Klima-Aktivisten, die aus Protest Gleise im Hamburger Hafen besetzt haben, werden einzeln von Polizeibeamten weggetragen.
  • Klima-Aktivisten, die aus Protest Gleise im Hamburger Hafen besetzt haben, werden einzeln von Polizeibeamten weggetragen.
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Klima-Protest: Schienen und Köhlbrandbrücke besetzt – Wasserwerfer im Einsatz

Sie haben Schienen im Hafen blockiert und auch die Köhlbrandbrücke besetzt: Klima-Aktivisten wollen gegen den Ausbau der fossilen Infrastruktur und für mehr Klimagerechtigkeit demonstrieren. Am frühen Morgen war der erste Protestzug aus dem Klimacamp im Altonaer Volkspark mit 2000 Aktivist:innen marschiert.

Die Klimademonstranten haben sich dabei in verschiedene „Finger“ (Gold, Pink, Lila) aufgeteilt und sind an mehreren Orten aktiv geworden. „Wir blockieren den Verkehr des Hamburger Hafens, eine Drehschreibe des kolonialen Warenverkehrs“, twitterte die die Aktivsten-Gruppe „Ende Gelände“ am frühen Samstagnachmittag. Alle drei Finger hätte ihre Ziele erreicht.

Hamburger Hafen: Aktivisten blockieren Güterverkehr

Aktivisten der Gruppe „Extinction Rebellion“ haben mit einer umgedrehten Badewanne die Köhlbrandbrücke besetzt – und wurden von der Polizei runtergeholt. Der Verkehr wurde dort wieder aufgenommen. Zudem haben Klimademonstranten des „goldenen Fingers“ gegen 12 Uhr Schienen bei der Waltershofer Straße Ecke Heykenaukamp besetzt, um Lieferketten zu unterbrechen und den Schienenverkehr im Containerterminal Hamburg zu behindern. Auch hier löst die Polizei die Blockade auf. Dabei wurden den Demonstranten zufolge auch sogenannte Schmerzgriffe angewendet.

Auch beim Kraftwerk Moorburg sind Demonstranten aktiv. Laut der Gruppe „Ende Gelände“ haben Aktivisten des „lila Fingers” das Tor zu dem Kohlekraftwerk und die Gleise der Kattwykbrücke blockiert und der Güterverkehr gestoppt. Damit sei der letzte Weg zum Hafen blockiert. Auf Bildern und einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Blockade auf der Kattwykbrücke vorgeht. Die Gleise auf der Kattwykbrücke seien demnach wieder frei, wie ein Polizeisprecher am frühen Abend bestätigte.

Auch der „Pinke Finger” hat mit etwa 100 Demonstranten Gleise bei Moorburg besetzt. Die Polizei erklärte die Versammlung für beendet und holt die Aktivisten runter. „Ende Gelände” kritisiert das Vorgehen scharf und wirft der Polizei Polizeigewalt vor.

Die Polizei Hamburg berichtete am frühen Abend ebenfalls von einer Gleisblockade bei der Hohe-Schaar-Straße, zu der unter anderem auch Demonstrierende kamen, die sich zuvor am Bahnhof Wilhelmsburg versammelt hatten. Die Blockade sei aber wieder so gut wie frei, so ein Sprecher.

Die Polizei bestätigte der MOPO, dass Zwangsmaßnahmen eingesetzt worden seien. Nach derzeitigen Erkenntnissen sei das aber als Reaktion auf einen Übergriff aus den Reihen der Aktivisten auf der Kattwykbrücke erfolgt.

„An einer Stelle wurden unsere Polizeikräfte mit Pfefferspray angegriffen“, sagte ein Sprecher. Daraufhin seien Zwangsmaßnahmen wie Pfefferspray und Wasserwerfer seitens der Polizei eingesetzt worden. Ende Gelände veröffentlichte als Reaktion ein Video auf Twitter. Darin soll zu sehen sein, wie das Pfefferspray zuerst aus den Reihen der Polizei kam und gegen den Wind eingesetzt wurde.

