7000 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Hamburg – Innenbehörde appelliert an Helfer
Schon fast 7000 Kriegsflüchtlinge sind seit Putins Angriff auf die Ukraine in Hamburg angekommen. Und die Hansestadt reagiert: Ärzte bauen eine Versorgung auf, die Volkshochschule bietet Sprachkurse an. Das ist die aktuelle Lage.
Allein am Donnerstag wurden wieder knapp 1000 Flüchtlinge gezählt, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Daniel Schaefer, am Freitag. „Ob die Menschen alle noch in der Stadt sind, wissen wir allerdings nicht.“ Die Zahl der registrierten Kriegsflüchtlinge stieg unterdessen um 624 auf nunmehr 3654.
Kriegsflüchtlinge in Hamburg: Schlangen an der Registrierungsstelle
Auch am Freitag bildeten sich an der Registrierungsstelle im Amt für Migration in der Hammer Straße in Wandsbek wieder Warteschlangen. „Wir hatten eine längere Schlange heute Morgen, aber am Nachmittag dann schon wieder deutlich weniger“, sagte Schaefer. Erstmals seien an die Menschen Wartemarken ausgegeben worden, um einen geordneten Ablauf sicherzustellen. Am Donnerstag hatten es viele Flüchtlinge trotz stundenlangen Wartens nicht geschafft, sich registrieren zu lassen.
Ab der kommenden Woche solle es vor der Registrierungsstelle auch eine Wartemöglichkeit für ältere Menschen in einem Bus geben. Bislang müssen die Menschen trotz Kälte draußen warten, werden aber vom Malteser Hilfsdienst und freiwilligen Helfern mit Heißgetränken und Lebensmitteln versorgt.
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Zudem solle es künftig auch in der Hammer Straße ein Impfangebot geben, sagte Schaefer. Viele Ukrainer sind ungeimpft. Die Impfquote lag in dem Land vor dem russischen Angriff nach Angaben der Gesundheitsbehörde bei nur 35 Prozent.
Hamburger Innenbehörde: Stadt bei Registrierung und Unterbringung am Limit
Die Zahl von 624 Registrierungen lag am Freitag deutlich unter der am Donnerstag genannten von 900. Die Zahlen variierten, da es unterschiedlichen Beratungsaufwand gebe, sagte Schaefer. 60 Mitarbeiter der Innenbehörde seien für die Registrierungen zuständig. So seien jüngst auch viele Menschen mit Behinderungen registriert worden, bei denen die Registrierung mehr Zeit koste. Ziel sei es immer, die Menschen gut aufzunehmen, sagte er.
Die Hoffnungen von Innensenator Andy Grote (SPD), dass schon am Freitag mit einer bundesweiten Verteilung der Flüchtlinge nach dem Königsteiner Schlüssel begonnen werden könne, erfüllte sich indes nicht.
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Da man bei der Registrierung und Unterbringung bereits am Limit arbeite, appellierte Schäfer an private Helfer, keine Flüchtlinge mehr unabgesprochen nach Hamburg zu bringen. „Wir erleben es immer wieder, dass auf einmal drei Busse vor dem Ankunftszentrum stehen, von denen wir nichts wussten. Und die dann noch unterzubringen, ist natürlich nicht einfach.“
Ukraine-Krieg: Hamburger Ärzte bauen Versorgung für Geflüchtete auf
In der Notunterkunft in den Messehallen helfen unterdessen nun auch Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) bei der medizinischen Versorgung der bis zu 2200 Flüchtlinge. Nach einer Gruppe von 178 Kinderärzten, die sich am Donnerstag freiwillig zur Hilfe gemeldet hätten, habe die KVH sich dem angeschlossen, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz Altona-Mitte der dpa. Das DRK betreibt die Einrichtung.
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Die Kinderärzte würden sich nun im Schichtbetrieb täglich von 14 bis 18 Uhr in den Messehallen um die Kinder kümmern, die KVH-Ärzte von 10 bis 14 Uhr um die erwachsenen Geflüchteten. „Wir sehen uns einer Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber, mit der wir so nicht gerechnet hätten“, sagte Kaminiski.
Für eine bessere Verständigung mit den Kriegsflüchtlingen bietet die Hamburger Volkshochschule (VHS) für Helferinnen und Helfer einen Ukrainisch-Crashkurs an. Im Onlinekurs „Ukrainisch – eine kurze Einführung“ werde ein erster Einblick in die Sprache gegeben und gelernt, eine kurze Unterhaltung zu führen, teilte die VHS mit. Mit dem Angebot wolle man kurzfristig auf zahlreiche Anfragen von Hamburgerinnen und Hamburgern reagieren, die Schutzsuchenden aus der Ukraine auch mit einigen Sätzen auf Ukrainisch begegnen möchten, hieß es. (dpa/ncd)