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Baukräne und Neubauten im Sonnenlicht
  • 10.000 neue Wohnungen sollen jedes Jahr in Hamburg genehmigt werden – doch davon ist die Stadt noch weit entfernt.
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Das Hamburger Wohnungs-Desaster: So wenig wurde im Jahr 2023 gebaut

Diese Talfahrt ist ebenso alarmierend wie sie abzusehen war: Nachdem das Ziel der 10.000 neu genehmigten Wohnungen für das Jahr 2023 krachend gescheitert war, sieht es bei der Zahl der tatsächlich fertig gestellten Hamburger Wohnungen ebenso düster aus. Woran das liegt, welche Art von Wohnung am meisten gebaut wurde und warum einige Baugenehmigungen inzwischen sogar wieder gelöscht werden mussten.

Die Zahlen des Statistikamtes Nord sind alarmierend: Gerade einmal 5999 neue Wohnungen wurden im vergangenen Jahr fertig gebaut. Das sind 35 Prozent weniger als noch im Jahr 2022 und es ist sogar der niedrigste Wert seit dem Jahr 2012.

So wenige Wohnungen fertig gebaut wie seit über zehn Jahren nicht mehr

Das sei angesichts des Bedarfs auf dem Wohnungsmarkt nicht akzeptabel, kritisiert Marielle Eiffler, stellvertretende Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg. Sie befürchtet außerdem, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird. „Alle Zahlen weisen darauf hin, dass es in Zukunft noch weniger Fertigstellungen von Wohnungen im Jahr werden.“

Denn immerhin präsentierte Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) erst im Januar die desaströsen Neu-Genehmigungen: 5404 Wohnungen wurden im Jahr 2023 bewilligt, fast die Hälfte weniger als im Jahr 2022 und weit weg vom 10.000er Ziel. So eine niedrige Zahl hatte es seit Beginn von Olaf Scholz‘ (SPD) Amtszeit als Hamburger Bürgermeister im Jahr 2011 nicht mehr gegeben. Pein nannte unter anderem die seit der Energiekrise explodierten Baukosten als Grund.

Deshalb sind fast 200 Baugenehmigungen wieder gelöscht worden

Das wirkt sich natürlich auch auf die tatsächlich fertig gebauten Wohnungen aus. Derzeit gibt es insgesamt 24.404 Wohnungen, die zwar genehmigt, aber noch nicht gebaut wurden. „Bauüberhang“ heißt das in Behördensprache. Das Problem: Beginnt nicht innerhalb von drei Jahren nach der Bewilligung der tatsächliche Bau der Wohnung, erlischt die Genehmigung wieder. Das gleiche gilt, wenn mindestens ein Jahr die Bauarbeiten unterbrochen sind. Von diesem Schicksal waren im Jahr 2023 insgesamt 196 geplante Wohnungen betroffen.

Pein nannte die 5999 fertiggestellten Wohnungen am Donnerstag zwar „kein Grund zum Jubeln“. Dennoch falle der Einbruch nach ihrer Sicht weniger drastisch aus als von vielen erwartet. „Trotz Krise wird weitergebaut. Das ist ein gutes Signal und bestätigt uns in unseren jüngsten Anstrengungen, durch bessere Rahmenbedingungen den Wohnungsbau weiter anzukurbeln“, sagte sie.

So viele Sozialwohnungen wurden 2023 in Hamburg genehmigt

Die große Mehrheit der fertiggestellten Wohnungen entstand mit 4481 Stück im Geschosswohnungsbau, das sind Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen. Erst weit dahinter kommen 887 Wohnungen in Ein- oder Zweifamilienhäusern, 252 Wohnungen in Wohnheimen sowie 62 Wohnungen in Büro- oder Betriebsgebäuden.

Unter den neu gebauten Wohnungen befanden sich 1907 Eigentumswohnungen, der Rest wird frei vermietet. Die günstigen Sozialwohnungen der Stadt sind in den Daten des Statistikamtes nicht erfasst.

Gerade auf diese Sozialwohnungen hat die Stadt laut Pein aber ein besonderes Augenmerk gelegt: 2380 von ihnen wurden im Jahr 2023 neu genehmigt. 2160 davon werden im 1. Förderweg für sieben Euro pro Quadratmeter vermietet, der Rest im 2. Förderweg für 9,10 Euro. Die Senatorin bezeichnete das nach dem Tiefpunkt von 2022 als „Trendwende“. Allerdings: Das Ziel der eigentlich vereinbarten 3000 Sozialwohnungen pro Jahr wurde damit auch nicht erreicht.

Linke fordert: Hamburg muss mehr selbst bauen

Heike Sudmann, Wohnungsexpertin der Hamburger Linken, bezeichnet die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im Gegensatz zu Pein nur als „erschreckend“. „Wo sollen all die Menschen, die seit Jahren verzweifelt eine neue Wohnung suchen, noch was finden?“, fragt sie. Laut Mieterverein betrifft das aktuell mehr als 12.000 Personen. 50.000 Menschen lebten zudem als Familien in zu kleinen Wohnungen, dazu kämen die Geflüchteten, die in Zelten und Hallen untergebracht werden müssten.

„Private Investoren wollen nicht bauen, da ihnen die erzielbaren Gewinne zu gering sind“, so Sudmann. Deshalb müsse die Stadt endlich mehr selbst bauen. „Wie am Beispiel der SAGA zu sehen ist, sind die MIeten dieser städtischen Wohnungen über Jahrzehnte hinweg vergleichsweise günstig.“

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