Aktivist:innen wollen Protest in den Hafen tragen

Für den Samstag waren fünf Demozüge in Hamburg angemeldet. Darunter auch ein Aufzug in Hammerbrook und Rothenburgsort, wo die Veranstalter rund 1000 Teilnehmer erwarten und der sich vom Park am Berliner Tor über den Heidenkampsweg zur Ausschläger Allee bewegen soll. Auch für die Stadtteile Hausbruch und Waltershof, Heimfeld, Wilhelmsburg und Rissen waren Proteste angekündigt. Die Behörden rechnen mit Verkehrsbehinderungen.

Klimaaktivisten sitzen auf einer Strasse. picture alliance/dpa/Bodo Marks
Sitzblockade
Klimaaktivisten sitzen auf einer Straße.

„Wir werden uns heute den großen Klimakiller-Konzernen in den Weg stellen und den Gasausstieg selbst in die Hand nehmen. Wer im Jahr 2022 noch in neue fossile Infrastruktur investiert, muss mit unserem Widerstand rechnen“, so die Kampfansagen von Luka Scott, Sprecherin von „Ende Gelände“ – eine der Gruppierungen, die das Klimacamp im Altonaer Volkspark organisiert. Auch andere Gruppen nehmen an den Demonstrationszügen teil.

Aktivist:innen versammeln sich in Heimfeld. André Lenthe
Aktivist:innen versammeln sich in Heimfeld.
Aktivist:innen versammeln sich in Heimfeld.

Der größte startete vom Altonaer Volkspark, an dem laut der Polizei zu Spitzenzeiten 2000 Demonstranten teilnahmen. Die friedliche Demo begann um 7 Uhr morgens von der Elly-See-Straße und sollte über St. Pauli eigentlich bei der Elbphilharmonie mit einer Kundgebung enden.

Nach Angaben der Polizei sind bei der Zwischenkundgebung am Bahnhof Altona aber mehrere hundert Teilnehmer in Bahnen Richtung Süden gestiegen und haben sich in Richtung der laufenden Proteste in Heimfeld und Neuwiedenthal orientiert. Somit habe sich der Protestzug aufgelöst.

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Die Aktivist:innen zogen am Samstag durch Altona. dpa
Die Aktivist:innen ziehen durch die Innenstadt bis zur Elphi.
Die Aktivist:innen ziehen durch die Innenstadt bis zur Elphi.

Das linke Bündnis „…ums Ganze!“ kündigte am Morgen bereits Blockadeaktionen an. Man habe unter anderem dazu aufgerufen, Lieferketten im Hamburger Hafen gezielt zu unterbrechen, teilte die Gruppe mit. „Die großen Öl- und Gaskonzerne sind Krisenprofiteure. Während steigende Preise und die fossile Inflation für viele Menschen zum Armutsrisiko werden, verzeichnet die Öl- und Gasindustrie Milliardengewinne“, sagte Scott. Man wolle den „Protest in den Hamburger Hafen tragen, denn der ist nicht nur ein Symbolort, sondern auch ein neuralgischer Punkt des Kapitalismus“, sagte die Sprecherin.

Klimaaktivisten und Teilnehmer des Klimacamps stehen am Samstag mit weißen Anzügen im Rahmen einer Demonstration in einer S-Bahn. dpa
Klimaaktivisten und Teilnehmer des Klimacamps stehen mit weißen Anzügen im Rahmen einer Demonstration in einer S-Bahn.
Klimaaktivisten und Teilnehmer des Klimacamps stehen mit weißen Anzügen im Rahmen einer Demonstration in einer S-Bahn.

Das Klimacamp, „System Change Camp“ genannt, wurde am Samstag aufgeschlagen und es sind noch bis zum 15. August Aktionen in der Stadt geplant. Am Mittwoch hatten rund 1500 Aktivisten etwa gegen die von der Bundesregierung geplanten Flüssiggas-Terminals protestiert.

Zudem hatten Klimaaktivisten in mehreren deutschen Städten das Wasser in öffentlichen Brunnen grün eingefärbt – so auch beim Hamburger Rathausbrunnen. Auf dem Boden vor den Fontänen stand jeweils in großen Buchstaben „LNG – Leider Nicht Grün“.

Die Polizei war in Hamburg nach eigenen Angaben mit etwa 1400 Beamten aus den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg und der Bundespolizei im Einsatz. (ncd, to mit dpa)

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