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Beine und Füße von Männern und Frauen.
  • In den Führungsetagen der meisten Hamburger Unternehmen sind wenig Frauen vertreten.
  • Foto: dpa

Frauenquoten-Diskussion: So ist die Lage in Hamburger Unternehmen

Verpflichtende Frauenquoten sind immer wieder ein Thema – ob es um die Politik geht oder um Führungsposten in großen Unternehmen. Der wahrscheinlich zukünftige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat ein strikt paritätisches Kabinett für die nächste Regierung angekündigt. Doch Koalitionspartner FDP lehnt dies ab. Währenddessen bemühen sich viele Hamburger Unternehmen um höhere Frauenanteile – mehr oder weniger erfolgreich.

Immer wieder hat Olaf Scholz im Wahlkampf betont, dass – sollte er Bundeskanzler werden – das zukünftige Kabinett mit ebenso vielen Frauen wie Männern besetzt werden soll. Doch Koalitionspartner FDP ist gegen eine Quote in einer rot-grün-gelben Regierung. „Bei der Besetzung von Kabinettsposten sollte immer die Qualifikation und die Fähigkeit, ein Ministerium zu führen, eine Hauptrolle spielen“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Starre Quotenregelungen sind in der Regel kontraproduktiv, weil sie Menschen auf äußere Merkmale reduzieren.“ Es sei deshalb auch möglich, dass mehr Frauen als Männer im Kabinett säßen.

Diskussionen um Frauenquoten bei CDU und CSU

In der Union, die wohl mit der Oppositionsbank vorliebnehmen muss, gibt es angesichts der wenigen Frauen in Spitzenpositionen Diskussionen. Schleswig-Holsteins Familienministerin Karin Prien (CDU) pocht auf eine Quote. „Die nüchterne Realität ist: Wir schaffen es nicht ohne Quote. Auch ich kenne keine Frau, die sich jetzt für den Parteivorsitz bewerben will“, sagte sie dem „Tagesspiegel am Sonntag“.


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Die CDU-Spitze hat sich zwar im vergangenen Jahr darauf geeinigt, dass bis 2025, beginnend bei Vorstandswahlen auf Kreisebene, schrittweise eine Frauenquote bis 50 Prozent eingeführt werden soll, aber es muss noch ein Parteitag zustimmen. Unter den 196 Unions-Abgeordneten im gerade gewählten Bundestag sind gerade einmal 46 Frauen. Ähnlich sieht der CDU-Frauenanteil in der Hamburger Bürgerschaft aus: Drei der 15 Abgeordneten sind weiblich.

Vergleichsweise hoher Frauenanteil bei der „Beiersdorf AG“

Und wie ist die Lage in Hamburgs großen Unternehmen? Für den Aufsichtsrat der börsennotierten „Beiersdorf AG“ schreibt das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen an Führungspositionen“ einen Frauenanteil von 30 Prozent vor. Der tatsächliche Anteil lag im Dezember 2020 mit 42 Prozent laut Angaben des Unternehmens sogar darüber.

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Ein weiteres, im August in Kraft getretenes Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen sieht vor, dass in Vorständen von börsennotierten Unternehmen, die aus mindestens drei Personen bestehen, wenigstens eine Frau sitzen soll. Diese Unternehmen sind verpflichtet, eine Frauenquote für sich festzulegen sowie einen Zeitpunkt, zu dem diese erreicht werden soll. Demnach muss die „Beiersdorf AG“ bis zum 30. Juni 2022 einen Frauenanteil von 10 Prozent erreicht haben – dieser war im Dezember 2020 mit 14 Prozent bereits überschritten.

Frauenquote: Haspa und Otto sehen Verbesserungsbedarf

Bei der Hamburger Sparkasse sieht man in Sachen Frauenanteil noch deutliches Verbesserungspotenzial. „Aktuell haben wir rund 20 Prozent Frauen in Führungspositionen. Das wollen wir weiter steigern“, sagt Sprecherin Stefanie von Carlsburg zur MOPO. Um künftig mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen, denkt man allerdings nicht an eine Quote. Die Haspa biete „Job-Sharing-Modelle auf Führungsebene“ sowie „sehr viele flexible Teilzeitmodelle“ an.

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Luft nach oben gibt es laut eigenen Angaben auch beim Handelsriesen Otto mit Sitz in Bramfeld. Dort ist der Vorstand aktuell zu 25 Prozent weiblich besetzt. Der Frauenanteil in Führungspositionen unterhalb der Vorstandsebene liegt bei rund einem Drittel. „Das ist definitiv nicht genug“, sagt Sprecher Ingo Bertram zur MOPO. „Unser klares Ziel ist es, noch mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.“ Das wolle man mit einem „speziell für Frauen zurechtgeschnittenen Karriereprogramm“ erreichen sowie mit dem internen „Fe*Male-Netzwerk PLAN F“ und „Mentor*innen-Programmen“. Von einer Quote ist derzeit noch keine Rede.

Keine Frauenquoten in den Hamburger Kliniken

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist der Vorstand trotz fehlender Frauenquote paritätisch besetzt. Zudem ist man laut einer Sprecherin „bestrebt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen weiter zu erhöhen“.

Bei Klinikbetreiber Asklepios sieht man keinen Handlungsbedarf. Die Gesundheitsbranche sei traditionell weiblich geprägt, das zeige sich laut Sprecher Mathias Eberenz zunehmend in den Führungsetagen. In allen medizinischen Berufsgruppen habe man derzeit einen Frauenanteil von rund 75 Prozent, mehr als die Hälfte der Ärzte sei weiblich. Eberenz betont auch, dass mit Altona und Wandsbek zwei der sieben Hamburger Asklepios-Kliniken von geschäftsführenden Direktorinnen geleitet werden. Unter den drei Geschäftsführern der „Asklepios Kliniken Hamburg GmbH“ sei eine Frau. „Die überwiegende Zahl der Chefärzte ist noch männlich“, so der Sprecher.

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Auf ihre Nachfragen hört die MOPO immer wieder klassische Argumente gegen Frauenquoten: Viele Frauen wünschten sich gar keine Führungsposition, da sie die Verantwortung scheuten oder fürchteten, den Job nicht mit der Familie vereinbaren zu können. „Eingestellt wird nach Qualifikation und Teampassung“, heißt es bei Asklepios. Ähnlich sieht man es bei der FDP: „Zuallererst muss die fachliche Kompetenz eine Rolle spielen, denn die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht“, sagt FDP-Vorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann zur aktuellen Debatte.

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