• In Hamburg können Schüler sich für eine freiwillige Wiederholung des Schuljahres entscheiden. (Symbolbild)
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Sitzenbleiben ist der falsche Weg!: Lehrkräfte gehen auf Schulsenator Rabe los

Vor etwa einer Woche verkündete Schulsenator Ties Rabe (SPD), dass Hamburgs Schülerinnen und Schüler aufgrund der Corona-Pandemie das Schuljahr freiwillig wiederholen können. Dagegen regt sich deutliche Kritik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Sitzenbleiben gibt es in Hamburg eigentlich nicht mehr — nur noch in Ausnahmefällen, wenn ein Kind wegen einer schwerwiegenden Belastung, zum Beispiel Scheidung der Eltern oder monatelanger Krankheit, nicht lernen konnte. In letzter Instanz entscheidet die Schulbehörde.

Corona: Hamburgs Schüler können freiwilliges ein Schuljahr wiederholen

Wegen Corona wurde das „Verbot des Sitzenbleibens“ für ein freiwilliges Sitzenbleiben aufgehoben. Die Behörde teilte mit, dass das vergangene Jahr für jeden Schüler eine besondere Belastung gewesen sei: Seit Beginn der Corona-Pandemie müssen diese mit Schulschließungen, Homeschooling und Wechselunterricht zurechtkommen.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) kritisiert die Haltung des Bundeskanzleramts zum Thema Schulöffnung.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD)

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„Nach langen Schulschließungen wird es nicht immer gelingen, dass Schülerinnen und Schüler wieder Anschluss an ihre Lerngruppe finden“, erklärte Rabe die Entscheidung.

Freiwilliges Sitzenbleiben: GEW kritisiert Rabe

Der Landesverband Hamburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der die Interessen der Lehrkräfte vertritt, steht den Plänen der Schulbehörde allerdings kritisch gegenüber.

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„Das Sitzenbleiben hat leider immer den Beigeschmack einer Versagenskultur“, sagt Fredrik Dehnerdt, stellvertretender GEW-Vorsitzender, der MOPO. „Deshalb empfinden wir es nicht als richtigen Schritt, in Zeiten von Corona komplette Jahrgänge zurückzuversetzen.“ Dass betroffene Kinder aufgrund von Corona ein gesamtes Jahr verlören, würde der Pandemie-Situation nicht gerecht.

Statt Sitzenbleiben: GEW Hamburg fordert gezielte Nachhilfe

Stattdessen fordert die GEW , Schülern in den jeweiligen Fächern gezielt Nachhilfe anzubieten. „Dafür könnten zum Beispiel Lehrkräfte in Ausbildung oder im Ruhestand mit einbezogen werden“, schlägt Dehnerdt vor.

So soll das freiwillige Sitzenbleiben ablaufen: Die Schulen können prüfen, ob ein Kind durch eine Wiederholung besser gefördert werden kann, als in seiner bisherigen Klasse. Diese Voraussetzung sei laut der Schulbehörde deutlich häufiger gegeben als bisher.

Schule in Hamburg: So funktioniert das freiwillige Sitzenbleiben

Die Prüfung durch die Behörde entfällt. Schulen können selbst in Absprache mit den betroffenen Schülern über eine Klassenwiederholung entscheiden.

Auf MOPO-Nachfrage antwortet die Schulbehörde, dass die Schulen ebenfalls selbst entscheiden, bis wann die Anträge auf Wiederholung eingereicht werden müssen: in der Regel am Ende des Schuljahres.

Der Antrag müsse per Formular gestellt und von den Sorgeberechtigten ausgefüllt werden. „In der Regel sollte bis zum Ferienbeginn darüber entschieden werden“, so eine Sprecherin. „Es sei denn, die Anträge werden verspätet oder unvollständig eingereicht.“

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