Statistik 2024: Weniger Kriminalität in Hamburg – mehr Gewalt in diesen Stadtteilen
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2024 ist Hamburg wieder ein Stück sicherer geworden: Die Zahl der Straftaten ist um vier Prozent gesunken, die Gewaltkriminalität wiederum um sieben Prozent gestiegen, die Aufklärungsquote ist gleichbleibend hoch, die erfassten Fälle von Mord und Totschlag haben sich nahezu halbiert. Die Stadtteile St. Georg und St. Pauli zerschießen die sonst eher rückläufigen Zahlen – nicht zuletzt aufgrund häufigerer Kontrollen. Doch fühlt sich Hamburg im Alltag wirklich sicherer an? In den Herbstmonaten sorgten Schießereien auf offener Straße für ein ganz anderes Gefühl.
Nach einem Anstieg der erfassten Straftaten im Vorjahr 2023 ist die Kriminalität in Hamburg im Jahr 2024 wieder um 4 Prozent gesunken. In der Langzeitbetrachtung liegt die Zahl mit 224.913 (-9.328) damit auf dem Niveau des Jahres 2017 und deutlich unter dem der Vorjahre. Innensenator Andy Grote (SPD) zu der Entwicklung: „Besonders hervorzuheben sind die rückläufigen Zahlen bei den Tötungsdelikten und auch bei den ebenfalls gesunkenen Gewaltzahlen am Hauptbahnhof.“
Allianz sicherer Hauptbahnhof sorgt für mehr Sicherheit
Besonders das Thema Sicherheit am und um den Hauptbahnhof wurde in der Statistik erläutert. Die „Allianz sicherer Hauptbahnhof hat sich seit der Gründung Ende 2022 zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Regelmäßig wird auch die Umsetzung des Waffenverbots mit Schwerpunkteinsätzen in Bahnhöfen durchgeführt. Daraus lässt sich die steigende Zahl der sogenannten Kontrolldelikte, darunter Hausfriedensbruch, mit einem Plus von 1398 Fällen (+30,2 Prozent) genauso erklären wie die sogenannte „Beförderungserschleichung“, also Fahren ohne Ticket, mit einem Anstieg von 11,1 Prozent.
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Absoluter Sicherheits-Gewinner bei den Bezirken ist Bergedorf. Der südöstliche Bezirk verzeichnet einen Rückgang von Straftaten um 18,5 Prozent. Auch ohne Schwerpunkteinsätze. Der wenig überraschende Verlierer ist hingegen
der Bezirk Hamburg-Mitte mit den beiden problematischen Stadtteilen St. Pauli und St. Georg. 32 Prozent der Gewaltkriminalität von Hamburg ist im vergangenen Jahr auf St. Pauli und St. Georg zu verorten.
Leichte Steigerung beim Gebrauch von Schusswaffen
Die Zahl der Delikte mit Schusswaffen liegt bei 117 Fällen. 64 Mal wurde mit einer Waffe gedroht (64 Fälle), 53 Mal geschossen. Das klingt viel, doch bei 54 Prozent der Fälle geht es um einen waffenrechtlichen Verstoß „ohne ein Einwirken gegen eine Person“, so Jan Hieber, Leiter des Landeskriminalamtes. Hieber weiter: „Beim Einsatz von Schusswaffen gegen eine Person gibt es eine leichte Steigerung von zwölf auf 16 Taten im Vergleich zum Vorjahr. Wenn man sich aber da mal Zahlen aus den 90er Jahren anschaut, da waren die zehn Mal so hoch.“
Auch die Zahl der Vergewaltigungen ist leicht angestiegen: + 9 Prozent. Allerdings sind alle angezeigten Fälle dieser Steigerung nicht im Jahr 2024 passiert. Der Tatzeitpunkt war im Jahr 2023 oder davor.
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Dass die Zahlen teilweise über die Jahre gezogen werden, kritisiert Jan Reinecke, Landersvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter: „Die Statistik ist und bleibt ein Tätigkeitsnachweis der Polizei und keine fundierte Abbildung der Kriminalitätslage des vorangegangenen Jahres.“ Ein Anstieg der Fallzahlen werde auf Schwerpunktsetzungen zurückgeführt. So wie bei den Zahlen in St. Georg und St. Pauli: St. Pauli verzeichnet ein Anstieg von Gewaltzahlen in Höhe von 200 Taten. St. Georg zeigt 267 mehr Taten als im Jahr 2023. Eine Vielzahl spiele sich in der Drogen- und Trinkerszene ab.
Crack-Missbrauch hat sich in Hamburg verzehnfacht
Eine deutliche Veränderung gibt es bei den Rauschgiftdelikten: Hier zeigt die Statistik einen Rückgang um rund ein Drittel auf 11.313 Fälle (-33,5 Prozent), was auf die Legalisierung von Cannabis zurückzuführen ist. Der Missbrauch von Crack hingegen habe „sich in den vergangenen Jahren verzehnfacht“, so Polizeipräsident Falk Schnabel.
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