Lange Schlange vor Konsulat: Türkische Wähler in Hamburg zurück an der Urne
In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hat Recep Tayyip Erdogan den Sieg nur knapp verpasst. Nun tritt er gegen Kemal Kilicdaroglu in einer Stichwahl an – und türkische Wähler in Deutschland drängt es zurück zur Wahlurne. In Hamburg bildeten sich schon am Samstagmorgen lange Schlangen vor dem türkischen Generalkonsulat – über den Tag kamen mehrere Tausend Menschen.
Eine rund 250 Meter lange Schlange bildete sich vor dem türkischen Generalkonsulat in Tesdorpfstraße im Stadtteil Rotherbaum. Türkische Wähler in Deutschland können ab Samstag ihre Stimme in der Stichwahl um das Präsidentenamt abgeben. Bis zum 24. Mai sind die 1,5 Millionen Wahlberechtigten hierzulande dazu aufgerufen, sich an den Urnen zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP zu entscheiden.
Wahl: Türken im Ausland unterstützen Erdogan
Allein in Hamburg sind mehr als 40.000 Menschen wahlberechtigt – und auch aus dem Umland kamen Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft zum Hamburger Konsulat. Zwischen 4000 und 5000 Menschen standen nach Polizeiangaben in der langen Schlange, die sich bis in den Nachmittag kaum verkürzte – immer wieder kamen weitere Wähler, teils sogar mit Bussen. Die Stimmung sei ruhig und entspannt, so die Polizei zur MOPO.
Erdogan gilt vor der zweiten Runde im Inland wie im Ausland als Favorit, nachdem er die absolute Mehrheit in der ersten Runde am 14. Mai nur knapp verpasst hat. Dass er vor seinem Herausforderer landete, hat auch mit den Stimmen aus dem Ausland zu tun. Von insgesamt 3,4 Millionen wahlberechtigten Auslandstürken ging zwar nur etwa die Hälfte zur Wahl. 57,7 Prozent davon stimmten aber für den amtierenden Staatschef. Kemal Kilicdaroglu kam auf knapp 40 Prozent der Stimmen.
Auch in Deutschland gab nur etwa jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme ab, 65 Prozent davon aber für Erdogan nach vorläufigen Zahlen. Die Abstimmung zum Parlament konnte die regierende AKP gemeinsam mit den Stimmen ihres ultranationalistischen Partners MHP bereits am vergangenen Sonntag für sich entscheiden.
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Auch bei der nun anstehenden Stichwahl erwarten Beobachter ein ähnliches Wahlverhalten der Wähler im Ausland. Die meisten der türkischen Auslandswähler leben in Deutschland. Erdogan wandte sich am Freitag an seine Anhänger, bedankte sich für deren Stimmen in der ersten Runde und forderte sie zur erneuten Stimmabgabe auf. „Jeder von Ihnen hat seinen Namen bereits mit goldenen Buchstaben in unsere politische Geschichte eingraviert”, schrieb Erdogan auf Twitter. „Ich bitte Sie, Ihr demokratisches Recht unbedingt wahrzunehmen.”
Türkei-Wahl im Ausland: Das sei Erdogans Strategie
Türken im Ausland konnten erstmals 2014 in eigens dafür eingerichteten Wahllokalen abstimmen. Die Regelung geht auf Erdogan zurück. Sie sei eine der systematischen Maßnahmen des heutigen Staatschefs, die auf Migranten aus der Türkei und ihre im Ausland geborenen Kinder abzielen, schreibt Sinem Adar für die Stiftung Wissenschaft und Politik. Anders als die Opposition mache Erdogan Politik für die Türken im Ausland, was sich an der Wahlurne für ihn auszahle. In der Türkei wird die Möglichkeit der Wahl an der Urne im Ausland immer wieder kritisiert, besonders von Oppositionellen.
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Bei den Wahlen 2018 hatte etwa die Hälfte der stimmberechtigten Türken in Deutschland ihr Wahlrecht genutzt. Dabei stimmten rund 65 Prozent für Erdogan. Er schnitt auch damals in der Bundesrepublik deutlich besser ab als im Gesamtergebnis (rund 53 Prozent). (dpa/ncd)