Mehrere Schiffe sind auf der Elbe vor dem Heizkraftwerk Wedel unterwegs.
  • Schiffe fahren vor dem Kraftwerk Wedel. (Archivbild)
  • Foto: dpa | Jonas Walzberg

„Grüne Lust am Kohlestrom“: Wedel bleibt noch länger am Netz

Hamburg verliert noch mehr Zeit bei der Wärmewende. Eigentlich hätte das Kohlekraftwerk in Wedel schon 2024 abgeschaltet werden sollen, dann 2025 – und jetzt bleibt es noch ein weiteres Jahr länger am Netz.

Probleme beim Bau eines Fernwärmetunnels unter der Elbe kosten Hamburg Zeit auf dem Weg zur Wärmewende. Am Tunnelschacht seien Spundwände abgerutscht, „dadurch haben wir ein paar Monate verloren“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Donnerstag bei einem Besuch auf der Dradenau in Wilhelmsburg.

Hamburg: Kohlekraftwerk Wedel bis 2026 aktiv

Das in die Jahre gekommene Kohleheizkraftwerk Wedel könne daher voraussichtlich erst im Herbst 2026 vom Netz gehen. Ursprünglich sollte das bereits 2025 geschehen. Zuvor hatte das „Hamburger Abendblatt“ über die Verzögerung berichtet.

Der Tunnel soll das geplante Gas- und Dampfkraftwerk auf der Dradenau, das Wedel ersetzen soll, mit dem Fernwärmenetz im Hamburger Westen verbinden. „Bevor man das Kraftwerk endgültig in Betrieb nehmen kann, muss es einen Probebetrieb durchlaufen“, sagte Kerstan.

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Nach den Verzögerungen beim Bau werde die Leitung jetzt im Sommer 2025 fertig. Das neue Kraftwerk müsse aber im Vollbetrieb getestet werden, bevor Wedel abgeschaltet werden könne. Und dieser Vollbetrieb sei im Sommer nicht möglich, da dann kaum Heizwärme gebraucht werde.

„Den Probebetrieb für das neuen Kraftwerk werden wir daher erst in der Heizperiode 2025/2026 aufnehmen“, sagte Kerstan. Anschließend werde das Kraftwerk Wedel dann sicherheitshalber noch bis Herbst 2026 in Reservebetrieb gehalten, bevor es endgültig abgeschaltet wird.

CDU zu Wedel: „Grüne Lust an Kohle ungebrochen“

Kerstan werde noch zum echten Kohlefreund, unkte die Hamburger CDU. „Die grüne Lust am Kohlestrom scheint ungebrochen“, sagte Stephan Gamm, energiepolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion. „Offen bleibt auch die Frage, ob dies die letzte Verschiebung ist und der Senator auf Zeit spielt, um das Problem einfach einer neuen Regierung in die Schuhe schieben zu können“.

Die Hamburger Linke fürchtet die Konsequenzen der Wedel-Verlängerung für die Umwelt. „Wenn Wedel seine CO2-Emissionen ein Jahr länger in die Luft pustet, wird das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels immer fragwürdiger. Das noch emittierbare CO2-Restbudget wird dadurch schneller aufgebraucht und die Klimaschuld Hamburgs immer größer“, sagte der umweltpolitische Sprecher Stephan Jersch.

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Lucas Schäfer, Hamburger Landesgeschäftsführer der Umweltorganisation BUND, urteilte: „Bei der Umsetzung infrastruktureller Großprojekte ist – Überraschung – nur eine einzige Konstante verlässlich: Alles dauert länger.“ Er wünsche sich mehr Transparenz vom Senat für das zweite Hamburger Kohlekraftwerk: „Die Öffentlichkeit und alle Beteiligten haben ein Recht darauf, jetzt über die zeitlichen, örtlichen und finanziellen Aspekte der Planungen in Tiefstack informiert zu werden.“ (dpa/fbo)

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