Gegen Krähen – oder gegen Obdachlose? Hamburgs Mülltonnen tragen jetzt „Pickelhaube“
Hamburg rüstet auf: Immer mehr städtische Papierkörbe tragen jetzt „Pickelhaube“. Das ungewöhnliche Haubendach soll Krähen vertreiben – und ganze Hausmüllsäcke gleich mit. Doch wo stehen die tonnenförmigen Helmträger, was kosten sie und was bedeutet das jetzt für Pfandflaschensammler?
Die Idee für den Helmdeckel entstand 2024, als die Stadtreinigung Hamburg (SRH) zusammen mit dem Tonnenhersteller tüftelte. Im November 2024 fiel die finale Wahl, seit dem zweiten Quartal 2025 trudeln die ersten Tonnen mit vormontiertem Haubendach sowie Nachrüst-Aufbauten in den Werkhöfen ein – Stück für Stück, je nachdem, welche Betriebseinheit gerade Bedarf anmeldet.
Drei Fliegen auf einen Schlag: Haube soll Universallösung sein
Der Zweck ist weniger modisch als praktisch: Die Haube soll Krähen & Co. davon abhalten, den Inhalt herauszupflücken, und gleichzeitig verhindern, dass ganze Hausmüllsäcke die Kapazität für Coffee-to-go-Becher blockieren. Auch stürmisches Schietwetter verliert so seinen Schrecken, weil der Müll nicht mehr so leicht verweht.

Wie viele dieser Hauben schon im Stadtgebiet montiert wurden, lässt sich laut SRH nicht beziffern; im System wird zwischen alten und neuen Modellen nicht unterschieden. Klar ist aber: Jede Betriebseinheit entscheidet selbst, an welcher Straße der Helm Sinn ergibt – eine feste Standortliste gibt es nicht. Über die Kosten schweigt die Stadtreinigung, konkrete Summen werden auf Anfrage der MOPO nicht genannt.
Sauberkeit gegen soziale Gerechtigkeit?
Leidtragende der neuen Mülleimeraufsätze sind neben Vögeln wohl auch Pfandflaschensammler. Der schnelle Griff nach wenigen Cents wird quasi unmöglich. Trotzdem lehnt die Stadtreinigung Hamburg eine Rückkehr der oft geforderten Pfandflaschenringe ab.

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
- Fußgänger gegen Rüpel-Radler: „Manche trauen sich nicht mehr aus dem Haus“
- Hamburgs Iraner über die Lage in Nahost: „Angst“, „Hoffnung“ und „Scheiß-Mullahs“
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Das Ergebnis beschreibt die Stadtreinigung auf Anfrage der MOPO als ernüchternd: Die Ringe wurden regelmäßig zweckentfremdet, Pfandflaschen passten oft nicht hinein, fielen heraus oder wurden daneben gestellt. Wind wehte lose Flaschen und Müll ins Umfeld – und in Gewässer wie Alster und Elbe. Der Reinigungsaufwand stieg massiv.
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„Daher werden seit Längerem keine neuen Pfandbehälter angebracht und die alten sukzessive zurückgebaut“, so die Stadtreinigung. Ob Hamburgs frisch behelmte Müllkörbe die Stadt wirklich sauberer machen – oder nur den Kampf um jeden Cent verschärfen – wird sich am Straßenrand entscheiden.
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