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Der Sandtorkai ist kein Fahrradfahr-Hotspot der Stadt
  • Der Sandtorkai ist kein Fahrradfahr-Hotspot der Stadt
  • Foto: Florian Quandt

Teuer und wenig genutzt: Ist das Hamburgs unsinnigster Radweg?

Montagmorgen um 8.30 Uhr am Sandtorkai: Mit 34 Radfahrern zählt die MOPO bei einer rund 40-minütigen Stichprobe im Schnitt nicht einmal einen Radler pro Minute auf dem neuen Pop-Up-Radweg. Dabei ist gerade Hauptverkehrszeit – und die neuen breiten, temporären Radspuren sollten das Fahrradfahren doch deutlich angenehmer und sicherer machen. Nehmen Hamburger Radler die neuen Bikelanes gar nicht an?

Doch: Bei den Pop-Up-Bikelanes in der Hallerstraße und Beim Schlump sieht es schon ganz anders aus. Beim MOPO-Besuch am Dienstagmorgen ist auf der viel befahrenen Ost-West-Verbindung durch die Stadt mit mehr als zwei Radfahrern pro Minute im Schnitt in Richtung der Außenalster mehr als doppelt so viel los. Auch in Richtung Schanze kommen auf der Straße Beim Schlump immerhin 1,7 Radfahrer pro Minute vorbei – trotz Sommerferien und Homeoffice.

Temporäre Radspur in HafenCity: Noch kein „echter Radfahr-Hotspot”

Allein das derzeit verringerte Verkehrsaufkommen kann für die Flaute am Sandtorkai also nicht verantwortlich sein. „Die Strecke ist bislang noch kein echter Radfahr-Hotspot“, erklärt Dirk Lau, Sprecher des Fahrradverbands ADFC, der MOPO. „Wir begrüßen diese Verkehrsversuche sehr, aber wir brauchen Pop-Up- und Protected-Bike-Lanes gerade an den Hauptverkehrsstraßen und Magistralen, wie der Stresemannstraße, Kieler Straße oder An der Alster, wo jetzt schon sehr viele Radfahrer unterwegs sind.“

Auf dem neuen Pop-Up-Radweg Hallerstraße war beim MOPO-Besuch schon deutlich mehr los. Florian Quandt
Die Hallerstraße, links ein Auto, rechts ein Pop-Up-Radweg
Auf dem neuen Pop-Up-Radweg Hallerstraße war beim MOPO-Besuch schon deutlich mehr los.

Warum wurde der Verkehrsversuch dann am Sandtorkai geplant? Bereits vor dem Pop-Up-Radweg haben Radfahrer ein Drittel des Verkehrsaufkommens auf der Strecke ausgemacht, erklärt der Sprecher der Verkehrsbehörde, Dennis Krämer, gegenüber der MOPO. Zudem gab es auf der nördlichen Straßenseite noch keine Infrastruktur für Radler und die Strecke soll, wie auch die anderen Pop-Up-Lanes, Teil einer möglichst durchgängigen Fahrradinfrastruktur sein.

Bikelane in HafenCity: Momentan nutzen viele Radler noch die Willy-Brandt-Straße

Die Planung der Stadt, die Verbindung über die HafenCity zum Großmarktweg zu verbessern, sei zwar sinnvoll, findet auch Lau vom ADFC. „Doch die andere, südliche Straßenseite des Sandtorkais hätte auch einen Pop-Up-Radweg verdient.“ Dort gibt einen Radweg auf dem Fußweg – nach Ansicht des ADFC ist das nicht ideal. Aktuell nutzten zudem noch die meisten Radfahrer für die Verbindung die Willy-Brandt-Straße, sagt Lau. „Auch auf dieser Straße ist ein geschützter Pop-Up-Radweg dringend notwendig.“

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Seit Ende März gibt es die temporäre Radspur in der HafenCity. 182.000 Euro waren für den Bau veranschlagt, rund 118.000 Euro davon für Markierungskosten. Wie aus einer Kleinen Anfrage an den Hamburger Senat hervorgeht, werden rund 37.000 Euro davon aber doch nicht abgerechnet. Sie waren für Minibaken und Leitschwellen gedacht, die nicht gebaut wurden. Mit rund 81.000 Euro für 1850 Meter ist die Lane damit immer noch teurer als die beim Schlump und der Max-Brauer-Allee: Hier kostet die Markierung pro Meter statt fast 44 Euro nur rund 36 und 33 Euro.

Hamburger Behörde: Evaluierung des Verkehrversuchs nach 12 Monaten

Die Verkehrsbehörde will für die Evaluierung des Verkehrsversuchs am Sandtorkai noch abwarten. Eine Stichprobe lasse wegen zeitlicher und saisonaler Schwankungen keinen Rückschluss auf die Nutzung zu. Im Zuge der Evaluation der Pop-Up-Wege werde daher über zwölf Monate hinweg an mehreren Tagen ganztägig das Kfz- und Radaufkommen gezählt. Dann liegen die Erkenntnisse über den Verkehrsversuch vor – und man wird wissen, ob sich die HafenCity-Lane bewährt.

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