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Die Hamburger Rettungsdienste waren am Montag pausenlos im Einsatz.
  • Die Hamburger Rettungsdienste waren am Montag pausenlos im Einsatz.
  • Foto: Florian Quandt

Dramatischer Aufruf der Feuerwehr Hamburg: „Bleiben Sie zu Hause!“ – Hunderte Unfälle

Blitzeis in Hamburg: Nach der Bibber-Kälte der vergangenen Tage fällt nun Regen auf den gefrorenen Boden – und die Straßen werden zu spiegelglatten Rutschbahnen! Bis 10.15 Uhr verzeichnete die Feuerwehr schon mehr als 200 Verkehrsunfälle und Stürze. Alle Rettungswagen sind im Dauereinsatz, eine Turnhalle dient als Triage-Zentrum.

Die Feuerwehr nimmt aktuell zusätzliche Rettungswagen in Dienst, sagt ein Sprecher. Auch die Hilfsorganisationen und ein privater Rettungsdienstleister würden zusätzliche Rettungswagen bereitstellen. An der Budapester Straße (St. Pauli) werde eine Turnhalle als zentrale Sichtungsstelle für chirurgische Notfälle und als Bereitstellungsraum für Rettungswagen eingerichtet.

Rettungskräfte im ärztlichen Sichtungszentrum auf St. Pauli. Florian Quandt
Rettungskräfte im ärztlichen Sichtungszentrum auf St. Pauli.
Rettungskräfte im ärztlichen Sichtungszentrum auf St. Pauli.

Wie ernst die Lage ist, wird auch an einem dramatischen Appell der Rettungskräfte an die Bevölkerung deutlich: „Unsere dringende Bitte: Bleiben Sie drinnen und wählen Sie den Notruf 112 nur bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen“, fordert die Feuerwehr. Auch über das Modulare Warnsystem MoWas und die WarnApp NINA seien alle Hamburgerinnen und Hamburger aufgefordert worden, in geschützten häuslichen Bereichen zu bleiben und unnötige Wege im Freien zu vermeiden.

Retter im Hamburger Umland „pausenlos im Einsatz“

Überfrierende Nässe hat am Montag auch in Schleswig-Holstein für glatte Straßen und Gehwege gesorgt. Der Rettungsdienst in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg sei pausenlos im Einsatz, sagte die Einsatzleitelle in Bad Oldesloe im Kreis Stormarn.

Rettungssanitäter bringen einen Verletzten ins Sichtungszentrum an der Budapester Straße. Florian Quandt
Rettungssanitäter bringen einen Verletzten ins Sichtungszentrum an der Budapester Straße.
Rettungssanitäter bringen einen Verletzten ins Sichtungszentrum an der Budapester Straße.

In Lübeck zählte die Polizei nach Angaben eines Sprechers dagegen bis zum Vormittag sechs Unfälle. An der Autobahnabfahrt Lübeck Zentrum rutschten zwei Fahrzeuge ineinander, dabei wurde eine Person nach Polizeiangaben leicht verletzt. Außerdem seien sechs Fußgänger und ein E-Scooter-Fahrer gestürzt, sagte ein Polizeisprecher.

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In Niebüll im Kreis Nordfriesland stellte das Busunternehmen Autokraft am Morgen den Verkehr auf einigen Streckenabschnitten vorübergehend ein. Einige Busfahrer hätten sich am frühen Morgen festgefahren, sagte ein Sprecher.

Blitzeis bremst Fernzüge der Bahn aus

Nachdem Eisregen die Deutsche Bahn am Montagmorgen zeitweise ausgebremst hat, sind die Züge nach Angabe des Unternehmens seit dem späten Vormittag wieder mit voller Geschwindigkeit unterwegs. „Die Begrenzung der Geschwindigkeit wurde wieder zurückgezogen. Fernverkehrszüge können mit voller Geschwindigkeit fahren“, twitterte die Bahn am Vormittag.

Zuvor waren die Züge wegen Eisregens und Eisbildung langsamer unterwegs gewesen. Das hatte auch in Hamburg zu Verspätungen geführt.

Feuerwehr Hamburg appelliert: „Bleiben Sie zu Hause!“

Seit den frühen Morgenstunden ist die Stadtreinigung Hamburg (SRH) im Einsatz, um die wichtigsten Verkehrswege sicher befahrbar zu machen. Laut SRH sichern rund 620 Einsatzkräfte seit 2 Uhr Bushaltestellen und Fußgängerüberwege mit Mittelinseln. 180 Einsatzkräfte streuen seit 3.30 Uhr verkehrswichtige Fahrbahnen, ein ausgewähltes Netz an Radwegen und wichtige anliegerfreie Gehwege.

Ein Streufahrzeug am Sonntag auf dem Jungfernstieg. dpa
Ein Streufahrzeug auf dem Jungfernstieg.
Ein Streufahrzeug am Sonntag auf dem Jungfernstieg.

Während der Eisregen in weiten Teilen Deutschlands zu etlichen Unfällen und Unterrichtsausfällen führt, ist die Lage in Hamburg noch ruhig. „Wir haben schon vor Einsetzen des Regens angefangen“, sagt SRH-Sprecher Andree Möller zur MOPO. „Wir wussten ja, was kommt.“ Trotz des Einsatzes könne es an einigen Stellen noch glatt sein. Besondere Vorsicht gelte auf Radwegen, Fußwegen und Fahrbahnen mit Kopfsteinpflaster. Beim Aufklaren könne sich die Gefahr ausweiten. „Gegebenenfalls streuen wir nochmal“, so Möller.

Am Nachmittag waren alle Streuwagen-Einsätze beendet. Für die nächsten Tage rechnet SRH-Sprecher Möller nicht mehr mit überfrierender Nässe, da die Temperaturen weiter steigen sollen. Für die Nacht zum Dienstag halte die SRH aber noch einige Kräfte in Bereitschaft, falls es doch aufklaren und kälter werden sollte.

Eisregen: Hamburg streut gegen das Blitzeis an

Auch die Polizei meldet auf MOPO-Anfrage am frühen Morgen noch keine Verkehrsbehinderungen oder größere Unfälle. Einen skurrilen Crash – zum Glück ohne Verletzte – gab es aber in Heimfeld. Auf der Straße Haselhain rutschte ein Streufahrzeug auf der glatten Fahrbahn gegen ein geparktes Auto. Als wenig später eine Streifenwagenbesatzung den Unfall aufnehmen wollte, verlor der Beamte am Steuer ebenfalls die Kontrolle und krachte gegen denselben Wagen.

Die Polizei warnt ebenso wie die Feuerwehr vor der extremen Glätte und dem Risiko schwerer Stürze. „Vermeidet daher unnötige Wege mit dem Auto und auch mit dem Fahrrad, sondern nutzt, wenn möglich, den schienengebundenen ÖPNV“, empfiehlt die Polizei auf Twitter.

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Ein Hinweis der SRH: Schnee und Eis auf Gehwegen müssen in Hamburg die Eigentümer der anliegenden Grundstücke entfernen. Der freie Bereich muss mindestens einen Meter breit sein, bei starkem Fußgängerverkehr mehr, bei Eckgrundstücken bis zur Bordsteinkante. Dafür haben die Anlieger bis 8.30 Uhr Zeit. Der Einsatz von Tausalz ist verboten.

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