Der Demozug biegt auf die Hamburger Straße ein.

Der Demozug biegt auf die Hamburger Straße ein. Foto: Marius Röer

1. Mai in Hamburg: Ein bisschen Pyrotechnik und ganz viel Sonne

Traditionell gehen am 1. Mai die Gewerkschaften auf die Straße – genau wie linke und linksradikale Gruppen. In den vergangenen Jahren ist es in Hamburg relativ ruhig geblieben. Die Polizei war heute trotzdem mit einem Großaufgebot im Einsatz. Wir sind mit mehreren Reportern in der Stadt unterwegs, begleiten die Demos und informieren Sie hier im Liveticker.

Rund um die Demos berichten Ivan De Vincenzi, Daniel Gözübüyük, Marius Röer, Alexander Palm und Alexander Josefowicz

19.00 Uhr: Bis hierhin ist es in Hamburg ein äußerst friedlicher und sonniger 1. Mai. Weder bei den Gewerkschaftsdemos noch bei den als potenziell problematisch eingeschätzten linken Protestzügen kam es zu Problemen oder gar zu Ausschreitungen. Bei mehr als 20 Grad und strahlendem Sonnenschein zogen Tausende durch Hamburg, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und politische Veränderungen zu fordern.

18.35 Uhr: Die Demo wurde für beendet erklärt. Zuvor sind bereits viele Teilnehmer gegangen. Der Appell am Ende des Tages: „Jeder Tag ist Kampftag!“

18.29 Uhr: In den Abschlussreden der Organisatoren werden nochmals alle Themen angesprochen, die den Demoteilnehmern heute auf dem Herz und der Zunge brennen: „Lorenz, das war Mord, Widerstand an jedem Ort“, wird skandiert, nachdem der Redner am Mikrofon von einem „rassistischen Mord“ gesprochen wurde.

Im Laufe des Nachmittags wurden vereinzelt Rauchtöpfe gezündet. Die Stimmung ist aber weiter friedlich. Marius Röer
Pyro bei 1. Mai-Demo
Im Laufe des Nachmittags wurden vereinzelt Rauchtöpfe gezündet. Die Stimmung ist aber weiter friedlich.

Eine weitere Rednerin bedankt sich für die Teilnahme und stimmt an: „Hoch die internationale Solidarität!“ Waffenlieferungen werden kritisiert, die politische Weltlage angeprangert. „Wir sind mittendrin. Wir wollen kein Kanonenfutter sein. Frieden, Zukunft, Sozialismus!“ Der andere Redner ergänzt: „Was für ein harter und kämpferischer Tag. Vielen Dank an alle!“

18.15 Uhr: Ohne Zwischenfälle und Zwischenkundgebungen hat der Demozug sein Ziel, den Bahnhof Dehnhaide, erreicht, nachdem man durch eine enge Baustelle am Holsteinischen Kamp und am Einkaufszentrum Hamburger Meile vorbeigezogen ist. Vereinzelt wurden Rauchtöpfe gezündet, unterbrochen werden musste der Protest nicht.

17.45 Uhr: Von der Dehnhaide geht es aktuell über die Friedrichsberger Straße in Richtung Hamburger Straße. Vereinzelt sind Rauchtöpfe gezündet worden. Die Demonstration läuft weiter dennoch störungsfrei.

17.16 Uhr: Die Demonstranten haben soeben die Wandsbeker Marktstraße gekreuzt und gehen weiter die Brauhausstraße entlang. Laut Polizei sind es um die 2500 und 3000 Teilnehmer, die bisher friedlich und störungsfrei demonstrieren. Der Veranstalter spricht von 6000 Menschen. Die Themen dabei sind vielfältig: Es geht um soziale Ungerechtigkeit, um Feminismus, um den Krieg im Nahen Osten und um „ungerecht festgehaltene Freiheitskämpfer“.

17.00 Uhr: Doch schon nach wenigen Metern ist wieder Schluss: Für den Anmelder Halil Simsek laufen die Polizisten zu dicht neben der Demo her, kesselten die Demonstranten ein. Die Demo sei von außen nicht mehr als solche zu erkennen. Die Polizei beschneide damit das Versammlungsrecht. Es entspinnt sich eine längere Diskussion über Abstände, bis es nach rund zehn Minuten weitergeht.

