Zoff im Zoo: SPD wirft Hagenbeck-Chef „Unternehmensführung von Vorvorgestern“ vor
Der Streit bei Hagenbeck hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Jetzt hat sich auch die Politik in den Konflikt zwischen Geschäftsführung und den Beschäftigten eingeschaltet. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wirft Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht „Starrsinn“ vor.
Der Streit bei Hagenbeck hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Jetzt hat sich auch die Politik in den Konflikt zwischen Geschäftsführung und den Beschäftigten eingeschaltet. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wirft Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht „Unternehmensführung von Vorvorgestern“ vor.
Erst am Mittwoch waren Tierpfleger, Ticket-Verkäufer und weitere Angestellte des Zoos vor die Tore in Stellingen getreten, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Bei einem zweistündigen Warnstreik forderten die rund 50 Mitarbeiter ihren Geschäftsführer Dirk Albrecht auf, Verhandlungen über einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft IG BAU aufzunehmen. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen im Tierpark für alle fair und einheitlich zu regeln.
Hamburg: SPD-Fraktion erklärt sich solidarisch mit den Hagenbeck-Beschäftigten
In ihrem Ansinnen hat die Belegschaft nun Unterstützung aus der Politik erfahren. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion erklärte den Angestellten ihre volle Solidarität. „Wir stehen an ihrer Seite“, erklärte Jan Koltze, Fraktionssprecher für den Bereich Arbeit und Gewerkschaften.

Dabei richtete die SPD-Fraktion mahnende Worte an die Hagenbeck-Geschäftsführung, die Arbeitnehmerrechte zu akzeptieren. „Das Recht von Beschäftigten, sich in Gewerkschaften zu organisieren und durch sie gemeinsam ihre Interessen zu vertreten, ist im Grundgesetz verankert“, so Koltze. Auch die Aushandlung von Tarifverträgen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern sei ein Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft und der Demokratie.
SPD-Fraktion wirft Hagenbeck-Chef Albrecht „Unternehmensführung von Vorvorgestern“ vor
Koltze wies darauf hin, dass Tarifverträge Beschäftigte vor Willkür und Ungleichbehandlung schützen und nur sie faire, gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen garantieren.
Die Schelte der SPD-Fraktion betrifft auch den Führungsstil von Dirk Albrecht, gegen den sich Hagenbeck-Mitarbeiter Anfang April in einem Offenen Brief zur Wehr gesetzt hatten. Sie hatten Albrecht Demütigungen, Diffamierungen und Diskriminierungen vorgeworfen und von einem „patriarchische Führungsstil“ gesprochen. Ein Ex-Mitarbeiter bezeichnete Albrecht gegenüber der MOPO gar als „Diktator“.
SPD-Fraktionssprecher Jan Koltze erklärte nun: „Mit ihrer Unternehmensführung von Vorvorgestern schadet die Geschäftsführung dem Tierpark.“ Zu einer modernen Unternehmensführung gehöre es, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf Augenhöhe zu begegnen. Nur Beschäftigte, die sich wertgeschätzt fühlten, seien auf Dauer motiviert. Koltze: „Es wäre schade, wenn bei dem ‚tierischen‘ Vergnügen Hagenbeck der Mensch auf der Strecke bleibt. Ein Besuch im Zoo darf nicht vom Umgang mit dem Personal überschattet werden.“
Auch die Linke fordert Albrecht auf, Tarifverhandlungen aufzunehmen
Nach MOPO-Informationen haben seit Albrechts Antritt vor zwei Jahren 40 Prozent der insgesamt 140 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.
Auch die Linke Eimsbüttel schaltete sich in den Konflikt ein und erklärte sich solidarisch mit den Beschäftigten. „Die Geschäftsführung von Hagenbeck muss endlich einsehen, dass der Kampf gegen einen Tarifvertrag aussichtslos ist“, erklärte die Bezirksvorsitzende Sabine Ritter.
Das könnte Sie auch interessieren: Strafanzeige gegen Hagenbeck-Chef
Mikey Kleinert, Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel, ergänzte: „Seit Monaten wird regelmäßig über die schlechten Arbeitsbedingungen und die gruselige Betriebsführung bei Hagenbecks Tierpark berichtet. Gerade in Zeiten von Inflation und hohen Mieten muss der Tierpark seine Mitarbeiter:innen anständig vergüten.“ Hagenbecks Tierpark dürfe kein tariffreier Raum bleiben, so Kleinert.