Eskalation bei Hagenbeck: Jetzt spricht der Zoo-Chef selbst
Strafanzeigen, Gerichtsprozesse, ein Warnstreik und ein offener Brief – seit mehr als einem Jahr wird im Tierpark Hagenbeck gestritten. Das Klima zwischen Geschäftsführung und Belegschaft ist extrem angespannt. Die MOPO hat Zoo-Chef Dirk Albrecht, der mit seinen 73 Jahren eigentlich längst im Rentenalter ist, gefragt: Warum tun Sie sich das an? Und was ist an den Vorwürfen eigentlich dran?
Einen „Führungsstil von Vorvorgestern“ hatte die SPD-Bürgerschaftsfraktion Dirk Albrecht am Donnerstag vorgeworfen und sich damit gemeinsam mit der Linken in Eimsbüttel erstmals von politischer Seite her in den Konflikt eingeschaltet. Beide Parteien erklärten sich solidarisch mit der Belegschaft und mahnten Albrecht, den Forderungen nach einem Tarifvertrag nachzugehen. Damit hat der Streit einen neuen Höhepunkt erreicht.
Strafanzeigen, Gerichtsprozesse, ein Warnstreik und ein offener Brief – seit mehr als einem Jahr wird im Tierpark Hagenbeck gestritten. Das Klima zwischen Geschäftsführung und Belegschaft ist extrem angespannt. Die MOPO hat Zoo-Chef Dirk Albrecht, der mit seinen 73 Jahren eigentlich längst im Rentenalter ist, gefragt: Warum tun Sie sich das an? Und was ist an den Vorwürfen eigentlich dran?
Einen „Führungsstil von Vorvorgestern“ hatte die SPD-Bürgerschaftsfraktion Dirk Albrecht am Donnerstag vorgeworfen und sich damit gemeinsam mit der Linken in Eimsbüttel erstmals von politischer Seite her in den Konflikt eingeschaltet. Beide Parteien erklärten sich solidarisch mit der Belegschaft und mahnten Albrecht, den Forderungen nach einem Tarifvertrag nachzugehen. Damit hat der Streit einen neuen Höhepunkt erreicht.
Hagenbeck-Geschäftsführer Albrecht: „Ich bin kein Roboter“
Wie hält man das aus? „Natürlich bewegt mich das“, erklärte Dirk Albrecht gegenüber der MOPO. „Ich bin kein Roboter.“ Auch sei er keineswegs der „eiskalte Manager“, als der er immer dargestellt würde. Die Kritik aus der Politik berühre ihn jedoch weniger: „Das sind externe Leute, die ihre Informationen nur vom Hörensagen haben.“ Die Einmischung empfindet der 73-Jährige als „nicht hilfreich“. Und: „Ich bin erfahren genug, den Angriffen standzuhalten, weil ich überzeugt bin, das Richtige für Hagenbeck zu tun.“
Albrecht ist erst seit zwei Jahren Geschäftsführer bei Hagenbeck. Der promovierte Kaufmann stammt aus dem Ruhrgebiet, lebt aber schon seit 25 Jahren in Hamburg und war in den 80er Jahren Chef der HSV-Marketing GmbH, bevor er vom damaligen HSV-Präsidenten Ernst Naumann gefeuert wurde. Zu seinem Job im Zoo kam er, weil er mit Claus Hagenbeck befreundet ist und Frieden zwischen den beiden verfeindeten Zweigen der Tierpark-Eigentümerfamilie bringen sollte.
Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht: „Ich halte mein Versprechen!“
Wohl auch aufgrund dieser Freundschaft kommt ein Aufhören für Albrecht nicht in Frage: „Ich habe mein Wort gegeben und werde das Schiff auch im reißenden Fluss nicht verlassen“, betont Dirk Albrecht. Die beiden Familien würden hinter ihm stehen. Bis wann er den Job machen werde, könne er nicht sagen. „Ich halte mein Versprechen, das Hagenbeck-Schiff in ruhige Fahrwasser zu bringen.“
Auch bei seiner eigenen Rolle in dem Konflikt bemüht Albrecht ein maritimes Bild, ohne Einsicht zu zeigen: „Ich schlage keine Wellen!“ Dass Mitarbeiter ihm einen „patriarchalischen Führungsstil“, Demütigungen und Diskriminierungen vorwerfen, ihn gar als „Diktator“ bezeichnen, widerspricht Albrechts eigenem Selbstbild. „Das ist eine Kampagne! Ich bin ein Teamarbeiter und treffe keine Entscheidung alleine.“ Es gebe regelmäßige Teamsitzungen, bei denen die Fachleute aus allen Zoo-Bereichen zu Rate gezogen würden.
Albrecht will Betriebsvereinbarung statt Tarifvertrag
Und auch bei dem aktuellen Konflikt um einen Tarifvertrag für den Zoo zeigt sich Dirk Albrecht uneinsichtig. Zwar behauptet der 73-Jährige: „Ich halte sehr viel von Tarifverträgen!“ Dennoch wolle er an der Zoo-eigenen Betriebsvereinbarung festhalten. Die war zwar von Albrechts Vorgänger gekündigt worden. „Aber sie ist noch gültig, solange wir keine neue Betriebsvereinbarung haben.“
Einen Entwurf über eine neue Vereinbarung hatte Albrecht dem Betriebsrat am Dienstag zukommen lassen. Nächste Woche will er ihn der Belegschaft vorstellen. Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther hatte jedoch gegenüber der MOPO erklärt: „Der Betriebsrat darf Konditionen wie die Anzahl von Urlaubstagen, Jahresleistungen, die Wochenarbeitszeit oder Zuschläge gar nicht verhandeln. Damit würden wir gegen das Gesetz verstoßen.“
Betriebsrat: Für Verhandlungen ist die Gewerkschaft zuständig
Ein Blick ins Betriebsverfassungsgesetz bestätigt diese Sichtweise. Dort heißt es in §77, Abs, 3: „Arbeitsentgelte und sonstige Arbeitsbedingungen, die durch Tarifvertrag geregelt sind oder üblicherweise geregelt werden, können nicht Gegenstand einer Betriebsvereinbarung sein.“
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Zuständig für die Verhandlungen ist also die Gewerkschaft IG BAU, in der mehr als die Hälfte der Hagenbeck-Mitarbeiter organisiert sind. Dirk Albrecht zweifelt das an: „Wir werden das durchs Arbeitsgericht prüfen lassen.“ Immerhin so viel verspricht er: „Wenn der Richter sagt, ich muss mit der Gewerkschaft sprechen, dann werde ich das auch tun.“
Für die Hagenbeck-Mitarbeiter, Betriebsrat und Gewerkschaft ist das Warten auf den Richterspruch eine „unnötige Verzögerungstaktik“. Und eine weitere Schleife in dem monatelangen Zoff im Zoo.