Coronavirus Impfzentrum Hamburg
  • Laut des RKI könnte eine vierte Welle mit ausreichenden Impfungen noch verhindert werden. (Symbolbild)
  • Foto: (c) dpa

Delta und vierte Welle? So wird unser Corona-Spätsommer

Über 27.000 neue Corona-Fälle, eine Inzidenz von 229,9: In Großbritannien ist die vierte Corona-Welle in vollem Gang, trotzdem will Boris Johnson alle Einschränkungen aufheben. Auch in Deutschland breitet sich die Delta-Variante aus. Ist die Entwicklung in Großbritannien eine Blaupause für uns?

Wieso steigen in vielen Ländern die Inzidenzen, nicht aber in Deutschland?

Gute saisonale Bedingungen, viele Tests und der Impffortschritt haben die Fallzahlen in Deutschland auf niedrigem Niveau gehalten. Zugleich hat sich die Delta-Variante hier später verbreitet als in Großbritannien oder Portugal. Dort dominiert die hochansteckende Mutation bereits. Weitere Neuinfektionen werden auch mit der Fußball-EM in Verbindung gebracht.

Delta in Deutschland: Corona-Fälle werden voraussichtlich steigen

Wird die Inzidenz auch hierzulande wieder steigen?

Spätestens im Herbst könnte es auch in Deutschland zu einer vierten Welle kommen. Laut dem RKI macht die Delta-Variante bereits mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen aus. Auch in Hamburg wurden 121 Delta-Fälle nachgewiesen, 59 davon allein vergangene Woche. Zudem gibt es 88 Verdachtsfälle.

Können Impfungen die Delta-Variante noch stoppen?

Laut des RKI braucht es eine Impfquote von mindestens 85 Prozent bei 12- bis 59-Jährigen und von 90 Prozent bei über 60-Jährigen, um eine vierte Welle zu verhindern. Das RKI ist optimistisch, dass das erreicht werden kann.

Wenig schwere Verläufe trotz hoher Inzidenz: Die „neue“ vierte Welle

Warum ist das Gesundheitssystem in England noch nicht überlastet?

In Großbritannien steigt zwar die Inzidenz, die Belegung der Intensivstationen bleibt aber überschaubar. Grund dafür ist vermutlich die hohe Impfquote besonders bei vulnerablen Gruppen mit sonst schweren Krankheitsverläufen. Auch in Hamburg werden bereits deutlich weniger Fälle bei über 70-Jährigen festgestellt. RKI-Chef Lothar Wieler ist bei Prognosen aber vorsichtig: „Wir haben noch nicht genügend Daten, um wirklich klar zu sagen, wie gefährlich oder ungefährlich (…) sie ist“, erklärte er kürzlich.

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Hat die Inzidenz damit als Richtwert für Corona-Regeln ausgedient?  

Die Inzidenz beziffert die neu gemeldeten Corona-Fälle der vergangenen sieben Tage je 100.000 Einwohner. Da sich daran einschätzen ließ, wie sich die Lage auf den Intensivstationen entwickelte, war sie ein wichtiger Richtwert für die Corona-Politik. Wegen der vielen Tests und des Impffortschritts entkoppeln sich diese Werte nun voneinander, so der „Spiegel“. Gleichzeitig spiegelt die Inzidenz nicht das ungleich verteilte Risiko zwischen geimpften und nicht-geimpften Gruppen wider. Trotzdem bleibe die Inzidenz dem „Spiegel“ zufolge eine Kennzahl für die Dynamik der Pandemie.

Woran wird sich die Politik orientieren?

Laut dem „Spiegel“ könnte die Impfquote ein Richtwert werden. Zudem könnten Politiker auch auf die Zahl von Quarantänefällen in Schulen und die Inzidenz unter Kindern und Jugendlichen achten, da diese wegen der fehlenden Impfung ein besonders hohes Risiko haben, zu erkranken.

Delta unter Kindern: Gefahr und Konsequenzen

Noch gibt es keinen Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren – wie gefährlich wäre ein klarer Lockerungskurs für ungeschützte Kinder?

Stiko-Chef Thomas Mertens erklärte, dass sich aus der Datenlage keine Hinweise auf gefährlichere Krankheitsverläufe bei Kindern und Jugendlichen ergeben. Noch hat die Stiko keine generelle Impfempfehlung für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren ausgesprochen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte hingegen in der „Rheinischen Post“, dass sich die Stiko an älteren Varianten orientiere. Eine Durchseuchung von Kindern mit der Delta-Variante hielte er für zu riskant.

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Droht nach den Sommerferien die nächste Homeschooling-Episode? 

Schulen sollen mit Präsenzunterricht offenbleiben. Sollte es zu größeren Infektionsausbrüchen kommen, müsste jedoch reagiert werden, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert Ende Juni. In Hamburg soll es in Präsenzunterricht weitergehen, eine Präsenzpflicht gibt es aber zunächst nicht.

Delta in Hamburg: Das sagt der Bürgermeister

Wie blickt Hamburgs Bürgermeister, der seit jeher zu den Vorsichtigen zählt, in die Corona-Zukunft der Stadt?

„Wir müssen damit rechnen, dass wir es im Herbst wieder schwerer haben“, erklärte Peter Tschentscher (SPD) Ende Juni. Die Delta-Variante in Schach zu halten, sei keine Selbstverständlichkeit. Er hoffe, dass das Impftempo und andere Maßnahmen ausreichten, zudem müsse der Eintrag von Infektionen von Reisenden vermieden werden.

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