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Das Heizkraftwerk Tiefstack spiegelt sich im Morgenlicht im Wasser.
  • Im Heizkraftwerk Tiefstack wurde 2022 deutlich mehr Kohle verbrannt als im Vorjahr.
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Von wegen Kohleausstieg: Hamburg verfeuert plötzlich deutlich mehr

Hamburg verbrennt mehr Kohle statt weniger. Dabei hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, keine Fernwärme mehr mit Kohle zu erzeugen. Bis 2030 wird der Plan so kaum zu halten sein.

In den beiden Hamburger Heizkraftwerken Tiefstack und Wedel ist der Kohleverbrauch im vergangenen Jahr um 14,6 Prozent gestiegen. In Wedel (Kreis Pinneberg) belief sich der Verbrauch auf gut 527.000 Tonnen, in Tiefstack auf 433.000 Tonnen, zusammen rund 960.000 Tonnen, wie der Senat auf eine Kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Stephan Jersch mitteilte. 2021 waren in den beiden Kraftwerken nur rund 837.000 Tonnen verheizt worden, davon 436.000 in Wedel und 401.000 Tonnen in Tiefstack. Der Kohleverbrauch stieg also um fast 123.000 Tonnen. In Wedel wurden gut 91.000 Tonnen mehr verfeuert, in Tiefstack waren es 32.000 Tonnen mehr.

Ukraine-Krieg gefährdet wohl doch den Kohleausstieg

Im Oktober 2020, gut ein Jahr nach der Übernahme des Wedeler Heizkraftwerks durch die Hamburger Energiewerke, hatte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) erklärt, die rund 60 Jahre alte Anlage solle bis zu ihrer geplanten Stillegung 2024/25 deutlich weniger Kohle verbrennen. „Das wird in der Summe 30 Prozent oder 150.000 Tonnen weniger Kohle pro Jahr bedeuten”, sagte Kerstan damals. Tatsächlich sank der Verbrauch in Wedel im folgenden Jahr um 3,7 Prozent, stieg im vergangenen Jahr aber um fast 21 Prozent. Hamburg hat das Ziel, bis 2030 keine Kohle mehr für die Fernwärme zu verwenden.

Im Juni vergangenen Jahres hatte der Senat erklärt, der Kohleausstieg sei durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht gefährdet. „Es bleibt bei der geplanten Abschaltung des Heizkraftwerks (HKW) Wedel 2025 und dem Kohleausstieg im HKW Tiefstack bis spätestens 2030”, teilte der Senat mit. Wenige Tage später sagte Kerstan, dass das Ziel durch die ausgelöste Krise infrage gestellt werden könnte.

Auch Kohle aus Russland wurde verheizt

Hauptgrund für den vermehrten Kohleeinsatz sei der Appell der Bundesregierung gewesen, weniger Erdgas einzusetzen, erklärte ein Sprecher der Hamburger Energiewerke. Zudem war die Abwärmeproduktion aus der Müllverwertung Borsigstraße nach einem Brand im August für mehrere Monate ausgefallen.

Die im vergangenen Jahr verbrannte Kohle stammte laut Senat zu rund 35 Prozent aus Russland. Seit August 2022 seien aufgrund des EU-Embargos keine Importe mehr aus Russland erfolgt. Rund 45 Prozent des Jahresverbrauchs kamen aus den USA, 15 Prozent aus Kolumbien und 5 Prozent aus Südafrika.

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Zur Heizperiode 2022/23 sollte in Wedel eine Wind-zu-Wärme-Anlage („Power-to-Heat“) in Betrieb genommen werden. Mit Windstrom sollten 80 Megawatt Wärme erzeugt und 50.000 Tonnen Kohle eingespart werden. Seit Anfang März laufe die Anlage im Testbetrieb, sagte der Sprecher der Energiewerke. Die offizielle Inbetriebnahme sei für Anfang Mai geplant. (dpa/mp)

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