• Ein Mädchen arbeitet zu Hause am Laptop für die Schule.
  • Foto: imago images/Jochen Tack

„Dann landen die direkt bei Ebay“: Ärger wegen Laptop-Geld für Hamburgs Schüler

Noch immer haben nicht alle Hamburger Schüler ein Laptop oder einen PC, um damit am Homeschooling teilzunehmen. Dabei gibt es seit Februar die Möglichkeit, für die Anschaffung pro Kind bis zu 350 Euro vom Jobcenter zu bekommen. Doch noch blockieren die Hamburger Behörden diesen Weg. Hinter vorgehaltener Hand sagen Schulleiter: „Wie sollen wir verhindern, dass die Geräte in kürzester Zeit bei Ebay versteigert werden?“

„Ich habe Schüler, die nur auf einem kleinen Schrotthandy arbeiten“, schildert eine Lehrerin der MOPO. „Jetzt gibt es endlich Hilfe vom Staat für meine besonders benachteiligten Schüler, doch ich darf die Bescheinigung für sie nicht ausstellen“, ärgert sich die Lehrerin, die nicht genannt werden möchte. „Meine Schulleitung hat es verboten.“

So ist die Lage: Anspruch auf einen Zuschuss von bis zu 350 Euro pro Kind haben Eltern seit Februar laut Arbeitsministerium, wenn sie bedürftig sind und es kein Leihgerät von der Schule gibt. Und das muss von der Schule bescheinigt werden, sonst gibt es keine Auszahlung.

Schulbehörde Hamburg: Arbeiten Verfahren aus

Diese Bescheinigung wird bisher an allen Hamburger Schulen zurückgehalten. Doch was ist der Grund? Aus der Schulbehörde heißt es, derzeit werde fieberhaft mit Sozialbehörde, Jobcenter beraten, „wie das genaue Verfahren aussehen solle“. Auch die Formulare gibt es noch nicht. „Unser Interesse ist natürlich, möglichst wenig Bürokratie und schnelle Hilfe“, versichert Behördensprecher Peter Albrecht.

Damit es keine Zwei-Klassengesellschaft an Schulen gebe, sollen die Zuschüsse von Hamburg noch aufgestockt werden. So hätten die gekauften Geräte dann auch die nötige Qualität, eben wie die der Leihgeräte. Die Behörden überlegen, Gutscheine für ganz bestimmte Geräte auszugeben, damit am Ende nichts Falsches gekauft werde.

Fragt man an den Schulen direkt, zeigt sich die vielschichtige Problematik. Eine Schulleitung zur Mopo: „Wer bekommt überhaupt das Geld? Wenn das direkt aufs Konto überwiesen wird, dann kaufen ganz sicher nicht alle Eltern davon ein Laptop.“ Denn bei mehreren Kindern sei das ja schnell auch eine hohe Summe, gerade in ärmeren Familien. Und da sei der Impuls da, das Geld lieber woanders anzulegen.

Kostenübernahme Laptops: nur für Bedürftige

Man habe auch bei einer kostenlosen Verteilung guter Schulranzen die traurige Erfahrung gemacht, dass die Kinder einen Tag damit zur Schule kamen und am nächsten Tag hätten die Taschen dann schon bei Ebay zum Verkauf gestanden. „Das könnte auch bei den Laptops passieren, wenn es dazu keine Regelung gibt.“

Andere Schulleitungen berichten der MOPO, dass es ihnen wichtig sei, dass dann auch alle Schüler die gleichen (geeigneten) Geräte kaufen und diese dann von den Schulen eingerichtet und betreut würden. „Sonst werden einige Laptops am Ende gar nicht richtig funktionieren.“ Daher könne es sinnvoller sein, wenn nicht die Familien Eigentümer der Geräte wären, sondern die Schulen.

Zuschuss auch für Gaming-PCs erlaubt?

Die Schulen würden dann auch die Wartung übernehmen, wenn etwas nicht funktioniere. So könne auch verhindert werden, dass die Laptops privat für Dinge genutzt würden, für die sie nicht gedacht seien und die ihre Funktion auch beeinträchtigen könnten. In dem Zusammenhang ist auch noch nicht geklärt, ob das Geld auch als Zuschuss für ein deutlich größeres Gerät genutzt werden könnte.

Ein ganz großes Problem schildert eine Schulleiterin so: „Wir haben mehrere hundert Leihgeräte verteilt. Diese Familien haben also keinen Anspruch auf den Zuschuss für ein eigenes Laptop.“ Nun hätten schon die ersten Eltern angekündigt, dass sie diese Geräte gern zurückgeben würden, um stattdessen das Geld vom Jobcenter zu bekommen.

Hamburg: Eltern wollen Leihgeräte zurückgeben

Die Schulleiterin: „Das ist absurd!“ Es sei aber auch unfair, nun denen, die sich um Leihgeräte gekümmert hätten, daraus einen Strick zu drehen: „Ausgerechnet die Eltern, die den Hintern dafür nicht hochbekommen haben, sollen nun zur Belohnung auch noch diese hohe Summe für eigene Geräte bekommen?“

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Etliche Schulen würden schon jetzt ersthaft überlegen, die Leihgeräte wieder einzusammeln, damit auch alle Eltern mit Anspruch die Finanzspritze bekommen können. Eine Schulleitung: „Sonst kommen wir in Teufels Küche. Denn wer von uns soll nun entscheiden, wer ein Leihgerät behalten muss und wer eine Bescheinigung bekommt, dass er Anspruch auf 350 Euro Zuschuss vom Staat hat?“

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