Traute Lafrenz: Straße wird nach Hamburger Heldin umbenannt
Viele Jahre war darum gerungen worden. Nun ist es vollbracht: Die Bezirksversammlung Nord hat sich dafür entschieden, die Hindenburgstraße umzubenennen. Der Alsterdorfer und Groß Borsteler Teil wird Traute-Lafrenz-Straße und die Hindenburgbrücke Traute-Lafrenz-Brücke heißen. Die Frau war eine Heldin.
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Viele Jahre wurde darum gerungen, nun ist es vollbracht: Die Bezirksversammlung Nord hat beschlossen, die Hindenburgstraße umzubenennen. Der Alsterdorfer und Groß Borsteler Teil werden in Traute-Lafrenz-Straße und die Hindenburgbrücke in Traute-Lafrenz-Brücke umbenannt. Der Winterhuder Teil soll komplett nach Otto Wels benannt werden – derzeit ist dies nur im Bereich des Stadtparks der Fall.
Die offizielle Abstimmung findet erst an diesem Donnerstag statt – aber da sich SPD, Grüne und Linke einig sind, steht die Entscheidung im Grunde bereits fest.
Paul von Hindenburg gilt als einer der „Totengräber“ der Weimarer Republik
Paul von Hindenburg, ehemaliger kaiserlicher Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg und von 1925 bis zu seinem Tod 1934 Reichspräsident, lehnte die Demokratie ab und setzte die sogenannte Dolchstoßlegende in die Welt, die zu einer großen Hypothek für die Weimarer Republik wurde. Vor allem aber hat er Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt. Deshalb gilt er als einer der Totengräber der Weimarer Republik – und ist trotzdem bis heute Ehrenbürger der Stadt Hamburg. Bereits 1988 war die SPD im Bezirk Nord der Meinung, ihm dürfe nicht länger eine Straße gewidmet sein – aber sie konnte sich damals nicht durchsetzen.
Als nächstes ergriffen 2013 die Grünen die Initiative. Ihr Umbenennungsantrag führte zu dem Kompromiss, dass lediglich der wesentlich unbedeutendere Teil der Hindenburgstraße im Stadtpark in Otto-Wels-Straße umbenannt wurde (nach einem berühmten SPD-Politiker) – beim Rest blieb alles beim alten. Bis jetzt.
Die Linken wollten die Straße eigentlich nach Wolfgang Borchert benennen
Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Es war ein Umbenennungsantrag der Linken, der zum Ziel führte. Um allerdings SPD und Grüne zu überzeugen, musste die linke Fraktion einen Kompromiss eingehen. Denn eigentlich hatten sie die Straße dem Hamburger Dichter Wolfgang Borchert („Draußen vor der Tür“) widmen wollen. Aber SPD und Grüne bestanden darauf, dass es eine Frau sein soll.
So wird nun Traute Lafrenz die Namenspatin sein – eine große Heldin aus Hamburg. Der Vorschlag kam übrigens aus der MOPO-Redaktion.
Wer Traute Lafrenz war? Die 1919 geborene Hamburgerin studierte in der NS-Zeit Medizin in München, lernte dabei Christoph Probst und Hans Scholl von der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ kennen und half bei der Verteilung der berühmten Flugblätter. Im November 1942 brachte Traute Lafrenz das dritte Flugblatt nach Hamburg und übergab es an ehemalige Schulfreunde. Ein Hamburger Widerstandskreis, der später den Namen „Weiße Rose Hamburg“ erhielt, übernahm die Verteilung der Flugblätter von Hamburg aus in ganz Norddeutschland.
Traute Lafrenz gehörte zur „Weißen Rose“
Nach der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst in München wurde auch Traute Lafrenz verhaftet. Sie wurde wegen „Mitwisserschaft“ zu einer zwölfmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Lafrenz war es gelungen, in den Vernehmungen durch die Gestapo ihre tatsächliche Beteiligung an den Aktivitäten der Gruppe zu verschleiern. US-Truppen befreiten sie am 15. April 1945 aus einem Zuchthaus in Bayreuth.
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Nach Kriegsende nahm Traute Lafrenz das Medizinstudium wieder auf. 1947 zog sie in die USA, wo sie am 6. März 2023 im Alter von 103 Jahren starb.