Hamburger Hafen
  • Noch vor Weihnachten soll sich entscheiden, ob in Norddeutschland ein europäischer Hafenchampion entsteht, der den großen Rivalen in Rotterdam und Antwerpen Paroli bieten kann.
  • Foto: picture alliance / dpa/Marcus Brandt

Hamburger Hafen: Container-Kooperation noch dieses Jahr?

Rotterdam und Antwerpen gewinnen Marktanteile, und neue Rivalen wie Danzig rücken vor. Derweil machen sich die deutschen Seehäfen an der Nordsee immer noch Konkurrenz. Das könnte sich bald ändern.

Noch vor Weihnachten soll sich entscheiden, ob in Norddeutschland ein europäischer Hafenchampion entsteht, der den großen Rivalen in Rotterdam und Antwerpen Paroli bieten kann. Seit rund eineinhalb Jahren verhandelt der Hamburger Hafenkonzern HHLA mit der Bremer Eurogate über einen gemeinsamen Containerumschlag. „Ich halte es nach wie vor für möglich, dass bei gutem Willen aller Beteiligter noch in diesem Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnet werden kann“, sagte HHLA-Chefin Angela Titzrath am Donnerstag. Die Idee einer hafenübergreifenden Zusammenarbeit der bislang konkurrierenden Seehäfen an der deutschen Nordseeküste wird seit Jahrzehnten immer wieder vorgetragen.

In Norddeutschland: Neuer Hafen-Champion noch in diesem Jahr?

Weil der Wettbewerbsdruck in Europa auch wegen expandierender Rivalen wie Danzig steigt, hat das Thema neue Aktualität bekommen. Titzrath sieht sich durch ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger darin bestätigt, dass es besser wäre, wenn die Häfen gemeinsam Investitionen stemmen, die für einen schnelleren Umschlag und für die angestrebte Klimaneutralität nötig sind. „Demnach können die Vorteile, die es auf den Feldern Innovation und auch Nachhaltigkeit gibt, in einer Kooperation ihre Stärken entfalten, um im Wettbewerb in Europa zur Nummer eins zu werden“, sagte sie. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit sei die „Voraussetzung für den europäischen Champion, den wir bauen wollen“.

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Titzrath betonte, dass es bei den im Frühjahr 2020 begonnenen Gesprächen nicht um eine Kooperation der Häfen insgesamt gehe. „Hafenzusammenlegung würde ja bedeuten, dass man die Hafenbehörden zusammenlegt“, sagte die HHLA-Chefin. „Wir sprechen über eine mögliche Zusammenführung der Aktivitäten von acht Containerterminals in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven.“ Diese Aktivitäten könnten in einem gemeinsamen Unternehmen gebündelt werden. Zu Details der Gespräche und zum weiteren Zeitplan wollte sie sich wegen der vereinbarten Vertraulichkeit nicht äußern. Die norddeutschen Häfen mit dem Marktführer Hamburg (rund 8,5 Millionen TEU-Standardcontainer 2020), Bremerhaven (4,8 Millionen TEU) sowie Wilhelmshaven (0,4 Millionen TEU) würden gemeinsam fast mit Rotterdam gleichziehen.

Hamburg und Bremen gemeinsam gegen Rotterdam, Antwerpen und Danzig

Die Landesregierungen von Hamburg und Bremen haben bereits deutlich gemacht, dass sie an solch einer Kooperation interessiert sind: „Wir sind davon überzeugt, dass ein Verbund sinnvoll ist und perspektivisch zu einer Stärkung der maritimen Standorte in der Deutschen Bucht führt“, hieß es im September in einer Erklärung der für Häfen zuständigen Senatsmitglieder der beiden Hansestädte.

Die Gespräche sind allerdings auch deswegen kompliziert, weil an den betroffenen Containerterminals verschiedene Betreiber tätig sind. Verhandelt wird auf der einen Seite von der börsennotierten HHLA, die mehrheitlich der Hansestadt Hamburg gehört. Auf der anderen Seite sitzt Eurogate, die wiederum je zur Hälfte dem städtischen Bremer Logistikkonzern BLG und der Hamburger Familie Eckelmann mit deren Unternehmen Eurokai gehört.

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Nur diplomatisch äußerte sich Titzrath zu einem Vorschlag des Logistikunternehmers und Milliardärs Klaus-Michael Kühne. Um die Stadtstaaten „aufzurütteln“ und „die Rivalität zu neutralisieren“, wie er vor Wochen dem „Hamburger Abendblatt“ sagte, bot er eine Beteiligung an einer Hafenkooperation an. „Ich kenne tatsächlich das Angebot nicht, das hat Herr Kühne ja an die Politik gemacht“, sagte die HHLA-Chefin. „Ich glaube grundsätzlich, dass wir bereits schon drei Beteiligte haben, die miteinander reden, und ich glaube, drei Beteiligte ist schon komplex. Ein Vierter reduziert nicht die Komplexität sondern erhöht sie möglicherweise“. (dpa/alu)

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