Fahrradparkhaus Kellingshusenstraße
  • Das öffentliche Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße bei der Eröffnung Ende Mai.
  • Foto: (c) dpa

Drei-Millionen-Euro-Parkhaus für Fahrräder wird kaum genutzt

Erst der wenig frequentierte Pop-Up-Radweg in der HafenCity, nun auch noch ein kaum genutztes neues Fahrradparkhaus in Eppendorf: Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bewegt zwar viel für die Hamburger Radfahrer, doch die Menschen scheinen die Angebote noch nicht recht annehmen zu wollen. Die Verkehrsbehörde bleibt entspannt.

Rund drei Millionen Euro kostete das Ende Mai eröffnete Fahrradparkhaus mit 600 Plätzen an der Kellinghusenstraße, das ein Sinnbild für die Verkehrswende sein soll. Wie das „Hamburger Abendblatt“ am Montag berichtet, war das Parkhaus bei zwei Stichprobe-Besuchen jedoch ziemlich leer. Einmal soll dort sogar nur ein einziges Fahrrad gestanden haben.

Neues Fahrradparkhaus in Hamburg: CDU und Bund der Steuerzahler kritisch

Dafür erntet der Grüne Verkehrssenator scharfe Kritik: Als „Prestige-Objekt“ auf Kosten der Steuerzahler und „Symbolpolitik“, die an dem Bedarf in Hamburg vorbeigehe, bezeichnete etwa Richard Seelmaecker von der CDU den Bau im „Hamburger Abendblatt“. Jürgen Nielsen vom „Bund der Steuerzahler“ nannte die Zahlen eine „schallende Ohrfeige“ für Tjarks. Für ein abschließendes Urteil sei es noch zu früh, für den Verein stehe jedoch fest, dass die Stadt „auf keinen Fall mit dem Bau weiterer Fahrradparkhäuser beginnen darf“, so Nielsen gegenüber der Zeitung. Zuerst müsse das Projekt evaluiert werden.

Hamburger Verkehrsbehörde glaubt weiter an Projekt

Die Vereinigung von Fahrradfahrern, der ADFC, befürwortet hingegen das neue Fahrradparkhaus. Auch die Verkehrsbehörde glaubt daran, dass es noch von den Hamburgern angenommen werden wird. „Der Bedarf an Fahrradparkplätzen, die auch sicher sind, steigt“, sagt Behördensprecher Dennis Krämer der MOPO. Die Planung der Stadt basiere auf dem Bike+Ride-Konzept des Hamburger Senats von 2015, die Bedarfsanalyse werde seitdem ständig aktualisiert. Alleine im vergangenen Jahr gab es – wohl auch coronabedingt – einen Anstieg des Radfahreranteils von rund 33 Prozent im Stadtverkehr. „Das Fahrrad-Parkhaus ist ein Zukunftsprojekt und wurde bewusst so geplant, dass es den Bedarf auch noch in Jahren decken kann“, sagt Krämer.

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Auch die Kosten seien im Gesamtkonzept des Parkhauses zu betrachten – unter anderem mit Dachbegrünung, Video-Sicherheitsüberwachung, neuer Stadtrad-Station und Anbindung an die Velo-Routen. Zudem wurde an der U-Bahn-Strecke der U3 gebaut, was die Umsetzung etwas komplizierter machte.

Verkehrsbehörde: Für die Bewertung der Nutzung noch zu früh

Für eine seriöse Beurteilung sei es außerdem noch zu früh. „Es gibt das Parkhaus erst seit rund zwei Monaten“, so Krämer. „Solche neuen Infrastrukturen brauchen etwas Zeit, bis sie angenommen werden. Das ist normal.“ Zudem müsste mit einberechnet werden, dass gerader Schul- und Semesterferien sind, die Mobilität wegen Corona noch verringert ist und Radfahrer im Sommer auch häufig mit dem Rad direkt bis zur Arbeit fahren – und es eben nicht an der U-Bahn-Station parken. Um ein handfestes Ergebnis zu bekommen, evaluiere die Behörde das Projekt über einen längeren Zeitraum. Auch an den Planungen für weitere Fahrradparkhäuser, etwa am Schlump und in Harburg, aber auch kleinere in Wohngebieten, hält die Behörde fest.

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