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Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Schwimmdock der Werft Blohm+Voss (Symbolbild).
  • Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Schwimmdock der Werft Blohm+Voss (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Nächster Traditionswerft in Hamburg droht massiver Stellenabbau

Krisenstimmung bei Blohm+Voss: Bei der Hamburger Traditionswerft steht offenbar massiver Stellenabbau bevor. Der Mutterkonzern Lürssen aus Bremen hat am Donnerstag eine tiefgreifende Umstrukturierung angekündigt, die auch Arbeitsplätze in Hamburg betrifft.

Rund 580 Menschen sind aktuell noch bei Blohm+Voss beschäftigt. Wie viele von ihnen gehen müssen, hat Peter Lürßen, Chef der Bremer Lürssen-Werft, bei der Vorstellung der Pläne auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag nicht gesagt. Nur, dass es zu „Personalanpassungen“ kommen werde. Insider sprechen von bis zu 100 Stellen.

Blohm+Voss in Hamburg: Auch das Geschäft mit Kreuzfahrten ist betroffen

Grund für den Umbau seien „nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen“ sowie eine Unterauslaustung für die kommenden zwei Jahre, erklärte Peter Lürßen vor der Belegschaft. Blohm+Voss solle sich daher in Zukunft auf den Neubau von Marineschiffen sowie auf den Umbau und die Wartung von Mega-Jachten konzentrieren. Das Geschäft mit Handelsschiffen werde komplett aufgegeben.

Auch Kreuzfahrtschiffe stehen nicht mehr im Fokus. Sie prägten bisher im Hafen oft das Bild für die Arbeiten auf der Werft, da die schwimmenden Bettenburgen in den Docks vom nördlichen Elbufer aus weithin zu sehen waren. Lediglich bereits vereinbarte Aufträge sollen noch ausgeführt werden. Prüfen will der Mutterkonzern auch, ob die erst 2016 übernommene Blohm+Voss-Werft noch alle Flächen benötigt. Möglicherweise werden auch Docks geschlossen.

Lürssen-Gruppe wird komplett umgebaut

Hintergrund der Maßnahmen in Hamburg ist ein kompletter Umbau der Unternehmensgruppe Lürssen, die sich künftig nur noch auf die beiden Sparten Jachten und Marine („Defence“) konzentrieren will. Der Marineschiffbau soll ausgegliedert und unter der neuen Dachmarke Naval Vessels Lürssen (NVL) fortgesetzt werden. Alle sogenannten Defence-Standorte, also mit Schwerpunkt Marineschiffbau, werden laut einer Pressemitteilung als eigenständige Gesellschaften in der NVL Group vereint. Dazu gehören neben Blohm+Voss auch die Neubaustandorte Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern), die Service-Aktivitäten der Lürssen Logistics, die beiden Reparaturwerften Neue Jadewerft in Wilhelmshaven und Norderwerft in Hamburg sowie Standorte in Australien, Bulgarien und Brunei.

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Neu- und Umbauten von Jachten sollen in Zukunft unverändert unter der Marke Lürssen mit der Lürssen Werft als Dachgesellschaft fortgesetzt werden, teilte das Unternehmen mit. „Mit den Sparten Jachten und Defence bedienen wir sehr unterschiedliche und zunehmend heterogene Märkte und Zielgruppen. Zusätzlich wächst die Komplexität im zivilen wie im militärischen Schiffbau“, erklärte Friedrich Lürßen, Gesellschafter der Unternehmensgruppe Lürssen. „Um unsere Kompetenzen als Schiffbauer und unsere Infrastruktur an unseren Werftstandorten optimal auszuschöpfen, haben wir uns dazu entschieden, beide Sparten klar voneinander zu trennen.“ Sein Vetter Peter Lürßen ergänzte, Strukturen und Prozesse könnten so gezielter auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden. „Wir sind davon überzeugt, auf diese Weise unsere nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“

Wie geht es weiter in Hamburg? Gewerkschaft kündigt Widerstand gegen Jobabbau an

Wie es in Hamburg nun weiter geht, ist noch unklar. Zunächst sollen Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen werden. Die Gewerkschaft IG Metall Hamburg kündigte bereits an, dass man einen Stellenabbau nicht einfach hinnehmen werde. „Man kann einer Unterauslastung auch mit anderen Mitteln begegnen. Mit Kurzarbeit oder Arbeitszeitverkürzung“, kritisiert Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg. Dass der Arbeitgeber eine Betriebsversammlung durchführe, ohne konkrete Zahlen zu nennen, sei komplett intransparent und sorge für Unmut in der Belegschaft.

Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass bei Hamburgs ältester Werft Pella Sietas in Neuenfelde alle Mitarbeiter gehen müssen. Nach dem Insolvenzantrag im Juli hatte sich kein neuer Investor gefunden.

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