Fahrradfahrer am Jungfernstieg. Um Regelverstöße von Radlern hat sich eine kontroverse Diskussion entsponnen.
  • Fahrradfahrer am Jungfernstieg. Um Regelverstöße von Radlern wird erbittert diskutiert.
  • Foto: imago/Jürgen Ritter

„Müssen“ Radfahrer Regeln brechen? Polizei findet klare Worte

„Wer in Hamburg Fahrrad fährt, muss Regeln brechen.“ Mit dieser provokanten Aussage bei einem Streitgespräch im Hamburger Fahrradclub (ADFC) hat Mitglied Dirk Lau eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Jetzt meldet sich auch die Polizei zu Wort – mit einem eindringlichen Appell.

„Wer zum Regelbruch im Straßenverkehr auffordert, gefährdet Leben!“, findet Polizeisprecherin Sandra Levgrün deutliche Worte. Immerhin habe die Polizei im Jahr 2022 die meisten Unfälle mit Radfahrern seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1995 registriert – und 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2019.

Hamburger Polizei kritisiert Aussage von Lau scharf

Allerdings: Seit dieser Zeit sind aber auch 33 Prozent mehr Radler in Hamburg unterwegs.

„Hervorzuheben ist auch, dass Radfahrende häufig – nämlich bei mehr als der Hälfte der Unfälle – selbst die Ursache waren“, ergänzt Polizeisprecher Thilo Marxsen. Die Anzahl der Unfälle mit alkoholisierten Radlern habe sich seit 2019 verdreifacht. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte diesbezüglich bereits mehr Kontrollen an.

Das umstrittene Gespräch des ADFC

Auslöser der Aufregung war ein Streitgespräch zwischen vier Mitgliedern des ADFC, das im aktuellen Magazin abgedruckt wurde. Die Fahrradaktivisten wollten sich darin dem Vorurteil vieler Autofahrer und Fußgänger stellen, dass Radfahrer sowieso nie auf Verkehrsregeln achten würden.

Schnell kamen die Teilnehmenden auf das Thema Radwege zu sprechen. Diese seien oftmals zu schmal, als dass sich Fahrradfahrer gegenseitig mit genügend Abstand überholen könnten. Ohnehin sei es der Autoverkehr, der „seit Jahrzehnten die Standards in Deutschland setzt“, sagte Dirk Lau, der auch gleichzeitig Pressesprecher des Verbands ist. Für ihn sei klar: „Wer in Hamburg Rad fährt, muss Regeln brechen.“

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Das liege an der teils schlechten Infrastruktur, denn für ihn bedeute Regelbruch oft auch Sicherheit. Als ein Beispiel nennt er benutzungspflichtige Radwege, auf denen öfter mal Bäume oder Mülltonnen ständen – diese Pflicht würde er dann eigenem Ermessen ignorieren. Daraufhin hagelte es Kritik, unter anderem vom Fußgängerverband „Fuß e.V.“, der naturgemäß gegen das Gehweg-Radeln kämpft.

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