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Große Freiheit 36 mit Plakaten
  • Mehrere Plakate zur Corona-Pandemie hängen am Eingang vom Gebäude des Clubs "Große Freiheit 36" (März 2021)
  • Foto: (c) dpa

Streit um Verschwörungsplakate: Fanprojekt wird abgemahnt

„Meinungsfreiheit ja – Große Freiheit nein!“: Unter diesem Motto kämpft die Jugendhilfeeinrichtung „Fanladen St. Pauli“ gegen eine Abmahnung durch Torsten Engelbrecht von den Musikclubs „Docks“ und „Große Freiheit 36“. Seit gibt es seit Monaten Ärger um die beiden Clubs und ihre Haltung zu den Corona-Maßnahmen. Was ist nun schon wieder los?

Ab Mitte März 2020 waren die Fassaden der beiden Clubs „Docks“ und „Große Freiheit 36“ wochenlang mit Plakaten zugeklebt, auf denen Corona-Maßnahmen kritisiert und Verschwörungsmythen verbreitet wurden. Unter anderem war unter der Überschrift „Bewaffnet euch … mit Wissen“ auf das Medienportal „Ken FM“ verwiesen worden, das Medienberichten zufolge vom Berliner Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft ist.

Konflikt um Hamburger Kult-Musikclubs geht weiter

Dafür hagelte es scharfe Kritik: Veranstalter kündigten an, die Clubs künftig boykottieren zu wollen, das Clubkombinat Hamburg forderte sie in einem offenen Brief auf, sich klarer zu distanzieren. Der Betreiber der beiden Clubs spricht hingegen von einer „Diffamierungskultur“ und beruft sich auf Meinungsfreiheit – hat selber bereits die Plattenfirma „Audiolith“ auf Unterlassung verklagt. Das Unternehmen hatte sich – wie zahlreiche weitere Kulturschaffende – kritisch über die Aushänge geäußert. Die besonders umstrittenen Plakate wurden mittlerweile abgenommen.

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Über einen Blog-Eintrag auf dem St.-Pauli-Fanblog „Magischer FC“ ist nun der Streit über Engelbrecht entfacht, den er ebenfalls per Abmahnung beenden will. Seine Bemühungen um einen sachlichen Dialog seien ignoriert worden, so Engelbrecht zur MOPO. Besonders eine Verbindung zu dem Verschwörungsschwurbler Ken Jebsen streitet er ab. Ihm war in dem Post vorgeworfen worden, in einem Podcast von „Ken FM“ kommentiert zu haben. Das darf der Fanladen St. Pauli per Gerichtsbeschluss nun nicht mehr schreiben, weil Jebsen demnach lediglich einen Artikel von Engelbrecht übernommen habe.

Außerdem will Engelbrecht gegen die Bezeichnung als „Corona-Leugner“ vorgehen. Wie „Verschwörungstheoretiker“ handele es sich dabei um einen reinen Diffarmierungsbegriff, sagt er zur MOPO. Gleichzeitig bestreitet er im Internet eine wissenschaftliche Grundlage für den Lockdown sowie den Sinn von Impfungen und spricht von einem offiziellen Covid-19-Narrativ, das unbegründet sei.

Fanprojekt St. Pauli: Spendenaktion für Anwalts- und Prozesskosten

Das Fanprojekt St. Pauli lässt sich durch Abmahnungen jedenfalls nicht unterkriegen: „Das Blogkollektiv ist auch weiterhin der Überzeugung, dass Strukturen und Argumentationsmuster der Corona-Leugner*innen benannt werden müssen“, heißt es in der Stellungnahme.

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Um die Prozess- und Anwaltskosten zu stemmen, startete es am Samstag eine Spendenaktion – und stieß auf große Unterstützung: Innerhalb von einer Stunde hatten sie angefallenen Anwaltskosten zusammen. Gespendetes Geld, das nicht für die eigenen Kosten gebraucht wird, will das Fanprojekt anderen Institutionen, die in dem Konflikt abgemahnt werden, zur Verfügung stellen.  

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