Stevie Schmiedel

Die Hamburger Genderforscherin und Autorin Dr. Stevie Schmiedel Foto: Miguel Ferraz

Heidi Klums schärfste Kritikerin: Hamburgs bekannteste Feministin ausgezeichnet

Sie kämpft seit Jahren gegen Sexismus und Rassismus – aber stets mit einem Augenzwinkern und viel Mitgefühl für diejenigen, denen gesellschaftliche Veränderungen zu schnell gehen. Jetzt hat Hamburgs bekannteste Feministin Stevie Schmiedel das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Deutsch-Britin Dr. Stevie Meriel Schmiedel das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Überreicht wurde es der 53-Jährigen am Donnerstag im Rathaus von der Zweiten Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).

Hamburg: Katharina Fegebank überreicht Bundesverdienstkreuz an Feministin Stevie Schmiedel

„Stevie Schmiedel bringt mit ihren vielseitigen Projekten immer wieder Steine ins Rollen. Und schafft es damit, Geschlechterklischees zu hinterfragen, Rollenbilder zu durchbrechen und Alltagssexismus aufzudecken”, erklärte Katharina Fegebank bei der Zeremonie im Rathaus.

Dabei erinnerte die Senatorin an das jahrelange Engagement Schmiedels als Gründerin der Organisation „Pinkstinks“, dessen Vorsitz sie inzwischen abgegeben hat und lobte ihren auch danach fortgesetzten Einsatz als Autorin, Sprecherin und Beraterin im Bereich Sexismus und Feminismus.

Die in Hamburg geborene Tochter einer Britin und eines Deutschen hatte 2012 begonnen, mit kreativen Aktionen und Kampagnen auf Sexismus in der Werbung, den Medien und im Alltag aufmerksam zu machen. So kritisierte sie stets die Zweiteilung der Kinderwelt in rosa und blau. Die promovierte Geschlechterforscherin, die Mutter zweier Töchter ist, prangerte die Gender-Stereotypen an, die Jungen und Mädchen schon bei der Einschulung in Form ihrer Schultüten in die Hände gedrückt werden.

Pinkstinks: Mit kreativen Aktionen gegen Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“

Schmiedel ist es darüber hinaus unter anderem zu verdanken, dass die TV-Sendung „Germany’s Next Topmodel” ihr Konzept schrittweise aufweichte und sich von einem eindimensionalen Schönheitsbegriff wegbewegte. Dazu trug die Eimsbüttlerin unter anderem mit dem Musikvideo „I’m not Heidi’s girl!“ bei, das Schülerinnen zweier Hamburger Schulen zeigt und den „Diät-, Schmink- und Modeterror“ (Zitat aus dem Video) gekonnt aufs Korn nimmt.

2023 erschien Schmiedels Buch „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne“, mit dem sie für einen modernen Feminismus wirbt, der auf Versöhnung setzt. Im Februar 2024 gründete sie das Kommunikations- und Beratungsbüro wokidoki GmbH, das zwar selbstbewusst den Begriff Wokismus vor sich her trägt, sich aber gleichzeitig ein sensibles Gespür für die Sorgen konservativer Menschen auf die Fahne geschrieben hat.

Genau diese Sensibilität hat Schmiedel nun das Bundesverdienstkreuz eingebracht. „Sie lebt vor, was unsere Gesellschaft und unsere Debatten dringend brauchen: zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln, die eigene Bubble auch mal zu verlassen und auf andere zuzugehen, um gegenseitiges Verständnis zu fördern“, so Katharina Fegebank.

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Schmiedel selbst freut sich vor allem darüber, wie die Auszeichnung zustande kam: Es war eine Lehrerin aus Brandenburg, die sich mit dem Vorschlag an den Bundespräsidenten gewandt hatte. „Ihr hatten die Bildungsmaterialien gegen Sexismus gefallen, die ich für Pinkstinks konzipiert habe”, erzählt Schmiedel. Es sei immer ihr Ziel gewesen, junge und ältere Menschen mit gutem Design, Freundlichkeit und Niedrigschwelligkeit zu erreichen.

„Gerade jetzt brauchen wir Empathie, Schläue und Strategie, um eine rechte Katastrophe 2029 aufzuhalten. Anstatt weiter zu polarisieren, brauchen auch wir ,Progressiven‘ gute Kreation und Argumente, die mehr Menschen erreichen können als die eigene feministische Blase“, so Schmiedel. Der Orden sei für sie eher eine Wanderplakette: „Der nächste Streckenabschnitt wird hart.“

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