Halil Simsek, Anmelder der linksradikalen Demo, im Gespräch mit der Polizei Marius Röer
Halil Simsek, der Organisator der Demo
Halil Simsek, Anmelder der linksradikalen Demo, im Gespräch mit der Polizei

16.41 Uhr: Bei der vom linksradikalen „Roten Aufbau“ angemeldeten Demo haben sich schon zu Beginn am Bahnhof Hasselbrook mehrere Hundert Menschen versammelt. Um Punkt 16:40 hat sich der Aufzug – laut Polizei mit rund 1200 Teilnehmern – in Richtung Hammer Straße in Bewegung gesetzt. Auf Schildern fordern die Demonstrierenden: „Kürzen? Nur die Arbeitszeit!“ oder „Mehr Zeit! Mehr Geld! Für alle!“

Der Demozug des linksradikalen „Roten Aufbau“ startet am Bahnhof Hasselbrook. Marius Röer
Der Demozug des linksradikalen „Roten Aufbau“ startet am Bahnhof Hasselbrook.
Der Demozug des linksradikalen „Roten Aufbau“ startet am Bahnhof Hasselbrook.

– Im Zug dominieren junge Teilnehmer, organisiert in vier Blöcken und Sechserreihen. Die Stimmung ist entschlossen. Vom Lautsprecherwagen heißt es: „Hinaus zum revolutionären 1. Mai – wir haben eine Welt zu gewinnen.“ Applaus. Eine Rednerin ergänzt: „Der 1. Mai ist unser Tag – alle Macht dem Proletariat!“

16.00 Uhr: Der Protestzug ist an seinem Ziel, dem S-Bahnhof Sternschanze, angekommen. Per Lautsprecher bedankt man sich für die Teilnahme. Und schiebt hinterher: „Denkt dran, morgen ist Tag der Arbeitlosen!“ Ein Teil der Demonstranten wird sich voraussichtlich der um 16.30 startenden Demo am Bahnhof Hasselbrook anschließen („Heraus zum revolutionären 1. Mai – wir haben eine Welt zu gewinnen“).

15.45: Die Demonstration hat die Schanze erreicht. Vor der Roten Flora werden die Teilnehmer mit Feuerwerk empfangen. Vom Dach wird eine Batterie Raketen abgeschossen, dazu werden mehrere Rauchtöpfe gezündet. An der Fassade hängen Banner, darunter „Free all Antifas!“ und „Gegen die Polizei und ihre Gewalt“ – letzteres in Anlehnung an die tödlichen Schüsse auf den 21-jährigen Lorenz in Oldenburg. Eine Sprecherin ruft: „Dieser Feiertag wurde uns nicht geschenkt, er wurde erkämpft. Und zwar blutig.“

Die Demo hat die Rote Flora erreicht und wird mit Pyrotechnik begrüßt. Marius Röer
Die Demo hat die Rote Flora erreicht und wird mit Pyrotechnik begrüßt.
Die Demo hat die Rote Flora erreicht und wird mit Pyrotechnik begrüßt.

– Während der Zug weiterzieht, stehen Vermummte auf dem Dach der Roten Flora und schwenken Flaggen. Unter Applaus einiger Restaurant- und Café-Besucher biegen die Demonstrierenden in die Altonaer Straße ein – das Ziel ist fast erreicht: der Bahnhof Sternschanze.

15.27: Am Neuen Kamp trifft der Demozug wieder auf den Lautsprecherwagen, der zuvor wegen der engen Straßen nicht folgen konnte. Gemeinsam geht es weiter an der Rindermarkthalle vorbei, dann rechts ab zum Schulterblatt – nur wenige Meter von der Roten Flora entfernt. Die Stimmung bleibt kämpferisch. Die Menge ruft: „Ob Ost, ob West – nieder mit der Nazipest!“ und „Brick by Brick, Wall by Wall – make the fortress Europe fall!“

Der Demozug auf Höhe des Gängeviertels. Marius Röer
Der Demozug auf Höhe des Gängeviertels.
Der Demozug auf Höhe des Gängeviertels.

