der Behörde melden.

Hamburger Schulbehörde: Grundschüler sollen sofort in Regelklassen aufgenommen werden

Die Sprecherin der Schulbehörde sagte: „Kinder der ersten und zweiten Klasse werden direkt in die Regelklassen aufgenommen und lernen zusammen mit Hamburger Kindern das lateinische Alphabet und Deutsch.“ Zusätzlich würden sie in Deutsch besonders gefördert. Ältere Kinder kämen in Internationale Vorbereitungsklassen, in denen sie zunächst Deutsch lernen und später weitere Schulfächer. Nach spätestens einem Jahr sollen sie in die Regelklasse wechseln.

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Die Lehrergewerkschaft GEW sprach von einer großen Herausforderung. „Wir erwarten von der Schulbehörde eine gleichmäßige Verteilung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen auf alle Stadtteile sowie eine gleichmäßige Verteilung auf alle Schulen, auch auf die Gymnasien, sicherzustellen“, sagte Hamburgs GEW-Vorsitzender Sven Quiring. Auch würden unbedingt zusätzliche Fachkräfte gebraucht, insbesondere im Bereich Schulsozialarbeit und -psychologie sowie für die Sprachbildung. „Denn sowohl Expertise für Traumata als auch Lehrkräfte für „Deutsch als Zweitsprache“ sowie herkunftssprachliche Fachkräfte werden nun verstärkt benötigt“, sagte Quiring.

Die Elternkammer Hamburg begrüßte es, dass die Schulbehörde Informationen in ukrainischer Sprache vorhalte. Auch sie wies aber darauf hin, dass schon jetzt Schulpsychologen, Gesundheitsfachkräfte und Sozialarbeiter an den Schulen fehlten. Gleichwohl sei die Elternkammer guten Mutes, dass die Lehrkräfte und alle Schulbeteiligten „alles in die Wege leiten, um allen Kindern den bestmöglichen Start ins Schulsystem zu erleichtern“, sagte die Elternkammer-Vorsitzende Alexandra Fragopoulos. (dpa/ncd)

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