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Christian Olearius
  • Der angeklagte Bankier Christian Olearius (r.) steht neben seinem Anwalt Rudolf Hübner im Gerichtssaal des Bonner Landgerichts.
  • Foto: dpa

Denkwürdiger Auftritt vor Gericht: Hamburger Bankier holt zum Rundumschlag aus

Er ist einer der prominentesten Angeklagten im Cum-Ex-Skandal: Der Hamburger Bankier und Mäzen Christian Olearius. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Jetzt hat er vor Gericht eine Erklärung abgegeben – und dabei einen denkwürdigen Auftritt hingelegt.

„Ich habe weder wissentlich noch willentlich an strafbaren Cum-Ex-Geschäften mitgewirkt”, beteuerte der 81-Jährige am Montag vor dem Bonner Landgericht. Er sei vielmehr von legalen Aktienkaufverträgen ausgegangen. „Eine Schädigung des Staates lag mir fern.” Doch bei einer reinen Verteidigung blieb es nicht, berichten Beobachter aus dem Gerichtssaal – Olearius ging zum Angriff über.

Cum-Ex-Skandal: Olearius liest mit zittrigen Händen Erklärung vor

Er sieht sich als Opfer der Staatsanwaltschaft. „In den letzten zehn Jahren haben Medien, Behörden, die Finanzaufsicht Bafin sowie die Justiz mir nachgesagt, ich sei Steuerräuber. Ich stand im Mittelpunkt von ‚Panorama‘-Sendungen, wurde beim Spazierengehen mit meiner Frau von einer Drohne aufgespürt und von laufenden Kameras verfolgt, Theaterstücke wurden über mich geschrieben und aufgeführt, fast jeder Kabarettist überschüttete die Bank oder mich mit Häme”, zitiert der „Spiegel” Olearius aus dem Saal. Mit zittrigen Händen soll er vor Gericht ein 23-seitiges Schreiben verlesen haben. Nachdem seine Reputation bundesweit auf den Tiefstand gebracht worden sei, begreife er die Werke von Kafka.

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Der „Spiegel” bezeichnete den Bankier gar als „Wutbürger in eigener Sache” und verglich den Auftritt mit einem Theaterstück, das den Prozess aber überhaupt nicht voranbrachte.

Cum-Ex: 280 Millionen Euro Schaden

Die Erklärung des Bankiers war von Beobachtern mit Spannung erwartet worden, schließlich war nicht auszuschließen, dass sie vielleicht doch noch ein überraschendes Geständnis beinhalten würde. Doch Olearius beteuert seine Unschuld: In den Unterlagen des Anwalts Hanno Berger, der bei den Geschäften als Berater fungierte und bereits zu zwei Haftstrafen verurteilt worden ist, sei von sogenannten Leerverkäufen keine Rede gewesen, betonte er. Besagte Leerverkäufe sind ein zentrales Element von Cum-Ex-Aktiengeschäften, bei denen gar nicht gezahlte Steuern erstattet wurden und der deutsche Staat dadurch insgesamt Milliarden einbüßte.

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Olearius ist Gesellschafter der Hamburger Privatbank M.M. Warburg, die bei Cum-Ex-Deals mitgemacht hat. Die Anklage wirft ihm 14 Fälle besonders schwerer Steuerhinterziehung vor, die zu einem Steuerschaden von knapp 280 Millionen Euro geführt haben sollen. In zwei Fällen blieb es beim Versuch. Im Kern bezogen sich die Taten auf den Zeitraum 2006 bis 2011 und damit die Hochphase der Aktiendeals, die der Bundesgerichtshof 2021 als Straftat wertete. (dpa/ncd)

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