15.16: Am Sievekingplatz verabschiedet sich der Lautsprecherwagen des Demozugs „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“. „Macht nichts, was wir nicht auch tun würden“, so der Sprecher zum Abschied. Die Demonstrierenden ziehen nun ohne „Lauti“ weiter – vorbei an den Messehallen und hinein in die enge Karolinenstraße. Die a cappella Rufe bleiben laut und klar: „Alerta, Alerta, Antifascista!“

1. Mai in Hamburg: Mit Konfetti gegen die AfD

15.06 Uhr: Der Demozug „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“ bewegt sich derzeit über den Valentinskamp in Richtung Johannes-Brahms-Platz. Dabei zieht die Demonstration am Hamburger Gängeviertel vorbei – Ein Wasserwerfer wurde präventiv am Eingang positioniert.

– Ein Sprecher ruft über das Mikro: „Kommt auf die Straße. Die Befreiung findet hier statt.“ – eine deutliche Anspielung auf die Besetzung des Viertels durch etwa 200 Künstlerinnen und Künstler vor rund 16 Jahren.

– Gegenüber, nahe der Laeiszhalle, haben sich mehrere Personen in Bäumen positioniert. Von dort aus spannten sie ein Banner mit der Aufschrift: „Die Wälder denen, die drin wohnen.“ Der Protest richtet sich gegen die geplante Rodung des Wilden Waldes in Wilhelmsburg.

14.43 Uhr: Die „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“-Demo ist mit über die Straße Speersort an der AfD-Parteizentrale vorbeigezogen – ohne Halt, aber mit deutlicher Botschaft. Vom Lautsprecherwagen heißt es: „Unsere Antwort auf die Rechten: Widerstand!“ Vereinzelt fliegen Konfetti-„Bomben“, Pyrotechnik wurde bislang nicht gezündet. Die Menge klatscht und zeigt sich begeistert.

14.25 Uhr: Die „Wer hat, der gibt“ („Superreiche? Superscheiße!“)-Demonstration von der Sierichstraße läuft bislang ohne Zwischenfälle. Nach Schätzung der Polizei nehmen rund 1500 bis 2000 Menschen teil. Die Route ist bewusst gewählt und führt durch wohlhabende Stadtteile wie Winterhude, Uhlenhorst und entlang der Alster.

Kämpferische Stimmung und provokante Ansagen am Berliner Tor

14.06 Uhr: Die Demo „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“ ist offiziell gestartet. Nach Angaben von Polizei und Organisatoren haben sich inzwischen rund 1000 Teilnehmer dem Demonstrationszug angeschlossen, der sich derzeit vom Auftaktort in Richtung Hauptbahnhof in Bewegung setzt. Unterwegs könnten sich noch weitere Menschen anschließen.

– Am Lautsprecherwagen hängt ein deutliches Banner mit der Aufschrift: „We don’t want flowers, we want riots“ (Deutsch: Wir wollen keine Blumen, wir wollen Aufstände). Vom „Lauti“ ertönen erste provokante Ansagen in Richtung der Einsatzkräfte: „Verpisst euch.“ Dann der Appell an die Menge: „Wir reden nicht mit denen, ihr müsst nicht mit denen schnacken.“

Hunderte Demonstranten am Berliner Tor. Marius Röer
Hunderte Demonstranten haben am Berliner Tor versammelt.
Hunderte Demonstranten am Berliner Tor.

– Die Stimmung ist kämpferisch, es geht um grundsätzliche Systemkritik. Man verstehe sich als autonom, wolle dem „erstarkten rechten Block“ entgegentreten und den „kapitalistischen Playern“ etwas entgegensetzen. Auch CDU-Politiker Friedrich Merz wird namentlich erwähnt – er sei ein „Multimillionär und Lobbyist“, dem nicht zu trauen sei. „Krisen bergen auch Chancen. Wir müssen aktiv werden. Jetzt!“, so der Aufruf vom Wagen.

