Hamburg benennt Hauptverkehrsstraße um und macht dabei einen peinlichen Fehler
Es sollte ein großer Moment werden in Hamburg-Nord: Die frühere Hindenburgstraße hat seit heute einen neuen Namen. Ab sofort heißt ein Teil der Straße Traute-Lafrenz-Straße. Damit erinnert die Stadt an die 1919 in Hamburg geborene Widerstandskämpferin, die zur legendären „Weißen Rose“ gehörte – doch in der Erläuterung zur Person, angebracht unter dem Straßenschild, wird aus der Widerstandsgruppe eine „Wiederstandsgruppe“. Feierlich war es trotzdem.
Traute Lafrenz wurde 1919 in Hamburg geboren und ging hier zur Schule. Sie war aktiv im Widerstand gegen das NSDAP-Regime und wurde am 15. März 1943 verhaftet und in das Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel gebracht. Später wurde sie in das Zuchthaus St. Georgen in Bayreuth verlegt. Im April 1945 wurde Lafrenz von US-Truppen befreit und emigrierte 1947 in die USA, wo sie am 6. März 2023 verstarb.

Die Umbenennung war 2024 von der Bezirksversammlung Hamburg-Nord beschlossen worden – jetzt ist sie offiziell: Die Senatskommission, die über Straßennamen entscheidet, stimmte im Mai 2025 dem Vorschlag zu. Die Straße zieht sich durch die Stadtteile Groß Borstel, Alsterdorf und Winterhude. Auch die Hindenburgbrücke wird in Traute-Lafrenz-Brücke umbenannt.

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
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– Streit ums Kirchenasyl: Pastor ärgert Bürgermeister Tschentscher
– Kanu, Kino und fremde Galaxien: Der Bezirk Nord zwischen Stadtflair und Natur
– Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
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– 20 Seiten Plan7: Die legendären Sludge-Metaller The Melvins in der Markthalle & Ausgehtipps für jeden Tag
Schomburg: „Ein guter Tag für Hamburg-Nord“
Dr. Bettina Schomburg, die Leiterin des Bezirksamts Nord sagte: „Heute ist ein guter Tag für Hamburg-Nord. Endlich bringen wir das mutige Engagement von Traute Lafrenz für Freiheit, Demokratie und ihren aktiven Widerstand gegen das Nazi-Regime sichtbar in die Gegenwart unserer Stadtgesellschaft.“
Doch das ist nicht alles: Auch der südliche Abschnitt der früheren Hindenburgstraße, bis zum Jahnring, bekommt einen neuen Namen – Otto-Wels-Straße. Damit wird eine symbolische Lücke geschlossen, denn schon 2013 war ein anderer Teil dieser Straße nach dem mutigen SPD-Politiker benannt worden, der 1933 im Reichstag gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz sprach.
Feierstunde und Ausstellung
Die Staatsrätin für Kultur und Medien, Jana Schiedek, sieht in den neuen Straßennamen eine Forderung nach Demokratie und Respekt. Sie sagt: „Dass mit Traute Lafrenz nun eine Widerstandskämpferin und mutige Hamburgerin geehrt wird, ist eine wichtige und richtige Entscheidung. Zusammen mit der Otto-Wels-Straße erinnern die neuen Straßennamen nun an zwei Menschen, deren Biografien kaum unterschiedlicher sein könnten und die doch beide entschlossen und mutig für Demokratie und Menschlichkeit eintraten.“
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Bei einer Feierstunde in der Martin-Luther-Kirche in Alsterdorf wurden am Freitag um 16 Uhr die neuen Straßenschilder enthüllt. Bis zum 31. August kann man zusätzlich im Foyer des Bezirksamts Nord die Ausstellung „Traute Lafrenz und die Weiße Rose“ besuchen. Die Stadt setzte damit ein Zeichen gegen autoritäre Traditionen – und für Menschen, die Haltung gezeigt haben.
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