Liti-was? Wie ein Ex-Regierungssprecher Christina Block retten soll
Béla Anda, einst Regierungssprecher unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD), unterstützt zukünftig Christina Block im Prozess um die Entführung ihrer jüngsten Kinder. Aufgabe des PR-Profis: Die Klientin medial in ein vorteilhaftes Licht rücken, in einem Verfahren, das Aufmerksamkeit erregt, wie kaum ein Prozess zuvor.
Promi-PR für Block: Was Béla Anda übernimmt
„Ich begleite Christina Block im laufenden Verfahren in Hamburg kommunikativ im Bereich Litigation-PR. Denn eine Mutter hat das Recht, ihre Kinder zu sehen“, schreibt der prominente PR-Profi (ab 2020 hatte er einen Podcast mit dem Kanzler a.D.) im Netzwerk LinkedIn. Liti-was? Litigation-PR, das ist laut Wikipedia „Öffentlichkeitsarbeit im Rechtsstreit“ – für Angeklagte außerhalb der Block-Liga zumeist ein unerreichbarer Luxus.
Aktenlecks und BND-Gerücht belasten Block vor Prozess
Schon lange vor Anklageverlesung sind jede Menge Details aus den Block-Ermittlungsakten an die Öffentlichkeit gedrungen – und die lassen Christina Block nicht gut aussehen. Jüngstes Aktenleck: Mehrere Medien berichten, dass der frühere Chef des Bundesnachrichtendienstes BND sich an seinen israelischen Geheimdienstkollegen gewandt haben soll mit der Bitte, israelische Agenten sollen bei der Rückholaktion der Block-Kinder aus Dänemark helfen. Der Ex-BND-Chef bestreitet das, aber was bei den Lesern hängenbleibt, ist ein verheerender Eindruck: Millionäre wie die Blocks nehmen das Recht in die eigene Hand und bekommen dabei Hilfe von mächtigen Leuten.

Anda wirft Medien Vorverurteilung vor
Viel zu tun also für Béla Anda, der sich gerade noch über Annalena Baerbocks New York-Videos lustig gemacht hat („alles ist so fröhlich und hallo, und da sieht man auch den Bauch rausgucken“). Auf LinkedIn prangert er die „Vorverurteilung“ seiner neuen Klientin an, verursacht durch die „offenkundig gezielte Weitergabe interner Akten und Aktenteile an bestimmte Medien schon vor Prozessbeginn.“ Dann erklärt er seine Aufgabe: „Litigation-PR heißt nicht, Berichterstattung zu verzerren. Es bedeutet, dass nicht nur einseitige Leaks und fremde Deutungen das Bild bestimmen – sondern dass auch die Sicht der Betroffenen gehört wird.“
Hotel-Elysée-Spur setzt die Angeklagte unter Druck
Die Angeklagte Christina Block hatte ihre Sicht in einer mehrstündigen, hochemotionalen Einlassung dargelegt, wonach sie nichts mit der Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder zu tun hatte. Nachfragen von Gericht und Staatsanwaltschaft brachten sie allerdings teilweise in Bedrängnis, besonders wenn es darum ging, dass die späteren Entführer monatelang unter falschen Namen und ohne zu zahlen im Hotel Elysée der Block-Gruppe gewohnt hatten. Die israelischen Ex-Mossad-Agenten, so die Verteidigung, hätten aus eigenem Antrieb gehandelt und die Kinder ohne Auftrag der Familie Block entführt, ob aus Mitleid mit der verzweifelten Mutter oder in der Hoffnung auf spätere Bezahlung, bleibt dabei offen.
Öffentlichkeitsarbeit soll Blocks Sicht im Verfahren stärken
Im Prinzip sind Litigation-PR-Profis so etwas wie die Feuerwehr, die herbeieilt, wenn die öffentliche Meinung bei einem großen Prozess droht, in eine unerwünschte Richtung zu kippen. In den USA sind diese Medienprofis schon lange Bestandteil spektakulärer Gerichtsverfahren, geht es für die Verteidiger im amerikanischen Rechtssystem doch darum, Geschworene von der Unschuld ihrer Mandanten (das kann auch mal ein Konzern sein) zu überzeugen – und dabei kann eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit entscheidend sein.
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Aber auch in Deutschland, wo Berufsrichter und Schöffen das Urteil sprechen, spüren Gerichte zunehmend Druck durch Berichterstattung und Stimmungsmache in Sozialen Medien. Ein Hamburger Beispiel: Der Prozess um die Gruppenvergewaltigung im Stadtpark. In der Urteilsbegründung musste die Vorsitzende erklären, warum das Urteil anders ausfiel, als von der „öffentlichen Meinung“ zuvor gefordert. Der Prozess um die Entführung der Block-Kinder geht am 22. September weiter. Der Sohn (damals 10) und die Tochter (damals 13) waren in der Silvesternacht 2023 ihrem Vater entrissen und gewaltsam nach Deutschland verschleppt worden.
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