13.35 Uhr: Es tut sich was am Berliner Tor. Rund 600 Demonstranten haben sich nach ersten Schätzungen vor Ort versammelt, entrollen ihre Transparente. Es geht langsam los.

Demonstranten versammeln sich am Berliner Tor. Marius Röer
Demonstranten versammeln sich am Berliner Tor.
Demonstranten versammeln sich am Berliner Tor.

13.15 Uhr: Vom Berliner Tor will das anarchistische Bündnis „Schwarz-Roter 1. Mai“ unter dem Motto „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“ durch die Stadt in die Sternschanze ziehen. Es sollte zwar um 13 Uhr losgehen, doch die Lage ist noch sehr übersichtlich. Wenn man nichts von der Demo wüsste, könnte man die Leute leicht übersehen …

– Tausende Menschen sind am 1. Mai in Hamburg zum Tag der Arbeit auf die Straße gegangen. Unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ zogen sie lautstark durch die Hansestadt und machten sich für eine gerechte Arbeitswelt stark. Der DGB sprach von rund 9.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Unter ihnen waren auch Bürgermeister Peter Tschentscher, Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit. Weitere 800 Demonstranten habe der DGB in Bergedorf sowie 300 in Harburg gezählt.

Peter Tschentscher (SPD, M), Erster Bürgermeister in Hamburg, läuft auf der 1. Mai-Demo des DGB. picture alliance/dpa/Markus Scholz
Peter Tschentscher (SPD, M), Erster Bürgermeister in Hamburg, läuft auf der 1. Mai-Demo des DGB.
Peter Tschentscher (SPD, M), Erster Bürgermeister in Hamburg, läuft auf der 1. Mai-Demo des DGB.

– Entlang der Demorouten ist mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot im Einsatz sein. In den vergangenen Jahren waren die Demonstrationen friedlich verlaufen.

1. Mai in Hamburg: Diese Demos sind heute geplant

– Den Abschluss bildet um 16 Uhr die „revolutionäre 1. Mai-Demo“ des vom Verfassungsschutz als gewaltorientiert eingestuften Roten Aufbaus. Der Zug soll vom S-Bahnhof Hasselbrook mit 1500 Demonstranten durch den Osten Hamburgs führen. Das Motto: „Eine Welt zu gewinnen“.

– Mit 2500 Teilnehmern rechnet das Bündnis „Wer hat, der gibt“, das um 13.30 Uhr unter dem Motto „Superreiche? Superscheiße!“ von der Sierichstraße in Winterhude über die Uhlenhorst bis zum Hotel Atlantic an der Alster marschieren will. 

– Am frühen Nachmittag (13 Uhr) will das anarchistische Bündnis „Schwarz-Roter 1. Mai“ unter dem Motto „Utopien Erkämpfen – Leben Verteidigen“ vom Berliner Tor durch die Stadt in die Sternschanze ziehen. Hier werden laut Polizei 1000 Teilnehmer erwartet. 

– Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat am Tag der Arbeit zu drei Kundgebungen in der Stadt aufgerufen: In Bergedorf (10 Uhr), Harburg (10 Uhr) und zu der mit 3000 erwarteten Teilnehmern größten in Barmbek (10.30 Uhr). Vom U-Bahnhof Habichtstraße soll es bis zum Museum der Arbeit gehen. Dort wird auch die Hamburger DGB-Vorsitzende Tanja Chawla sprechen. 

Schon vor dem 1. Mai: 1200 Menschen in Hamburg auf der Straße

– Am 1. Mai sind in Hamburg zahlreiche Demonstrationen angekündigt – auch aus dem linksextremen Spektrum. Den Auftakt macht in Hamburg eine links-feministische Demo im Schanzenviertel: Unter dem Motto „Take back the Night“ zogen am Mittwochabend nach Polizeiangaben rund 1200 vorwiegend weibliche Demonstrantinnen vom Bahnhof Sternschanze in Richtung St. Pauli. Der Zug wurde von zahlreichen Polizeikräften begleitet. Zwischenfälle gab es nicht. Die Organisatoren der Demo hatten 700 Teilnehmer angemeldet. 

test