Wohnungsbau-Desaster: Diese Zahlen sind keine gute Nachricht für Hamburg
Die Talfahrt im Hamburger Wohnungsbau beschleunigt sich: Zum ersten Mal seit Jahren hat der Senat sein Ziel von jährlich 10.000 neu genehmigten Wohnungen verfehlt – und zwar krachend. SPD-Bausenatorin Karen Pein hat jetzt einen Plan, wie die Genehmigungen wieder steigen könnten. Viel besser sieht es ihrer Ansicht nach immerhin bei den Sozialwohnungen aus – hier wird es dieses Jahr noch eine große Neuerung geben. Der Mieterverein widerspricht ihr allerdings heftig.
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Die Talfahrt im Hamburger Wohnungsbau beschleunigt sich: Zum ersten Mal seit Jahren hat der Senat sein Ziel von jährlich 10.000 neu genehmigten Wohnungen verfehlt – und zwar krachend. SPD-Bausenatorin Karen Pein hat jetzt einen Plan, wie die Genehmigungen wieder steigen könnten. Viel besser sieht es ihrer Ansicht nach immerhin bei den Sozialwohnungen aus – hier wird es dieses Jahr noch eine große Neuerung geben. Der Mieterverein widerspricht ihr allerdings heftig.
„Angesichts der schlechten Marktlage war es zu erwarten, dass wir die 10.000 Genehmigungen nicht schaffen werden“, sagte Pein am Dienstag im Rathaus. Die Baukosten seien unter anderem aufgrund der Energiekrise explodiert.
So viele Wohnungen wurden im Jahr 2023 genehmigt
Gerade einmal 5404 Wohnungen wurden im Jahr 2023 bewilligt, das sind 46 Prozent weniger als im Jahr zuvor. So eine niedrige Zahl hat es seit Beginn von Olaf Scholz‘ (SPD) Amtszeit als Hamburger Bürgermeister im Jahr 2011 nicht mehr gegeben. Zuletzt war das 10.000er-Ziel 2015 verfehlt worden – allerdings „nur“ um 500.
Von diesen 5404 genehmigten Wohnungen zählen 2380 zu den dringend benötigten, günstigen Sozialwohnungen. 2160 davon sind im 1. Förderweg mit einer Miete von sieben Euro pro Quadratmeter. Der Rest wird im 2. Förderweg in Höhe von 9,10 Euro vermietet. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt aktuell bei 9,83 Euro. Eine große Neuerung: Zum 1. April soll es einen zusätzlichen 3. Förderweg geben. Details dazu nannte die Behörde am Dienstag noch nicht.
Pein spricht bei Sozialwohnungen von „Trendwende“
„Das ist ein gutes Ergebnis“, bilanziert Pein hier. „In keinem anderen Bundesland gibt es im Verhältnis zur Bevölkerung so viele Sozialwohnungen, wie in Hamburg.“ Bei den Bezirken die Nase vorn hat wie die Jahre zuvor Wandsbek mit 962 Sozialwohnungen. Das Schlusslicht bildet Altona mit gerade einmal 24 Wohnungen.
Aufgrund der 2023 deutlich erhöhten Förderung habe Hamburg es laut Pein geschafft, die Zahl der Sozialwohnungen im Vergleich zum Allzeit-Tief im Jahr 2022 zu steigern. Pein spricht deshalb von einer „Trendwende“. Allerdings: Das Ziel der eigentlich vereinbarten 3000 Sozialwohnungen pro Jahr wurde damit auch noch nicht erreicht.
Mieterverein bezeichnet Zahlen als alarmierend
Das will die Opposition nicht durchgehen lassen. „Der Senat verfehlt seine Zielzahlen massiv. Da helfen auch keine schönen Worte, wie ,Trendwende‘ oder Vergleiche mit anderen Städten“, kritisiert Linken-Wohnungsexpertin Heike Sudmann. „Explodierte Baukosten, knappes Baumaterial und die kriselnde Bauwirtschaft lassen den Wohnungsneubau in Hamburg zusammenbrechen.“
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Auch Rolf Bosse, Chef des Mieterverein zu Hamburg, bezeichnet die Zahlen als alarmierend. „Seit Jahren hinkt der Bestand an Sozialwohnungen in Deutschland dem Bedarf hinterher, Hamburg macht da trotz aller Bemühungen keine Ausnahme“, sagte er. Es fehlten in der Hansestadt aktuell mindestens 4700 Sozialwohnungen – Tendenz steigend.
Pein will die Baustandards in Hamburg reduzieren
Um Sozialwohnungen für Bauherren weiterhin attraktiv zu halten, will Hamburg in diesem Jahr 779 Millionen Euro in die Hand nehmen. Ein „Problemkind“ bleibt laut Pein der restliche, frei finanzierte Wohnungsbau.
„Dort löst nicht immer mehr Geld das Problem“, sagte sie. Deshalb setzt sich die SPD-Senatorin dafür ein, dass die Baustandards so weit es geht, reduziert werden. „Von aktuell 7500 Normen sind nur zehn Prozent sicherheitsrelevant.“ Würden diese entschlackt werden, könnte auch billiger gebaut werden. Die Gesetzänderung dazu läuft allerdings auf Bundesebene.