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Strand Ostsee Corona
  • Der Norden liegt bei der Corona-Inzidenz weit vorne. Das liegt auch an Urlaubern, wie hier an der Ostsee.
  • Foto: imago/Chris Emil Janßen

Hamburg hat mit Abstand die höchste Inzidenz – daran liegt’s

Die Corona-Zahlen steigen bundesweit weiter an – aber nirgends so stark wie in Hamburg und Schleswig-Holstein. Auch im Vergleich der deutschen Großstädte ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg am höchsten. Wie lässt sich das erklären? Und welche Antwort hat der Senat?

Der Blick auf die nackten Zahlen kann durchaus erschrecken. Eine auf 72,7 gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz gab der Senat am Mittwoch an, vor einer Woche lag der Wert noch bei 38,5. Höher ist sie bundesweit nirgends. Auf Platz zwei folgt Schleswig-Holstein. Das Bundesland vermeldete am Dienstag eine Inzidenz von 44,1 – auch hier hat sich der Wert innerhalb einer Woche von 24,9 ausgehend fast verdoppelt.

Corona in Hamburg: Reisen zeigen Auswirkung

Zum Vergleich: Berlin und Nordrhein-Westfalen, die Bundesländer, die die nächsthöheren Sieben-Tage-Inzidenzen vermeldeten, folgten mit Werten von 40,7 beziehungsweise 34,9. Der Bundesschnitt lag mit 23,5 sogar noch deutlich darunter. Selbst im Ranking der Städte mit über 500.000 Einwohner:innen führt Hamburg deutlich vor Düsseldorf (46,8), Köln (46,2) und eben Berlin. „Wir müssen leider feststellen, dass die Inzidenz in Deutschland wieder ansteigt“, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag.

Was macht der Norden also anders – oder sogar falsch? „Wir haben eine gut funktionierende Kontaktnachverfolgung“, betonte Senatssprecher Marcel Schweitzer auf der Landespressekonferenz. Es gebe keine bestimmten Cluster, die auf ein besonderes Infektionsgeschehen in Hamburg hinwiesen. Hamburg sei „eine Großstadt mit viel Mobilität, das macht es für uns seit Beginn der Pandemie viel schwerer als für Flächenländer.“ Allerdings: „Eine Häufung, die es gibt, ist die Auswirkung von Reisen und Reiserückkehrern“, sagte Schweitzer.

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229 Fälle seien nach Senatsangaben in den vergangenen sieben Tagen auf eine Infektion im Ausland zurückzuführen. Vor einer Woche waren es noch 76 Fälle, nun hat sich dieser Wert verdreifacht. 85 Corona-Infektionen lassen sich demnach auf Reiserückkehrer:innen aus der Türkei zurückführen, 23 auf Rückkehrer:innen aus Nordmazedonien. Beides sind Länder, in denen aktuell ein hohes Pandemiegeschehen herrscht.

In Nordmazedonien stieg die Sieben-Tage-Inzidenz laut Jons Hopkins University von 20,2 am 3. August auf 79,6 am Montag bei 139 neu gemeldeten Fällen. Vor einem Monat, am 11. Juli, lag die Inzidenz noch bei 3,7. Die Zahlen aus der Türkei wirken noch erschreckender: In der vergangenen Woche stieg der Inzidenzwert dort von 180,7 auf 203,2. Allein am Montag verzeichneten die Behörden 46.400 neu gemeldete Corona-Fälle. Auch in der Türkei lag der Inzidenzwert vor einem Monat mit 42,6 noch deutlich unter den aktuellen Zahlen.

Entwicklung der Inzidenzwerte ähnelt letztem Jahr

Das wirkt sich nun auch auf Hamburg aus. Mit Blick auf die einzelnen Bezirke verzeichneten dort Hamburg-Mitte und Harburg die meisten Neuinfektionen. Allein in Mitte hat sich die Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche (37,84) auf 111,09 fast verdreifacht.

Die Entwicklung ähnelt der Situation im vergangenen Jahr. Auch im vergangenen August wirkten sich die Reiserückkehrer:innen merklich auf das Pandemie-Geschehen aus. So lag die Inzidenz am 3. August, kurz vor Ende der Sommerferien, beispielsweise bei 6,6. Bis zum 13. August, dem Ende der ersten vollen Schulwoche, war der Wert bereits auf 16,3 angestiegen.

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Hamburg-spezifisch ist diese Entwicklung nicht, denn der Effekt lässt sich auch in Schleswig-Holstein verfolgen. „Das frühe Ferienende in Schleswig-Holstein führt im Vergleich zu anderen Bundesländern dazu, dass mehr Menschen beispielsweise aus dem Ausland zurückkommen und in Schleswig-Holstein dann positiv getestet werden“, sagte Maris Livschütz, Sprecher des Sozialministeriums Schleswig-Holstein, dem ZDF.

Vor allem Reiserückkehrer:innen aus Dänemark, Spanien und der Türkei hätten bei den Neuinfektionen im Juli eine Rolle gespielt. Eine Anfrage der „Kieler Nachrichten“ beim Gesundheitsamt in Kiel ergab sogar, dass in den ersten drei Juli-Wochen alle 40 Corona-Infektionen in der Stadt auf Urlaubende zurückzuführen seien. Hinzu kommt, dass Schleswig-Holstein selbst ein beliebtes Urlaubsgebiet ist.

Tschentscher kritisiert Einreiseverordnung des Bundes

Peter Tschentscher hätte sich mehr Unterstützung für sein Bundesland und den nördlichen Nachbarn gewünscht, die beide zu den Ländern mit den frühesten Ferienterminen gehörten. Dass die Zahlen aktuell wieder steigen, „liegt an der schlechten Einreiseverordnung des Bundes, die erst jetzt zum August verbessert wurden, was uns in Hamburg und Schleswig-Holstein nicht mehr hilft“, sagte der SPD-Politiker mit Blick in Richtung Berlin.

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