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Die Polizei musste sowohl am Freitag als auch am Samstag den Stadtpark räumen, nachdem tausende Jugendliche ohne Abstand feierten und tanzten.
  • Die Polizei musste sowohl am Freitag als auch am Samstag den Stadtpark räumen, nachdem tausende Jugendliche ohne Abstand feierten und tanzten.
  • Foto: Marius Roeer

Planlos im Stadtpark: Party, Randale, Dauereinsatz – das raten Experten

Die sommerliche Wärme, geschlossene Clubs und jede Menge aufgestaute Energie haben am Wochenende erneut zu Polizeieinsätzen im Hamburger Stadtpark geführt: Tausende Jugendliche feierten dort ohne Abstand, die Stimmung wurde schnell aggressiv. Experten lehnen ein pauschales Feierverbot allerdings ab.

Bis 21 Uhr war die Lage am Samstag im Stadtpark noch entspannt: Kleine Gruppen saßen weitestgehend verteilt auf der Wiese. Einige Beamte gingen durch den Park, wiesen hier und da auf die Abstandsregeln hin oder gaben Hinweise durch Lautsprecher.

Hamburg: Polizei muss Stadtpark am Wochenende räumen

Doch mit der späteren Uhrzeit stieg auch der Alkohol-Pegel der Feiernden. Nach Angaben eines Reporters vor Ort wurde die Gruppe der Feiernden immer größer, zu hunderten tanzten die jungen Leute dicht beisammen. Als die Beamten die ersten Personen in Gewahrsam nahmen, flogen aus der Dunkelheit auf einmal Flaschen. Auch Böller und Raketen wurden gezündet.

Wie schon am Freitagabend musste die Polizei den Stadtpark schließlich räumen. Zehn Menschen wurden vorläufig festgenommen, dazu kamen sechs Ingewahrsamnahmen und 32 Platzverweise. Zwei Beamte seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Ob es auch Verletzte unter den Feiernden gab, konnte sie zunächst nicht sagen.

Hamburg: Jugendliche und Polizei geraten aneinander

Es ist nicht der erste Konflikt dieser Art: Bereits an den Wochenenden zuvor hatte die Polizei immer wieder Versammlungen in Parks, in der Schanze oder auf St. Pauli aufgelöst. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Hamburg wirft der Politik vor, das Problem auf dem Rücken der Polizei auszutragen. Dem NDR sagte deren Landesvorsitzender Thomas Jungfer, dass er eine klare Linie für das nächste Wochenende erwarte, wenn es schon keine Feier-Alternative für Geimpfte, Genesene und Getestete gebe. „Zur Not mit einem Alkoholverbot für draußen.“

Andere Städte im Norden kämpfen mit dem gleichen Problem: In Lübeck räumte die Polizei am Samstag den Drehbrückenplatz. In Kiel hat die Stadt neue Regeln beschlossen, nachdem auch dort bereits mehrfach der Schrevenpark geräumt werden musste und sich Anwohner über den Lärm beschwert hatten. Zwischen 22 und 6 Uhr darf dort nun keine laute Musik mehr abgespielt werden. Zusätzlich öffnen in Schleswig-Holstein am Montag unter Auflagen die Clubs. In Freiburg (Baden-Württemberg) hat die Stadt wiederum ein ganz anderes Verbot erlassen: Glasflaschen sind in der Innenstadt tabu. Das soll zu einem geringeren Alkohlkonsum und weniger Glasscherben auf den Straßen führen.

Corona: Experten halten pauschales Feierverbot für falsch

Beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München heißt man diese Eskalation zwischen Jugendlichen und der Polizei nicht gut. Doch junge Leute pauschal zu verurteilen und öffentliches Feiern zu verbieten, halten die Experten für verkehrt. „Ein Gegeneinander der Generationen ist alles andere als hilfreich“, sagt die Diplompsychologin Nora Gaupp.

Am DJI sucht man nach Gründen, warum es in manchen Nächten eskaliert: „Samstagabends in der Disco gab es auch Konflikte“, meint der Sozialwissenschaftler Bernd Holthusen. Jetzt verdichte sich alles an wenigen Orten.
Die meisten jungen Menschen seien sehr verantwortungsbewusst. Doch es gebe eine Minderheit von Gewaltbereiten oder gar Straftätern, die sich unter die Feiernden mischten. Gepaart mit Alkohol, dem Schutz der Dunkelheit und der Menschenmenge könne eine gefährliche Dynamik entstehen.

Hamburg: Stadtpark nach Party-Nächten total vermüllt

Nicht nur die Party-Nächte selbst sind ein Problem – auch der Morgen danach: Die Feiernden hinterlassen Berge an Müll, die Stadtreinigung rückte am Samstagmorgen mit 16 Mitarbeitern im Stadtpark an.

Der Landesvorsitzende der Hamburger FDP, Michael Kruse, fordert Perspektiven: „Wie wäre es, wenn Hamburg die Clubs kontrolliert wieder öffnet?“, schreibt der Politiker auf Twitter und nennt das Beispiel Berlin: Dort dürfen im Freien bis zu 250 Personen tanzen.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte am Freitag angekündigt, dass der Senat am Dienstag prüfen wird, ob Tanzen im Freien unter strengen Voraussetzungen, wie zum Beispiel einer Testpflicht, wieder erlaubt wird.

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