Kühnes Rettungsplan für den Elbtower: Die Stadt soll zahlen
Der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne (87) hat seinen Plan zur Elbtower-Rettung vorgestellt. Sein Rezept ist simpel: Die Stadt soll bezahlen, was sich für private Investoren nicht rechnet. Dafür müsste der Senat allerdings tief in die Tasche greifen – und noch dazu ein Versprechen brechen.
Der Elbtower-Ruine am östlichen Ende der HafenCity ist gefühlt der gesamten Stadt ein Dorn im Auge. Seit Monaten ringt man in Politik und Wirtschaft darüber, wie der Turm doch noch fertiggestellt werden kann. Jetzt schaltet sich der Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne (Kühne+Nagel) erneut in die Debatte ein. Wie der „Spiegel“ berichtet, fordert der 87-Jährige von der Stadt mehr Engagement: Sie müsse sich an die Spitze einer „Pro Elbtower Bewegung“ setzen. Gemeinsam mit der Privatwirtschaft könne das Projekt zu einem guten Ende geführt werden.
Elbtower-Rettung: Milliardär Kühne fordert Geld von der Stadt
Sein Plan: Die Stadt soll sich verpflichten, die Hälfte der Flächen für städtische Behörden anzumieten, „zu Mietkonditionen, die die Wirtschaftlichkeit des Objektes sicherstellen“. Damit gäbe es wieder einen sogenannten Ankermieter. Ein solcher Großmieter gilt als wichtige Voraussetzung, um weitere Mieter anzulocken und genügend Geld reinzuholen.
Ursprünglich sollte die „Hamburg Commercial Bank“ (HCOB) diese Funktion erfüllen, doch die trat im Januar dieses Jahres vom Vertrag zurück. Im Mai machte mit dem Versicherungsmakler „Aon“ der nächste Großmieter einen Rückzieher. Die Stadt hatte beim Verkauf des Areals an Benkos Signa-Gruppe eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent verlangt. Die Quote sollte sicherstellen, dass der Turm wirtschaftlich betrieben werden kann. Ohne genügend Zusagen bedeutet ein Weiterbau ein unkalkulierbares Risiko für jeden Investor.
Hamburg soll Finanzierungslücke „über eigenen Investitionsbeitrag“ schließen
Kühne will nun, dass die Stadt das Zepter in die Hand nimmt und Interessenten „zu Gesprächen über die Fertigstellung des Bauwerks durch geeignete finanzielle Engagements“ einlädt. Den Hamburger Baulöwen Dieter Becken (75) will Kühne ebenfalls mit an Bord haben, außerdem die Elbtower-Geldgeber „Signal Iduna“ und „Commerz Real“ sowie seine eigene „Kühne Holding“. Fehlendes Geld solle Hamburg „über einen eigenen Investitionsbeitrag“ zuschießen.
Der Senat hatte eine Beteiligung immer ausgeschlossen
Allerdings hat der Senat von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) stets betont, dass der Elbtower ein privates Projekt sei. Die Stadt werde sich daran nicht beteiligen. Täte sie es doch, würde der Senat also Wort brechen.
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Dieter Becken ist von Kühnes Vorstoß offenbar angetan. Er sei „sofort dabei“, sollte die Stadt ihn zum Gespräch über einen Einstieg beim Elbtower einladen, sagte der Immobilienentwickler dem „Spiegel“. Im September wolle er ein „verbindliches Angebot“ abgeben. Doch auch Becken will nicht alleine bauen, sondern nur gemeinsam mit Partnern. „Ein vollzähliges Konsortium und ein Ankermieter sind für mich die Voraussetzung, ein verbindliches Angebot abzugeben“, sagte Becken weiter. Auch Kühnes Holding lehnt einen Alleingang ab.
Die Stadt hält sich bedeckt
Ursprünglich sollte der Elbtower mit seinen geplanten 245 Metern Höhe den krönenden Abschluss der HafenCity bilden. Doch seit Ende Oktober 2023 und bei 100 Metern Höhe wird nicht mehr weitergebaut, weil die Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko ausstehende Rechnungen in Höhe von 36,8 Millionen Euro nicht mehr beglichen hat. Inzwischen ist sowohl der Mutterkonzern, die Signa Prime, als auch die Bauherrin, die Elbtower GmbH, pleite. Im April dieses Jahres gab es schließlich wieder Bewegung auf der Baustelle: „Lupp“ baute seine Kräne ab.
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Der Senat hat sich zu den Vorschlägen von Klaus-Michael Kühne bisher nicht geäußert. Eine Sprecherin der Baubehörde gab lediglich bekannt, man begleite das Verfahren konstruktiv und begrüße das Engagement privater Dritter. (doe)