Gaskrise: Hamburgs Industrieverband fordert Hilfe von Senat
Hamburgs Industrie bereitet sich darauf vor, dass im Ernstfall Privathaushalte bevorzugt mit Gas versorgt werden – und sieht Handlungsbedarf beim Senat.
Hamburg würde ein Gasmangel besonders hart treffen, da die Stadt einer der größten deutschen Industriestandorte ist. Zahlreiche Unternehmen der Grundstoffindustrie, der Lebensmittelherstellung, der Chemie- und Mineralölindustrie sind hier zuhause und brauchen viel Energie.
„Der Senat sollte sich stärker mit den Unternehmen über die Versorgungssicherheit austauschen und zügig eine Überprüfung und Entlastung bei den Standortkosten vorantreiben“, sagte jetzt der Vorstandsvorsitzende des Industrieverbands Hamburg (IVH), Matthias Boxberger. „Wir müssen uns auf mindestens zwei schwierige Winter einstellen.“

Hamburgs Industrie fordert in Gaskrise Hilfe vom Senat
Aus Boxbergers Sicht ist vor allem die Versorgung Hamburgs mit Flüssigerdgas (LNG) wichtig. Bürgermeister Peter Tschentscher und Umweltsenator Jens Kerstan hatten den Hafen der Hansestadt als möglichen Standort für ein schwimmendes LNG-Importterminal ins Gespräch gebracht. Bei der Entscheidung der Bundesregierung war Hamburg indes vorerst leer ausgegangen. „Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, sollte der Senat wieder einvernehmlich für einen schnellen Anschluss Hamburgs an die Versorgungsleitung zum LNG-Terminal Brunsbüttel sorgen“, so Boxberger.
Das könnte Sie auch interessieren: Klima-Protest in Hamburg – Aktivisten blockieren Schienen im Hafen
Angesichts einer drohenden Mangelsituation zeichnet sich bereits ab, dass private Haushalte nicht auf das Heizen verzichten müssten. „Mittlerweile wissen die industriellen Verbraucher, dass sie zu den sogenannten nicht geschützten Kunden gehören und treffen Vorkehrungen“, heißt es beim IVH. Schon allein wegen des in den vergangenen zwölf Monaten vervierfachten Gaspreises „werden die Unternehmen alles für eine maximal mögliche Einsparung tun“, versicherte IVH-Chef Boxberger.
Unternehmen überlegen auf Alternativen zu Erdgas umzusteigen
Es gebe Überlegungen, Erdgas durch andere fossile Verbrenner zu ersetzen. Allerdings werde etwa der Wechsel auf Öl durch langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst. „Aber vor allem von einigen industriellen Betrieben gibt es große Ambitionen, auf ‚grünen Wasserstoff‘, erzeugt aus ‚grünem Strom‘, umzusteigen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Fernwärme-Schock! Preise explodieren – das kommt jetzt auf Hamburger Mieter zu
Bei der Energiewende auch in Deutschland wird klimaneutral erzeugtem Wasserstoff eine wichtige Funktion zugeschrieben. Mit Strom aus erneuerbaren Quellen wird per Elektrolyse der Wasserstoff hergestellt, mit dem etwa der Energiebedarf der Stahlindustrie gedeckt werden soll. Derzeit ist der aus Ökostrom hergestellte Energieträger aber noch knapp und vergleichsweise teuer. (mp/dpa)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.